Räuberbande trieb in der Fränkischen Schweiz ihr Unwesen

17.05.2013, 16:55 Uhr
Räuberbande trieb in der Fränkischen Schweiz ihr Unwesen

© Weichert

Wie Hübner betonte, greife diese Ausstellung ein sozialgeschichtliches Thema auf und der rote Faden durch diese Ausstellung ist der 1754 in der oberpfälzischen Marktgemeinde Mantel geborene und 1801 in Amberg hingerichtete Räuberhauptmann Franz Troglauer, der mit einer über 180-köpfigen Räuberbande auch in der Fränkischen Schweiz sein Unwesen getrieben hat.

Ebenfalls aus Mantel stammt der Historiker Bernhard Weigl, der über Troglauer und dessen Diebesbande ein Buch geschrieben hat und dem nun diese Ausstellung auch zu verdanken ist. Weigl, der dem Museumsteam auch seine Unterlagen zur Verfügung gestellt hat, war selbst zur Ausstellungseröffnung gekommen und wird am kommenden Mittwoch, 22. Mai, um 19.30 Uhr auch der Auftaktredner einer langen Vortrags- und Kulturreihe im Museum sein. Der Titel von Weigls Vortrag am Mittwoch im Haus der katholischen Kirchenstiftung Tüchersfeld lautet „Der Galgen ist mein Grab: Auf den Spuren der Räuberbanden des Franz Troglauer durch Franken und die Oberpfalz.“

29 Studenten mitgearbeitet

An der Entstehung der Ausstellung mitgearbeitet haben auch 29 Studenten der Universität Würzburg. Die großen Räuberholzfiguren, die entlang der Bundesstraße 470 auf diese einmalige Ausstellung hinweisen, wurden von Jugendlichen ohne Ausbildung des beruflichen Schulzentrums Kulmbach nach den Vorlagen von Desiree Reiling, die ein freiwilliges Jahr der Denkmalpflege im Museum ableistet, angefertigt. Insassen und Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Bayreuth haben nach historischen Plänen ein Modell des ehemaligen Zuchthauses St. Georgen nachgebaut, das auch in der Ausstellung zu sehen ist.

Die Schau setzt sich mit den Tatbeständen und ihren unterschiedlichen Bewertungen seinerzeit und heute, mit den Verwaltungs- und Justizstrukturen, der Fahndung und Ahndung, vom Übergang von Leib- und Todes- zu Haftstrafen bis hin zur Erkenntnis der Ursachen der Kriminalität auseinander, so Museumsleiter Rainer Hofmann. Von fast 40 Leihgebern sind in der Ausstellung die unterschiedlichsten Exponate, vom Galgen bis zur Schandmaske, vom Räuber bis zum Kleid einer Räuberin oder von Folter- bis zu Fesselwerkzeugen zu sehen. Zu sehen sind auch Dinge des täglichen Lebens, wie Kleidung, Waffen, Werkzeuge oder Symbole der Autorität. Die Ausstellung beschäftigt sich aber auch mit der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts, einer Epoche mit Kriegen, Seuchen und Naturkatastrophen.

Hohe Kriminalität

Ein Großteil der Menschen damals konnte sich ihr Überleben nur mit kleinen Gelegenheitsdiebereien auf Märkten sichern. Die überlieferten Fakten sprechen für eine hohe Kriminalitätsrate. Müßiggang, Bettelei und Rumtreiberei galt damals schon als Delikt und Zigeuner lebten besonders gefährlich, weil ihnen der Strick schon beim Betreten eines anderen Territoriums drohte. Die Ausstellung geht aber auch auf die soziale Herkunft der Diebe und Räuber ein. Sie stellt ausgewählte Verbrecher heraus und geht auf die unterschiedlichsten Delikte und deren Wertung ein.

Ein Höhepunkt der umfangreichen Veranstaltungsreihe, die diese Ausstellung begleiten wird, können die Besucher am 13. und 14. Juli im Museum miterleben. Jeweils einen ganzen Tag lang werden sie dann durch rund 30 Personen in authentischen Kostümen in das 18. Jahrhundert zurückversetzt. Und zwar mit Modenschauen, Tanzvorführungen und Lektionen in der Gaunersprache. Zur Ausstellung ist auch wieder ein Juniorforscherheft für die Zielgruppe von Schülern von der vierten bis sechsten Klasse erschienen, das es für einen Euro im Tüchersfelder Museum gibt. Herausgebracht wird auch noch ein Katalog zu dieser Ausstellung.

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