Pegnitzer Wortspiele: Jüdisches Alltagsleben in Deutschland

26.02.2016, 17:46 Uhr
Pegnitzer Wortspiele: Jüdisches Alltagsleben in Deutschland

© Andrea Pauly

Die Autorin und Schauspielerin hat eine ganz eigene Art, mit ihrem Jüdisch-Sein in Deutschland umzugehen. Sie nimmt die Geschichte ihres Volkes ernst und zugleich mit Humor.

„Bei uns zu Hause ist vom Kriegsende nichts zu spüren. Und zu Hause ist Realität.“ Ihre jüdische Religion, die für sie mehr Identität ist, bestimmt ein Stück weit ihr Leben und ihre Bücher – und ihre Familie. Bei den Wortspielen gab die in Zagreb geborene Wahl-Berlinerin Einblicke in das Chaos ihrer jüdisch-deutschen Familie. Sie votierte dafür, die Täter-Opfer-Betrachtung zu beenden: „Die Täter sind tot und ich bin kein Opfer.“

In „Titos Brille“ schreibt Altaras über die Erlebnisse ihrer jüdischen Vorfahren. In „Doitscha – eine jüdische Mutter packt aus“ gewährt sie ihren Lesern einen tiefen Einblick in ihre eigene Familie: sie selbst, aufbrausend, impulsiv, Türen knallend, sentimental, die beiden pubertierenden Söhne, die anstrengende Schwiegermutter, und ihr Mann, der stoische und gründliche Westfale.

„Juden haben es in einer deutschen Familie schwer, ein Deutscher in einer jüdischen Familie ungleich schwerer.“ Er ist der Namensgeber des neuen Buches, denn ihre Söhne sprechen den Vater ab und an respektlos mit „Ey, Doitscha!“ an.

Die Zuschauer profitieren davon, dass Altaras Schauspielerin ist. Sie berlinert, verfällt in den Akzent von Russlanddeutschen, sie singt – alles mit durchdringender Stimme.

Mit den Auszügen aus ihren beiden Büchern bringt sie den Besuchern in der Stadtbücherei näher, wie es sich anfühlt, Jüdin in Deutschland zu sein. Und sie wagt eine Gratwanderung. Mal beschreibt sie das Chaos rund um die Bar Mizwa, die Feier zur Religionsmündigkeit ihres Sohnes, mit viel Humor, mal beschreibt sie die Auflösung der Wohnung ihrer Mutter. Deren Urkunden reichen vom KZ-Ausweis zum Bundesverdienstkreuz und spiegeln eine ergreifende Biografie wider.

Altaras wählt provozierende Worte, schreibt selbstironisch über das „auserwählte Volk“ und mit erstaunlicher Leichtigkeit über die Spätfolgen des düsteren Kapitels der deutschen Geschichte, ohne je zu verharmlosen.

Aber sie wird auch politisch: „Juden und Deutsche müssen sich neu begegnen“, fordert sie. Sie will, dass man versteht, wie die Generationen zusammenhängen und dass nicht alles auf Religion basiert. „Es ist egal, ob man jüdisch ist oder nicht“, die Kinder und Kindeskinder bekämen die Traumata der Eltern und Großeltern sowieso mit.

Und so geht’s weiter

Das weitere Programm der Literaturreihe „Wortspiele“: Mittwoch, 2. März, 15 Uhr, Stadtbücherei: „Krabat der Hexenmeister“ mit dem Figurentheater Piccolo Teatro Espresso, ab acht Jahre. Karten kosten vier Euro für Kinder, fünf für Erwachsene, an der Tageskasse einen Euro mehr.

Dienstag, 5. April, 19.30 Uhr, Stadtbücherei: Das Schlosstheater Thurnau spielt „Unsere Frauen“, ein Werk über Freundschaft, Moral und Selbsterkenntnis, unter der Regie von Wolfgang Krebs. Karten kosten im Vorverkauf 15, an der Abendkasse 17 Euro. Freitag, 15. April, 19.30 Uhr, Bäckerei Schorner, Lindenstraße 17: Kulinarische Lesung bei „Brot und Buch“. Informationen unter Telefon (0 92 41) 21 83, Karten kosten im Vorverkauf acht Euro.

Sonntag, 17. April, 15 Uhr, Altenstädter Schloss: Kuscheltierkonzert „Der Karneval der Tiere“ für Kinder ab vier Jahren, mit Musik von Camille Saint-Saens, mit Christoph Soldan und Berthold Mann-Vetter am Klavier. Karten im Vorverkauf kosten für Kinder vier und für Erwachsene sechs Euro, an der Tageskasse jeweils einen Euro mehr.

Tickets gibt es im Kulturamt unter Telefon (0 92 41) 7 23 23.

Keine Kommentare