Brauerei Krug: Krebserregende Stoffe gefunden
15.09.2016, 14:28 UhrInhaber Konrad Krug ist spürbar mitgenommen, auch wenn für den Kunden keine Gesundheitsgefahr besteht, wie er betont. Denn: „Wir sind letztlich das Opfer, obwohl wir nicht das Geringste dafür können.“
Eine routinemäßige Überprüfung in einem Getränkemarkt in Lauf brachte den Stein ins Rollen. „Wir wurden am Montag über das Ergebnis der Analyse informiert“, sagt Krug. Für ihn war klar: Im heimischen Brauprozess entstehen keine Nitrosamine. Sehr wohl aber beim Rösten von Malz.
Mit dem Malz geliefert
Er lag richtig, wie weitere Untersuchungen rasch ergaben. Der gesundheitsgefährdende Stoff war mit einer belasteten Malzlieferung nach Breitenlesau gelangt. Sie stammt von einem Lieferanten, mit dem die Familie Krug schon seit 25 Jahren zusammenarbeitet. Ohne jede Beanstandung. Dennoch hat Krug die Geschäftsbeziehung mit sofortiger Wirkung beendet. Trotz eines laufenden Vertrages: „Das geht gar nicht anders, so etwas darf nicht vorkommen.“
Und das kann es im Normalfall auch nicht, sagt er. Weil Mälzereien mindestens viermal pro Jahr kontrolliert und Proben im Labor überprüft werden. Manche lassen sich auch sechs Mal oder noch häufiger testen. Und wer ganz auf Nummer sicher gehen wolle, behandle das Malz nach dem Rösten mit Schwefel - „dabei werden eventuell vorhandene Schadstoffe wie das Nitrosamin neutralisiert“.
Geringe Menge beanstandet
Es geht um eine überschaubare Menge Bier. Es geht um eine Charge mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 2., 3., 8. und 10. Dezember 2016. Krug startete umgehend eine Rückrufaktion. Eine größere Sache: „Wir sind bundesweit in 300 Getränkemärkten vertreten, sind bei großen Ketten wie Rewe oder Metro im Angebot.“ Die Resonanz war bescheiden – lediglich vier, fünf Kisten kamen zurück, der Rest war schon verkauft.
An den jeweiligen Regalen ist jetzt ein Informationsschreiben zu finden. Jeder Kunde, der Bier aus der betroffenen Charge gekauft hat, kann es zurückbringen, erhält den Kaufpreis erstattet.
Doch damit nicht genug. Krug, der seit Tagen kaum ein Auge zugemacht hat, drehte das ganz große Rad. Ließ im Speziallabor in der Bierhochburg Weihenstephan seine gesamte Produktpalette unter die Lupe nehmen – „die haben fast nur noch für uns gearbeitet“.
Am Mittwochvormittag dann die erlösende Nachricht: „Wir sind in jeder Hinsicht eine saubere Brauerei, bei den Analysen wurde nicht das Geringste festgestellt.“
Schnell in Ruin treiben
Das beruhigt ein wenig nach diesen turbulenten Tagen. Aber so richtig frei durchatmen kann Kultbrauer Krug, dessen fast schon legendärer Gerstensaft längst auch im hohen Norden und sogar in Übersee verkauft wird, noch nicht: „So etwas kann dich in den Ruin treiben, wenn es dumm läuft“, sagt er.
Und da helfe es auch nicht, dass die Nitrosaminwerte für niemand eine echte Gefahr darstellten, „außer man trinkt über einen längeren Zeitraum zehn, 15 Liter am Tag“. Da helfe es auch nicht, dass der Richtwert in den USA mit fünf Milligramm zehn Mal so hoch angesiedelt sei wie in Deutschland. Oder dass dunkelbraun frittierte Pommes weit mehr Nitrosamin enthielten, als das betroffene Lagerbier.
Vorbildlich verhalten
In einem Punkt ist sich Krug sicher: „Wir haben schnellstmöglich alles unternommen, was in unserer Macht stand.“ Dies hätten ihm auch die Behörden ausdrücklich bestätigt: „Sogar von der Regierung hieß es, unser Verhalten sei vorbildlich.“
Konrad Krug hofft nun, dass seine Kunden das auch so sehen. Und er sagt es noch einmal: „Das eigentliche Opfer sind wir.“
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