13 Punkte fürs Deutsch-Abitur, Meistertitel bei der EM

8.1.2014, 00:00 Uhr
13 Punkte fürs Deutsch-Abitur, Meistertitel bei der EM

© Giurdanella

Das nennt man dann wohl eine perfekte Punkteausbeute. Nur einen Tag nach ihrem mit 13 Punkten belohnten Deutsch-Abitur, welches sie aufgrund der zeitgleich stattfindenden Titelkämpfe an einem völlig fremden Gymnasium in Lindau am Bodensee ablegen musste, feierte die 18-jährige Rotherin mit ihrem Sieg bei der Juniorinnen-Europameisterschaft den bislang größten Erfolg ihrer Kunstrad-Karriere. Dabei lag sie nur einen halben Punkt unter dem derzeitigen Weltrekord, wie so oft in der Saison 2013 übrigens.

Für knapp fünf Stunden durfte sich Milena Slupina sogar bereits Weltrekordhalterin nennen, als sie in Filderstadt die Höchstpunkte-Marke verbesserte. Wenige Stunden später überbot wiederum ihre Dauer-Kontrahentin Kathrin Hartenbauer die frische Weltbestmarke. „In so kurzer Zeit konnte ich gar nicht realisieren, was mir da gelungen ist“, lacht die Kurzzeit-Weltrekordhalterin heute darüber.

Denn bei den Europameisterschaften, dem höchsten Wettkampf im Juniorenbereich, im Schweizer Altdorf am Vierwalderstädtersee hatte sie hingegen das bessere Ende für sich. Von ihrer fünfminütigen Kür, in der 30 Figuren auf dem Kunstrad zu zeigen sind und von den Wertungsrichtern mit Punkten bewertet werden, wäre Hartenbauer mit einer teilweise schwierigeren und damit besser bewerteten Choreografie höher einzuschätzen gewesen. Doch Milena Slupina gelang an diesem Tag eine nahezu fehlerfreie Fahrt, die dank einiger kleinerer Patzer der Konkurrenz verdientermaßen mit dem Europameistertitel belohnt wurde.

Dabei hatte sie im Vorfeld neben dem mehrmaligen Training auch die Abiturvorbereitungen zu stemmen. Dank eines effektiven Zeitmanagements allerdings kein Problem für die junge Rotherin, die nun ein Duales Studium im Bereich Maschinenbau absolviert. Ihr Kollegstufenbetreuer Joachim Kopp ermöglichte es ihr damals, dass sie trotz ihres Aufenthalts im Meisterschaftsquartier ihre Deutschprüfung im rund 200 Kilometer entfernten Lindau schreiben konnte, fuhr er doch eigens an den Bodensee, um ihre Prüfungsunterlagen abzuholen.

Dass Milena hart im Nehmen ist und für ihre sportliche Passion einiges in Kauf nimmt, beweist sie schon seit vielen Jahren. Denn damit sie den Wertungsrichtern ihre Figuren fehlerfrei vorführen kann, verfeinert sie ihre Technik und Bewegungsabläufe über Monate hinweg bis ins kleinste Detail, Stürze inklusive. Blaue Flecken seien daher ihr ständiger Begleiter, erzählt sie schmunzelnd. Bis auf eine Bänderdehnung und eine Stauchung sei sie jedoch bislang von größeren Verletzungen verschont geblieben.

Ursprünglich war Milena Slupina als Triathletin aktiv und zeigte dabei auch durchaus Potenzial, doch bei einer Vorführung im Rahmen der Bayern-Rundfahrt kam sie das erste Mal mit dem Kunstradfahren in Kontakt. Nach dem ersten Probetraining fragte ihre Mutter Petra Slupina noch ungläubig „Das möchtest du wirklich machen?“, heute wiederum ist sie als persönliche Betreuerin und Trainerin nahezu immer dabei.

In der „Kunstrad-Schmiede“ des TSV Bernlohe erkannte Volkmar Zint - der Cheftrainer des Vereins - schnell das besondere Talent von Milena Slupina, die bereits nach einem halben Jahr ein erstes Nachwuchsturnier gewinnen konnte und schon im Folgejahr den dritten Platz bei der bayerischen Meisterschaft erreichte.

Sport fristet ein Schattendasein

Heute, einige Jahre später, ist sie mehrmalige Bezirks-, Landes-, und auch ehemalige deutsche Schülermeisterin. Für letzteres wurde sie im Jahr 2009 von der Sportlergemeinde im Landkreis bereits zur „Sportlerin des Jahres“ gewählt. Zu ihrer freudigen Überraschung, wie sie gesteht, fristet die Kunstrad-Sportszene doch eher ein Schattendasein. Und so ist es auch nicht möglich, als Profi von dieser Randsportart einmal leben zu können. Als Mitglied des deutschen Nationalkaders genießt sie derzeit immerhin einige Vorteile, wie beispielsweise die Teilnahme an Bundeslehrgängen. Im kommenden Jahr startet Milena Slupina das erste Mal im Elite-Damenfeld. Eine gehörige Umstellung für die 18-Jährige, nicht nur weil die Wettkampfsaison dann im Herbst anstatt wie zuvor im Frühjahr stattfindet.

Als Ziel für die kommende Saison hat sie sich den Verbleib im B-Kader gesetzt, bei nur sechs Förderplätzen ein dennoch ehrgeiziges Unterfangen. Langfristig möchte Milena Slupina einmal bei der Weltmeisterschaft starten, die sie an exotische Orte wie Malaysia oder Japan führen könnte. Dann wird sie keine Abiturprüfungen oder dergleichen parallel schreiben müssen. Mal abwarten, was das dann für die Punkteausbeute bedeutet.

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