Rätselraten um Polizeihund "Cabil"

27.11.2012, 07:45 Uhr
Rätselraten um Polizeihund

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Diese Fragen konnten auf der gestrigen Pressekonferenz des Polizeipräsidiums Mittelfranken nicht beantwortet werden. Hier standen auch zunächst weniger der Übeltäter, als vielmehr seine Opfer im Alter zwischen fünf und neun Jahren im Vordergrund.

„Wir bedauern außerordentlich, was da passiert ist“ erklärte der Vizepolizeipräsident Roman Fertinger. „Wie der Name schon sagt, handelt es sich um einen Schutzhund, der dem Schutz der Bevölkerung dienen soll“, sagte Fertinger weiter. Er könne sich an keinen vergleichbaren Fall in Mittelfranken erinnern. „Wir werden die Umstände sehr genau untersuchen.“ Bei den betroffenen Familien habe man sich bereits entschuldigt und Entschädigungen zugesichert.

Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich bereits mit einem Brief an die Eltern der betroffenen Kinder gerichtet und für den Vorfall entschuldigt. „Wir haben bei der Polizeihundeausbildung ganz klare Regeln, um solche Vorfälle zu verhindern“, sagte Herrmann. „So etwas darf nicht passieren.“

Der genaue Ablauf der Tragödie wurde auch gestern nur grob skizziert. Denn gegen die beteiligte Beamtin wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Fest steht, dass die 41-Jährige, die seit neun Jahren mit Polizeihunden arbeitet, den zweijährigen Rüden „Cabil“ nicht angeleint hatte. In der entsprechenden Dienstverordnung heißt es aber, dass der Hund eines Schutzhundeführers immer in der Hand seines Hundeführers sein muss.

Dies ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Leinenzwang, erklärte Norbert Hofmayer, der Leiter der Diensthundestaffel: „Der Hund darf auch in der Freiführung sein, dann aber muss ein entsprechender Status gewährleistet sein.“ Das heißt: Ein fertig ausgebildeter Schutzhund muss hundertprozentig verlässlich auf Kommandos reagieren – ob angeleint oder nicht. „Cabil“, der zweijährige Belgische Schäferhundrüde, war aber noch nicht fertig ausgebildet – und hier hat die Beamtin sich offensichtlich nicht an die Regeln gehalten. Ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung läuft und dienstrechtliche Aspekte würden ebenfalls geprüft, hieß es dazu gestern knapp.

Fest steht auch, dass „Cabil“ die sechs Kinder, die auf einer Pferdekoppel bei Polsdorf am Rothsee spielten, angegriffen und verletzt hat. Bisse in Oberschenkel und Bauchbereich oberhalb der Genitalien gibt Fertinger zu Protokoll, und dass wohl eine erwachsene Begleitperson erfolgreich eingreifen konnte. Wer letzten Endes den Polizeihund und seine Opfer voneinander trennte, wurde gestern nicht erklärt – unter Verweis auf das laufende Verfahren. Ebenso offen ist das Schicksal des Hundes: Er werde derzeit von Sachverständigen begutachtet, erklärt die Polizei. Eine Einschläferung steht aber wohl durchaus im Raum.

Derzeit verrichten in Mittelfranken 38 fertig ausgebildete Schutzhunde ihren Dienst, acht weitere – darunter „Cabil“ – befinden sich in Ausbildung. Die Hunde werden laut Hofmayer im Alter von zwölf Monaten erworben, nicht ohne vorher auf Triebanlagen und gesundheitliche Aspekte geprüft zu werden. Einer Probezeit von rund sechs Monaten folge dann eine Ausbildung von zwölf bis 18 Monaten, bis der Hund schließlich an der Hundeschule fertig ausgebildet wird und mit einer Abschlussprüfung den Status als Schutzhund erhält. „Cabil“ stand zwei Wochen vor Abschluss dieser Prüfung.

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