Rettet Pegnitzer das PPP?

10.12.2010, 13:00 Uhr
Rettet Pegnitzer das PPP?

© Irene Lenk

Dr. Stöcker richtete 2006 in seinem Pegnitzer Elternhaus eine Servicestation für „Euroimmun“ zur Gerätewartung und ein Schulungszentrum für Laborgeräte ein. Damals erwartete er pro Jahr 500 Interessenten zur Schulung. Sie könnten bald im renovierten PPP nächtigen.

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Hotelier Andreas Pflaum nennt keinen Namen zum Investor, spricht aber von einem Glücksfall, zu 99 Prozent gesichert. Er selbst wird dem Haus verbunden bleiben. „Aber es geht nicht um mich, sondern um das Produkt ,Posthotel‘. Es wird eine große Zukunft haben. Es wäre besser gewesen, wenn ich solch einen guten Partner gleich gefunden hätte.“ Für ihn geht das „blaue Wunder“, das er zu PPP-Zeiten geweckt hatte, weiter — mit 50 Arbeitsplätzen und einer „Kaderschmiede guter Ausbildung“.

Drei Jahre habe er darum gekämpft und von Angela Merkel bis zu Karl-Theodor zu Guttenberg um Unterstützung gerungen. „Es wird eine hervorragende Zukunft sein. Vielleicht gibt es heuer auch wieder ein Feuerwerk — zumindest der Worte.“

Wilfried Stöcker hat das Unternehmen Euroimmun im September 1987 gegründet. Es hat heute seinen Hauptsitz in Lübeck. Zweigstellen befinden sich in Groß Grönau bei Lübeck, in Dassow (Mecklenburg-Vorpommern), Rennersdorf (Ober­lausitz, Sachsen) und Pegnitz. Euroimmun unterhält zudem weitere Nieder­lassungen im Ausland, zum Beispiel in China (Peking, Hangzhou), Groß­britannien (Pontypool in Wales), Italien (Padua), Kanada (Mississauga), im Libanon (Bei­rut), in Polen (Wroc­­law), in der Schweiz (Luzern), in Singapur, Südafrika (Kapstadt), in der Türkei (Istanbul) und in den USA (New Jersey). Derzeit sind bei Euroimmun in Deutschland 775 Mit­­arbeiter beschäftigt, weltweit nahezu 990, darunter allein 150 Hochschul- und Fachhochschulabsolventen.

"Weltweit führend"

Euroimmun stellt Reagenzien für die medizinische Labordiagnostik her. Im Vordergrund stehen nach Firmenangaben Test­systeme, mit denen man im Serum von Patienten verschiedenste Antikörper bestimmen und da­durch Autoimmun- und Infektionskrankheiten so­­wie Allergien diagnosti­zieren kann. Das Unter­neh­men stützt sich auf moderne, zum Teil welt­weit patentierte Pro­duk­tions­verfah­ren und Mikro­ana­ly­se­techniken und gehört zu den in der Welt führenden Herstellern medizinischer Labordiagnostika.

Zu den zahlreichen Erfindungen der Euroimmun AG ge­hö­ren die Biochips: Papierdünne Folien aus Glas werden mit Zel­len oder Ge­webe­­schnitten beschichtet und da­­­nach ma­schinell in milli­meter­große Fragmente unter­teilt, die  voll­auto­matisch auf Ob­­­jekt­träger ge­klebt werden. Die Biochip-Tech­no­logie ermöglicht eine extreme Miniaturi­sierung und Stan­dar­di­sierung immunbiochemischer Ana­­ly­sen. Mit Mosaiken aus 30 und mehr ver­schie­de­nen Organschnitten, Zell­­sub­straten oder defi­nierten Antigenen können bei geringstem In­kubations­aufwand umfangreiche Anti­­kör­per-Profile erfasst wer­den.
 

"Hoffnung ist begründet"

Andreas Pflaum, der sich über die Entwicklung freut, will einmal ein Buch schreiben über all das, was er in den letzten drei Jahren mitmachte, wie ihn Presseberichte schmerzten und Behauptungen der Gegenseite trafen.

Ob es schwierig war, Vorbesitzer Jurij Salnikov zum Verkauf zu bewegen, sagt Pflaum nichts, auch nichts mehr zu dessen Schachzug mit der Verschiebung des Hotels an eine Briefkastenfirma auf den Virgin Islands.

Pflaum war immer anwaltlich von Ortwin Lowack beraten worden. Der Bayreuther Jurist will aber nicht viel zum Verkauf an Dr. Stöcker äußern. „Hoffnung ist begründet, mehr kann ich nicht sagen.“

Er verweist an Rechtsanwalt Dr. Manfred Parigger aus Hannover, der Dr. Stöcker betreut. Parigger lacht am Telefon: „Ich habe eine Verschwiegenheitspflicht!“

Aber es laufen, sagt er zumindest, „erfolgversprechende Gespräche“. „Ob schon alles verbrieft ist, kann ich nicht sagen. Es bahnt sich aber sicherlich etwas an.“