Hut ist Markenzeichen von Johann Leißner
13.02.2008, 00:00 Uhr
Beim Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten wenige Tage vor dem runden Geburtstag sagte Leißner, seine Arbeit in der Kommunalpolitik war wesentlich davon geprägt, «dass ich gute Leute im Rathaus hatte. Mein ,Regierungsstil‘ war, die Richtlinien, die mir die Gemeinderäte vorgaben, zufriedenstellend auszuführen und dabei zwischen notwendigen und wünschenswerten Maßnahmen zu unterscheiden».
Heuer werden es bereits zwölf Jahre seit dem letzten Arbeitstag für Leißner, der damals am 1. Mai bis 22 Uhr dauerte. Denn es war ihm sehr wichtig, seinem Nachfolger Gerhard Ankenbrand alles geordnet zu übergeben. Im NN-Gespräch, das Leißner mit viel Humor würzte, bekannte er sich auch zu dem damaligen Eintrag in sein Tagebuch. Dieser lautete «Leb wohl Gemeinde».
Und seitdem vermisste der Land- und Gastwirt die Rathausluft seinem Bekunden nach überhaupt nicht. Das Ergebnis der Marktratssitzungen liest Leißner zwar in der Zeitung - aber ohne eigenen Kommentar hierzu.
Bei einer kurzen Rückblende in seine Schulzeit erinnert sich das nun betagte Geburtstagskind daran, dass alle 52 Schulkinder in einem Raum in Ranna die Schulbank drückten, den Lehrern häufig die Hand ausrutschte und es einen ständigen «Kampf» mit der Rechtschreibung gab. «Die Rechtschreibung hat mich beinahe so verfolgt wie die Erbsünde», schmunzelt der Altbürgermeister.
Nichtsdestotrotz hat Leißner den Stift noch in der Hand als Schriftführer der Jagdgenossenschaft, der Wegebaukasse und beim Wasserzweckverband der Pegnitzortschaften.
Im Jahr 1930 wurde das Anwesen in Mosenberg erworben. Leider sei sein Vater, Michael Leißner, der von 1906 bis 1933 Bürgermeister war, schon 1937 im Alter von 63 Jahren gestorben. Der kleine Hans war da gerade mal neun Jahre jung.
Später besuchte Johann Leißner die Höhere Landwirtschaftsschule in Triesdorf. Dort wurden die Schüler unter anderem auch wieder in Rechtschreibung gedrillt und mit «Faust» in die Literatur eingeführt. 1950 wurde mit Ehefrau Hedwig Hochzeit gefeiert und nach und nach vergrößerte sich die Familie um vier Kinder. «Nach dem Tod meiner Frau Hedwig vor vier Jahren werde ich bestens von Schwiegertochter Gabi und Sohn Karl umsorgt, sagt der Altbürgermeister beim NN-Besuch.
Zum Thema Rauchverbot in seinem Gasthaus «Zum Bahnhof» in Mosenberg konnte Leißner Diskussionen mit einem Für und Wider hören, aber es wird trotzdem in Kauf genommen. Er selbst rauche nicht, denn seine Mutter habe ihm in der Jugend die Zigaretten abgenommen und in den Ofen geschmissen. Da war aber noch eine Schnupftabakdose vom Vater, durch die der Altbürgermeister zum Schnupfen kam.
Und wird der Fernseher oft eingeschaltet? Leißner erzählt, dass er gern auf Bayern 3 «Krampf», wie zum Beispiel «Herbert und Schnipsi» anschaut. Reiselust verspürte Johann Leißner selten. Beim Amerikabesuch bei Verwandten zusammen mit Ehefrau Hedwig schauten sich am dritten Tag beide vielsagend an. Der Altbürgermeister: «Ich fragte Hedwig, was sie denkt. Hans, am liebsten möchte ich gleich nach Hause. Und genau den gleichen Gedanken hatte ich im Kopf.» Man blieb dann aber doch acht Tage.
Ansonsten fühlten sich die Leißners im heimischen Umfeld am wohlsten. Quasi ein Markenzeichnen des Altbürgermeisters sind auch die verschiedenen Hüte, die er allzugern trägt. Seine jetzige Tätigkeit bezeichnet Leißner selbst als «Acker- und Holzknecht», weil er immer noch für die Küche und die heimische Hackschnitzelheizung den Brennstoff aus dem eigenen Wald besorgt. SABINE RÜHL