Dummer Junge auf braunem Kurs

16.9.2010, 15:47 Uhr

Eine Geldauflage von 600 Euro ist mit der Verfahrenseinstellung freilich schon verbunden. Den Betrag muss der junge Stuckateurhelfer an den Kreisjugendring bezahlen. Von einem Arrest aber wollte Jugendrichter Reinhard Hader bei dem unreif wirkenden jungen Mann absehen, weil dieser anscheinend "eher dumm als berechnend" den Schundbrief und das Hitler’sche "Lager"-Foto von Google beziehungsweise einem "Kumpel" wochenlang auf seiner Seite platziert hatte.

Die kurze Nachfrage des Richters nach einem bereits verbüßten viertägigen Arrest ergab außerdem, dass der junge Mann dort wohl unliebsame Bekanntschaft mit älteren und stärkeren Mithäftlingen gemacht hatte. Die Strafe hatte der Allersberger allerdings schon wegen ähnlichen Inhalts abgeleistet: Unter anderem war das Zeigen des Hitlergrußes dabei gewesen.

Doch den Gesamteindruck bestätigte auch Gabriele Engemann von der Jugendgerichtshilfe Roth: "Ein eher geringes Selbstwertgefühl" attestierte sie dem Angeklagten. Auch der Kripobeamte, der durch den Hinweis eines Kollegen auf den Internetauftritt des Buben gestoßen war und dessen Laptop bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmt hatte, bescheinigte ihm Geständigkeit und Kooperationsbereitschaft. Der Allersberger habe die Internet-Seite mit dem diffamierenden Bewerbungsschreiben und dem Hitlerbild im Gästebuch wohl "einfach vergessen zu löschen".

Nach kurzer Beratung war auch Staatsanwalt Markus Hoffmann zur Einstellung bereit - nicht ohne ein gewisses Magengrimmen, "denn so etwas ist nicht alltäglich und müsste eigentlich mit Freiheitsentzug geahndet werden". Alltäglich schien dagegen, wie der Junge an die Mitglieder der "Kameradschaft Altmühltal" geraten war. "Ein Klassenkamerad in der Berufsschule in Roth" habe ihn mit denen zusammengebracht, gemeinsam unternommen habe man aber nichts außer "gesoffen", sagte der Stuckateur auf die Frage des Richters. Rasierten Kopf und Piercings im Kinn hat er heute aber nicht mehr. Seit drei oder vier Monaten habe er gar keinen Kontakt mehr und erklärte schließlich stockend: "Da hat’s Streit gegeben." "Warum?", erkundigte sich Hader. Ausgerechnet in die Türkei fahre einer von den Kameraden immer in den Urlaub, "wo er doch sonst immer so tut: alles rein, alles rein".

Ein Disput darüber blieb aus, auch der Grund für den ersten Arrest spielte nun keine ausschlaggebende Rolle mehr. In der Hoffnung, dass er nun daraus gelernt hat (Amtsrichter Hader) sollen die Zahlungsraten für die 600 Euro Geldauflage, so der Staatsanwalt, wenigstens "eine Erinnerung an diese Schweinerei sein".car