Pegnitz: Auch Flüchtlinge erleben Leid und Schmerz nach Terror-Attacken

14.08.2016, 14:31 Uhr
Pegnitz: Auch Flüchtlinge erleben Leid und Schmerz nach Terror-Attacken

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Weit über 50 Zuhörer kamen. Die Integration in einer Kleinstadt wie Pegnitz biete weitaus bessere Voraussetzungen als in den großen Ballungszentren, sagte Bürgermeister Uwe Raab. Nur über den ständigen gemeinsamen Austausch könne Vertrauen entstehen. Mit ihren Taten und Worten hätten die geflüchteten Menschen in Pegnitz bereits gezeigt, dass sie den Willen besitzen, sich in Pegnitz zu engagieren und zu integrieren.

Veronika Kobert, die Integrationsbeauftragte für Pegnitz, sagte, dass aktuell 105 Geflüchtete aus elf Ländern Afrikas und des Nahen Ostens in den Gemeinschaftsunterkünften sowie 25 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Wohngruppen im ehemaligen Milchhof und im Kleinen Johannes leben. Erste Erfolg ihrer viereinhalbmonatigen Arbeit seien die Gründung der Mittwochs- und Freitagstreffs im Schülercafé Bartl.

Fußballteam gegründet

Außerdem haben sich eine Trommelgruppe und eine internationale Fußballmannschaft gegründet. Ihre eigene Wohnerfahrung als Aussiedlerin im „Blauen Haus“ sei „ein Türöffner bei den heutigen Flüchtlingen“.

Dekan Gerhard Schoenauer erläuterte, wie mit dem Pegnitzer Integrationskonzept „Lehrpfade in die Stadtgesellschaft“ die Verantwortlichen der Landeskirche überzeugt werden konnten, einen erheblichen Geldbetrag dafür zur Verfügung zu stellen. Dieser ergänze die Einlagen aus der Pegnitzer Wirtschaft, der Stadt Pegnitz und vieler weiterer privater Spenden. So könne eine mehrjährige Beschäftigung von Kobert finanziert werden.

Aziz Waraba (30) bedankte sich in gutem Deutsch im Namen aller in Pegnitz untergebrachten Menschen für die herzliche Aufnahme und die Hilfsbereitschaft, die ihnen vom Unterstützerkreis und Stadt entgegen gebracht wird. Man fühle sich in Pegnitz bestens aufgenommen, so Waraba. Er selbst spielt beim FC Pegnitz Fußball.

Ursula Reinhardt, Kirchenpflegerin in der katholischen Pfarrei Herz Jesu, gab bekannt, dass in Kürze mit der Fertigstellung zweier Wohnungen im Pfarrhaus Pegnitz zu rechnen ist, die mittels der Unterstützung eines erzbischöflichen Fonds aufwendig renoviert werden konnten. Diese stünden ausdrücklich anerkannten Flüchtlingsfamilien zur Verfügung.

Die Sorge eines Bürgers, dass die Toleranz gegenüber dem Christentum in den Flüchtlingskreisen nicht sehr ausgeprägt sei, wurden von anderen Gesprächsteilnehmern vehement verneint. Bürgermeister Raab appellierte an die Flüchtlinge, bei Hinweisen auf mögliche Radikalisierung, Gewalt oder terroristischer Tendenzen von Einzelnen diese weiterzugeben und sich an Vertrauenspersonen oder die Polizei zu wenden.

Schadet der Integrität

Veronika Kobert schilderte dazu aus ihren Gesprächen nach den Anschlägen von Würzburg, München und Ansbach, dass von den Flüchtlingen Leid und Schmerz erlebt werde, wenn im Namen des Islam Terrorakte geschehen. Das schade auch ihrer Integrität und ihrem Vertrauen, so die Flüchtlinge.

Renate Steinhagen vom Pegnitzer Unterstützerkreis berichtete, dass bereits sechs Wohnungen, zwei in Pegnitz und vier in Bayreuth, mit gespendeten Möbeln komplett eingerichtet werden konnten. Sie wünscht sich, dass die Geflüchteten in Pegnitz bleiben, auch wenn die Sehnsucht nach der Großstadt bei vielen vorhanden sei. Roman Markert, stellvertretender Dienststellenleiter der Pegnitzer Polizeiinspektion, bestätigte, dass in Pegnitz keinerlei Sicherheitsprobleme erkennbar seien. Es gäbe zwar ab und an Reibereien innerhalb der Unterkünfte, aufgrund der Situation und des beengten Zusammenlebens sei dies aber nachzuvollziehen.

Charly Rotmann vom Verein Condrobs, der die minderjährigen Flüchtlinge in der Einrichtung im Kleinen Johannes betreut, berichtete von einer gewissen Zurückhaltung und Scham der Jugendlichen unbeschwert in die Pegnitzer Welt hinaus zu gehen. „Wenn sie aber mal aufgetaut sind, haben sie hier große Freude.“ Sie bräuchten aber mehr Vereinskontakte. Bürgermeister Raab forderte die Geflüchteten eindringlich auf, die deutsche Sprache als Schlüssel zur Integration zu lernen.

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