„Fahrlässige und geschäftsschädigende Verbandspolitik“
19.09.2012, 08:46 Uhr
Sollte es bei dem derzeitigen Stand der Dinge bleiben, wäre zum Beispiel die Vereinbarung der DTU mit der TeamChallenge GmbH hinfällig, dass der Rother Langdistanz-Triathlon in den kommenden drei Jahren Schauplatz der deutschen Meisterschaft wird. Außerdem würde es keine Dopingkontrollen mehr geben können, da die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland ausschließlich mit den Sportfachverbänden auf Bundesebene zusammenarbeitet.
Kündigung wird vorbereitet
„Diese fahrlässige Verbandspolitik ist für mich geschäftsschädigend“, erklärt Walchshöfer, der die Zusammenarbeit mit dem BTV deshalb beenden will. Der Vertrag mit dem bayerischen Verband liegt nun bei der Anwältin des Challenge-Organisators, die die Kündigung vorbereitet. „Wir müssen unsere Rennen schützen“, erklärt der Rother Veranstalter.
Auch der Rothsee-Triathlon würde erheblich darunter leiden, wenn BTV und DTU tatsächlich dauerhaft getrennte Wege gehen würden. 2013 soll im Rahmen des zweitägigen Triathlon-Festvals eigentlich ein Rennen der 1. und der 2.Bundesliga über die Bühne gehen, doch daraus wird wohl nichts werden, wenn es bei dem Ausschluss bleibt. Darüber hinaus könnte die TSG 08 Roth keine Mannschaft mehr für die 2.Bundesliga melden, da die Startpässe des BTV nur noch in Bayern gelten würden. Viele ambitionierte Triathleten müssten dann zu anderen Landesverbänden wechseln, wenn sie weiterhin bei deutschen Meisterschaften oder hochklassigen Liga-Wettkämpfen antreten wollen. Das sportliche Niveau in der Triathlon-Region würde mittelfristig sinken, da auch die bisherigen Kaderathleten aus den Reihen des BTV nicht mehr von der DTU unterstützt werden würden.
„Das ist der falsche Weg“
Der BTV-Bezirk Mittelfranken hat sich deshalb in der Vergangenheit stets strikt gegen den Konfrontationskurs von BTV-Präsident Peter Pfaff und seinen Präsidiumskollegen ausgesprochen. „Das ist der falsche Weg“, sagt Bezirksvorsitzender Edgar Michel, der sich heute mit seinen mittelfränkischen Kollegen in Herzogenaurach zum turnusgemäßen Verbandstag trifft und dort die Stimmung an der Basis ausloten will. Bei einer früheren Sitzung hatten die Bezirksfunktionäre bereits über den Austritt aus dem BTV und den Wechsel zur DTU diskutiert, sollte sich dieser Zwist weiter verstärken.
Bei dem Streit, der nun zum Ausschluss des Bayerischen Triathlon-Verbandes führte, geht es um ausstehende Beiträge aus den Jahren 2009 bis 2011 in einer Größenordnung von 50000 Euro. Das BTV-Präsidium steht auf dem Standpunkt, nur für aktive Mitglieder – also Triathleten, die auch an Wettkämpfen teilnehmen – Beiträge an die DTU abführen zu müssen, obwohl die von der Mehrheit der insgesamt 16 Landesverbände verabschiedete Gebührenordnung etwas anderes vorsieht. Der BTV hatte deswegen auch Klage eingereicht, die vom Landgericht Frankfurt jedoch abgewiesen wurde. Inzwischen sind Peter Pfaff und Co. in Berufung gegangen, die entsprechende Verhandlung ist für den 22. November angesetzt. Sollte die bayerische Verbandsspitze dann recht bekommen, wäre es wieder eine neue Situation, doch angesichts der nun klar formulierten Satzung der DTU in Sachen Mitgliedsbeiträge scheint das eher unwahrscheinlich zu sein.
Am 13. Oktober steht außerdem noch der Verbandstag des BTV mit Neuwahlen auf dem Programm, und da ist die spannende Frage, ob die anderen bayerischen Bezirksverbände den eingeschlagenen Weg weiter mitgehen wollen. Die Funktionäre und auch die Basis im Triathlon-Landkreis Roth haben auf alle Fälle kein Verständnis für das Beharren der BTV-Spitze auf ihrer Position. „Die Athleten, deren Interessen in einem Verband ja an allererster Stelle stehen sollten, werden nun völlig alleine gelassen“, kritisiert Felix Walchshöfer, der mehrmals erfolglos versucht hatte, in diesem Streit zu vermitteln.
Auch Edgar Michel kann die Verbandspolitik seiner Funktionärskollegen nicht mehr nachvollziehen. Es sei ja durchaus legitim, dass einem eine Entscheidung des Dachverbandes nicht passe, doch wenn die Mehrheit dafür stimme, müsse man sich eben fügen. „So funktioniert nun mal Demokratie.“
Auch an der Basis rührt sich schon seit einiger Zeit Unmut über das vom BTV zerschlagene Porzellan, in den Triathlon-Foren im Internet sind einige entsprechende Kommentare zu lesen. Ein User schreibt zum Beispiel: „Mich nervt das Ganze gewaltig. Wenn es keine Einigung gibt, wird das Ganze wieder auf dem Rücken der Athleten ausgetragen.“
Keine Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen