Kormoran bedroht Existenz der Teichwirte
08.02.2010, 00:00 Uhr
«Viele Teichwirte gehen bankrott und können nicht mehr vom Ertrag ihrer erzeugten Fische leben», sagte Karl-Peter Schwegel, Haupterwerbsteichwirt aus Wüstenstein (Landkreis Forchheim) bei der Jahresversammlung der Teichgenossenschaft Oberfranken in Himmelkron. Schwegel sprach von Verlustraten von mittlerweile bis zu fast 90 Prozent. Es dürfe auf keinen Fall so weitergehen, sonst wird es in 20 Jahren keine Teichwirtschaft mehr geben, warnte Schwegel in einem dramatischen Appell.
An sich sei der Kormoran kein böses Tier, sagte Vorsitzender Peter Thoma aus Thiersheim. Niemand wolle den Vogel ausrotten, doch das Problem seien vielmehr die überzogenen Schutzmaßnahmen, die den Teichwirten das Leben schwer machen. Darauf hatte die Regierung von Oberfranken mittlerweile reagiert.
Abschuss erweitert
Sie war den Teichwirten entgegengekommen, als dass die Behörde auch am Main und seinen Nebenflüssen die Möglichkeiten zum Abschuss von Kormoranen erweitert hatte. Die Regierung habe damit die existentiellen Sorgen der Teichwirte erkannt, so Robert Klupp von der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken. Das Problem müsse dennoch weiter auf der Tagesordnung bleiben. Grund dafür ist, dass weiteres Ungemach von Seiten des Naturschutzes droht.
Vorsitzender Thoma sprach von Problemen mit Reihern, Bibern oder Fischottern, die ebenso wie der Kormoran Teichanlagen zerstören oder komplett leer fressen. «Der Fischotter als an und für sich putziges Tierchen gefährdet uns massiv» sagte Bernhard Feneis vom Fischgesundheitsdienst. Er nannte als Beispiel das Bundesland Brandenburg, wo der Otter bereits in Massen auftritt und die Teiche komplett leert. Erste Ottervorkommen in Oberfranken gebe es bereits im Landkreis Wunsiedel. Es werde nicht lange dauern, bis sich der Fischotter von Tschechien aus weiter auf den Regierungsbezirk ausdehnt. Schutzmaßnahmen in Form von Netzen oder Zäunen erteilte Feneis eine klare Absage: «Erst werden die Teiche wegen des Kormorans überspannt, dann sollen sie wegen des Fischotters eingezäunt werden. Wollen wir diese Fischgefängnisse in der Natur wirklich?»
Thoma und Feneis riefen deshalb dazu auf, den Menschen begreiflich zu machen, dass auch unter der Wasseroberfläche schützenswertes Leben in breiter Vielfalt existiert und dass die Teichwirtschaft damit einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt beiträgt. «Wir schaffen Lebensräume für Fische über Amphibien bis hin zum Eisvogel und schützen den gesamten Lebensraum Wasser», sagte Feneis. Als «Dinosaurier des Naturschutzes» bezeichnete er die Gruppierungen, die sich lediglich für den Schutz einer einzigen Tierart wie dem Kormoran aussprechen.
Erste Auswirkungen der Bedrohungen musste die Teichgenossenschaft Oberfranken bereits im (geringfügigen) Rückgang ihrer Mitgliederzahlen auf knapp unter 900 hinnehmen. Viele davon seien Landwirte im Nebenerwerb, etwa 40 erzielen durch die Teichwirtschaft einen wesentlichen Teil ihres Einkommens. Reine Teichwirte gebe es nur zehn, so der stellvertretende Vorsitzende Manfred Popp.
Als Hauptaufgabe der Teichgenossenschaft bezeichnete es Vorsitzender Thoma deshalb, den Absatz von heimischen Fischen durch gezielte Marketing-Maßnahmen voranzutreiben. Gerade bei jüngeren Leuten müssen die Akzeptanz für Süßwasserfische gesteigert werden.