"Reichsbürger" treffen sich in Polsdorf zum Stammtisch

27.10.2016, 06:00 Uhr

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"Alles steht Kopf" lautet die Überschrift eines Flugblatts, das vor einiger Zeit einem Jäger aus dem südlichen Landkreis Roth in die Hand gedrückt worden war. Als der aufmerksame Waidmann auf einer Schießanlage in Thalmässing sein neues Jagdgewehr einschoss, fiel ihm auf dem Parkplatz ein Auto mit verkehrt herum montiertem Kennzeichen auf. Im Schützenheim sprach er dann den Fahrer des Wagens auf diesen Umstand an, der ihm daraufhin den besagten Flyer gab.

Man müsse nicht immer mit den staatlichen Vorgaben konform sein, sagte der Unbekannte und lud den Jäger zum Gedankenaustausch ein. "Wir treffen uns regelmäßig in Polsdorf", soll der Mann gesagt haben, ohne zu erklären, wer denn hinter dem "Wir" stecke. Der Eingeladene steckte den Zettel in seine Jackentasche und vergaß ihn dort.

Erst nach dem tragischen Geschehen in Georgensgmünd erinnerte sich der Jäger wieder an das Flugblatt und gab es bei der Polizei ab. Inzwischen hat das Kommissariat Staatsschutz bei der Kripo Schwabach das Pamphlet geprüft, dessen Inhalt allerdings keine strafrechtlichen Ansatzpunkte bietet.

Angesichts der Razzia bei Wolfgang P., der dabei einen SEK-Beamten erschoss, berge jedoch jeder Hinweis auf "Reichsbürger" eine gewisse Brisanz, erklärte Ulrich Kaiser, der Leiter des Kommissariats Staatsschutz. Auf alle Fälle werde man diesen Treffpunkt im Auge behalten.

Der Jäger, der die Polizei benachrichtigt hatte, kannte übrigens auch den Todesschützen. Vor einigen Jahren war Wolfgang P. sein Schüler bei einem Jagdkurs und fiel schon damals durch eigentümliche Ansichten auf. Die Jagdprüfung habe der Georgensgmünder "Reichsbürger" jedoch ohne Beanstandung absolviert und dabei laut seines damaligen Ausbilders "fast überdurchschnittliche Leistungen" gezeigt.

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