„Muck“ lebt seit 25 Jahren auf dem Gnadenhof

29.01.2015, 11:22 Uhr
„Muck“ lebt seit 25 Jahren auf dem Gnadenhof

Etwa 600 Dosen Hundefutter stehen im Hof. „Die reichen zehn Wochen“, sagt Monika Pracht, dann macht sie ein Tor auf, geht zu den Pferden und begrüßt jedes einzelne. In einem Unterstand steht der hellbraune kleine Muck. „Wir haben ihn damals mit sieben Monaten aus einem Zirkus gerettet“, erzählt Monika Pracht und streichelt das Tier.

Genau wie Monika Pracht lebt Muck seit 25 Jahren auf dem Hof. Er ist von Anfang an dabei. Rund 800 weitere Tiere kamen in den folgenden 25 Jahren dazu. Über 600 davon wurden bereits eingeschläfert, Monika Pracht war — wenn es möglich war — immer selbst dabei.

Sie hat eigentlich kein Lieblingstier, sie schätzt alle und will jenen, die oft schwer misshandelt worden sind, ein neues, gutes Zuhause bieten. „Für die Tiere beginnt hier meistens ein zweites Leben.“ Doch ein besonderes Tier gibt es dann doch: Muck. Denn er war eines der ersten Pferde, das Pracht rettete. Damals wohnte sie mit ihrer Familie noch in Heroldsbach, doch hier fehlte der Platz.

Daher kaufte die Familie Pracht 1990 dann das Haus in Stein bei Horlach. Mit einer Ziege, drei Hunden, zwei Papageien und zwei Chinchillas sowie Pony Muck zogen sie hierher. Pracht war bereits im Tierschutz aktiv, unter anderem als Vorsitzende von „Menschen für Tierrechte“.

Im Raum Pegnitz baute sie dann ihre Aktivität aus. „Es wurden immer mehr Tiere, erst 15, dann 20, dann 25 und jetzt sind es rund 140.“ Die ersten Jahre bewältigte die 61-Jährige fast alles alleine, mit Unterstützung ihrer Tochter, finanziert wurde alles privat.

Doch nach dem Tod ihres Mannes, 2005, fehlte das Geld. „Alles was ich an finanziellen Sicherheiten hatte, ist hier hinein geflossen. Aber ich habe keinen Cent davon bereut.“

Rund 800 Mitglieder

Mittlerweile sind rund 120 000 bis 130 000 Euro jährlich erforderlich. „Futter, Tierarzt, Instandhaltung“, zählt Pracht auf. Auch drei Helfer hat sie angestellt, dazu kommen zahlreiche Ehrenamtliche, die in der Freizeit helfen, Vögel, Hunde, Katzen, Pferde oder Gänse zu versorgen.

Finanziert wird nun alles durch Spenden. Gegründet wurde ein Förderverein, der mittlerweile rund 800 Mitglieder hat. „Die kommen aus ganz Bayern, aus Pegnitz sind keine 200 dabei“, sagt Pracht. Firmen und auch viele Privatleute unterstützen zudem den Gnadenhof. Für die Tiere werden auch Patenschaften vergeben. Und ab und zu fließt Geld aus Erbschaften. Vor einiger Zeit hatte ein Notar bei Monika Pracht angerufen, eine Frau hatte dem Gnandenhof 50 000 Euro zweckgebunden für ein Katzenhotel hinterlassen. „Das wollte ich schon immer machen, damit stand die Finanzierung.“

2013 wurde davon ein Haus bei Obertrubach gekauft, indem nun elf Katzen ein neues zu Hause gefunden haben. „Wir haben immer wieder Anfragen, aber derzeit können wir nicht mehr aufnehmen.“

Auch für den Gnadenhof selbst ist die Nachfrage groß: „Täglich werden rund 15 Tiere angeboten.“ Pracht ist vor allem darüber verärgert, wie viele Menschen mit den Tieren umgehen: „Die schieben sie ab und werfen sie weg. Immer wieder höre ich: Wenn Sie das Pferd nicht nehmen, dann lassen wir es schlachten.“

Pracht vermittelt, aber aufnehmen kann sie derzeit kein Tier, denn Haus und Garten sind voll. „Erst wenn wieder eines stirbt, können wir ein Neues aufnehmen.“

Die Tierschützerin legt vor allem Wert darauf, dass der Gnadenhof nicht vergleichbar mit einem Tierheim ist. Kommt ein Hund, eine Katze, ein Vogel oder ein Pferd auf den Hof, dann bleiben sie bis zum Ende. Pracht selbst kennt alle Bewohner beim Namen, kennt dazu die meist schrecklichen Geschichten, die dahinter stecken. „Man muss sich wundern, wie schnell die sich hier wieder erholen“, sagt sie und streichelt Molly, der fünfjährige schwarze Hund lebte früher mit rund 300 weiteren auf einer Fläche von 400 Quadratmetern.

Jetzt hat Molly im ehemaligen Wohnzimmer von Monika Pracht ein neues zu Hause gefunden. Ein altes Sofa ist sein Schlafplatz und Auslauf hat er im Garten. Doch nicht nur rund zehn Hunde leben im Wohnzimmer, auch für etliche Vögel wurde hier ein großer Käfig aufgebaut.

Mit ihren 61 Jahren hat Monika Pracht nun weitere Pläne: „Wir müssen natürlich versuchen, hier alles zu halten, aber mein Traum wäre ein Bauernhof, wenn ich genug Geld und Leute hätte, würde ich sofort ein Altersheim für Kühe aufmachen“, sagt sie. Pracht hofft, dass auch dieser Traum demnächst durch eine Erbschaft in Erfüllung gehen wird.

Das Jubiläum soll am 19. September groß gefeiert werden. Geplant ist ein Fest für Helfer, Sponsoren und Unterstützer. Zudem wird demnächst ein neues Buch über die Schicksale der Tiere erscheinen.

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