Körbeldorf: Urlauber wohnen im früheren Schweinestall
03.04.2017, 17:53 UhrDas Café Cosima ist zwar kein öffentliches Lokal, kann aber für Veranstaltungen jeglicher Art gemietet werden. Es dient vornehmlich als Aufenthaltsraum ihrer Gäste, die in den Ferienwohnungen "Urlaub auf dem Bauernhof" verbringen.
Im Cafè Cosima, das nach dem Vornamen der 13-jährigen Tochter der Wittmanns benannt ist, fand nun auch die Mitgliederversammlung der "Anbietergemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof" in der Fränkischen Schweiz statt; neun der 39 Mitglieder waren gekommen.
Einen Bauernhof mit Kühen und Schweinen haben die Wittmanns längst nicht mehr. Früher hatte in Körbeldorf fast jede Familie eine Landwirtschaft. Heute sind es gerade einmal noch drei Vollerwerbslandwirte, die die meisten Felder von den anderen ehemaligen Bauern gepachtet haben.
Nachfrage ist groß
Was lag näher, als aus dem stillgelegten Schweine- und Kuhstall eine Ferienpension mit Ferienwohnungen zu machen. Die Nachfrage nach den Ferienwohnungen der Wittmanns ist groß. "Ein großer Vorteil von Körbeldorf ist die Nähe zu Pegnitz", sagt Karin Wittmann. Denn mit der Pegnitzer Justizschule hat sie einen Vertrag.
Und so kommen gerade in der eher ruhigen Zeit viele Studenten der Justizakademie, um die begehrten Ferienwohnungen zu belegen. Über Ostern und im Sommer werden die Ferienwohnungen dann an die klassischen Touristen vermietet, darunter auch viele Stammgäste. In der restlichen Zeit füllen Monteure ihre Betten.
Die Familie hat viel investiert. Tochter Cosima hat schon Pläne, wie man den ehemaligen Heuboden, der sich früher über dem Schweine- und Kuhstall befand, umgestalten kann. Die Ferienwohnungen haben inzwischen die Einkünfte des früheren Bauernhofs voll und ganz ersetzt.
Mitgliederzahl sinkt
Groß Werbung machen müssen die Wittmanns für ihre Ferienwohnungen nicht mehr. Dennoch ist Karin Wittmann nach wie vor Mitglied bei der "Anbietergemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof in der Fränkischen Schweiz".
Geschäftsführer Joachim Grau vom Bauernverband aus Forchheim musste in seinen Rechenschaftsbericht allerdings vermelden, dass sich die Anzahl der Mitglieder von 42 auf 39 verringert hat. Dies liegt zum einen daran, dass einige als Zimmervermieter aufhörten, zum anderen, dass es einfach zu teuer wurde. Zwei Mitglieder hatten aus Kostengründen ihre Mitgliedschaft gekündigt.
Die geringsten Kosten sind noch der Beitrag für die Anbietergemeinschaft selbst. Hinzu kommen aber noch Kosten für den Landesverband, den Katalog und den Internetauftritt. Letzter wird inzwischen gemeinsam von der Anbietergemeinschaft und dem Verein "Urlaub auf dem Bauernhof in der Fränkischen Schweiz" betrieben, der laut Grau inzwischen gut ankomme.
"Die Austritte kommen aufgrund der finanziellen Belastungen durch die Mitgliedsbeiträge, den Katalog und den Internetauftritt", bestätigt Vorsitzende Anni Reichold aus Ortspitz. Der Anteil der Einkünfte der Landwirte aus Ferienhofvermietung macht bayernweit bereits 50 Prozent; und 94 Prozent aller bayerischen Betriebe sind damit sehr zufrieden.
Mitglieder drohten mit Austritt
Die Vorgabe des Landesverbands Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern mit Sitz in München, auf Fränkischer Ebene eine Bürokraft einzustellen, konnte nicht umgesetzt werden. Starker Gegenwind kam dabei vor allen aus der Rhön. Dort drohten die Mitglieder deshalb komplett aus dem Verband auszutreten.
Auch eine zentrale Feier unter dem Thema "Blüten" fand anlässlich der 25-Jahr-Feier des Landesverbands auf fränkischer Ebene im letzten Jahr nicht statt. Man fand einfach keinen geeigneten Bauernhof dafür, so Anni Reichold. Nächstes oder übernächstes Jahr soll es dann die 25-Jahr-Feier der Anbietergemeinschaft geben.
Höhepunkte im letzten Geschäftsjahr waren die Teilnahme am zentralen Landwirtschaftsfest in München und die Grüne Woche in Berlin. Wie Susanne Pingold aus Gräfenberg meinte, fehlt in der Fränkischen Schweiz das Angebot der Übernachtungen mit Frühstück. Weniger werden auch die Nachfragen von Familien mit Kindern, dafür wollen aber immer mehr ihren Hund mitbringen, berichtete Pingold.
Probleme eines Ahorntaler
Zweiter Vorsitzender Klemens Zutt aus Adlitz im Ahorntal berichtete, dass er eine Abmahnung eines Rechtsanwalts bekommen habe und nun 1300 Euro zahlen solle, da ein Gast illegal ein Lied aus dem Internet über seinen Internetzugang heruntergeladen habe.
Um dies in Zukunft auszuschließen, riet Zutt sich dem Beschützerportal "Freifunk Franken" anzuschließen und einen Router zwischenzuschalten. Lisa Christ vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten informierte über Qualifizierungsmaßnahmen. Von der Tourismuszentrale gab es lediglich einen schriftlichen Bericht.
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