Georgensgmünder wandert mit dem Esel durch Österreich

27.7.2015, 08:30 Uhr
Georgensgmünder wandert mit dem Esel durch Österreich

© Foto: privat

Zehn Tage, 1600 Höhenmeter, 22 Kilometer Luftlinie, ein Mann und eine Eselin. Da stellt man doch direkt mal die kluge Frage nach dem Warum. „Weil ich das noch nie gemacht habe“, lautet die einleuchtende Antwort des gebürtigen Rothers, der in Georgensgmünd aufwuchs und heute in Gostenhof lebt. Aber er hatte davon gehört, dass es sowas gibt. Bergwandern mit Esel. In Gruppen, eigentlich, erfuhr der 35-Jährige, wegen allerlei Gefahren, unter anderem Kuhherden, denen man in der Steiermark begegnen kann.

„Da war für mich klar: Schon allein deswegen mach ich das alleine.“ Und weil er das interessant findet, mit dem Tier zehn Tage klarkommen zu müssen. „Dass man da so viel wandern muss, ist mir irgendwie erst danach aufgefallen“, spricht der Geläuterte. Esel: cool – wandern: ach so! Los ging’s also, im Gepäck „meine neuen Joggingschuhe und Flipflops als Ersatz“, da hätte der ein oder andere Bergmensch schon mal die Hände überm Kopf zusammengeschlagen.

Holpriger Start

Über sieben Hütten sollst du gehen, fünf sind’s dann geworden. Der Start: denkbar schlecht: Falscher Zug, falscher Hof, vom Abholer vergessen, und dann muss man diesen Esel erst mal kennenlernen. „Der erste Tag war sozusagen ein Testtag“, erzählt Wolfgang Masin.

Schikanen gab’s da, schmale Brücken, bloß nie, niemals einen Forstweg betreten, wurde ihm eingebläut, und „wenn du heute Abend gesund zurückkommst, darfst du los“. Kam er. Durfte er. „Das Ding ist, dass man mit dem Esel erst mal ein gemeinsames Tempo finden muss“, sagt der Interims-Sherpa. „Ich muss aber sagen, es handelt sich hierbei eher um das Tempo des Esels.“

Der heißt Florentina und will vor allem: essen. El Mago Masin auch, deswegen ist es gut, wenn man eine Hütte irgendwann auch erreicht. Klappt meistens akkurat, gelaufen wird nach Karte und Kompass, entschieden von Tag zu Moment. Auf dem Sängersrücken ruht die Gitarre, auf dem des Esels 20 Kilo Gepäck, „davon ein großer Teil Eselspflegezubehör“. Striegeln, Hufesäubern, mobiler Weidezaun. Masin erzählt von netten Begegnungen, interessanten Lebensläufen, von weiten Wegen und meditativen Zuständen.

Im Kreis gelaufen

Die erreichte er vor allem, als er sich im Wald verlief. Ein Gewitter drohte, hinter der nächsten Kurve kam die nächste Kurve, nach sieben Stunden Laufen plötzlich ein Schild, das den Weg zu derjenigen Hütte zeigte, von der er zuvor gestartet war. „Ich bin wohl im Kreis gelaufen – was aber gut war, ich hatte in der Hütte meine Zahnbürste vergessen.“

Ein Praktikum als Hüttenwirt gab’s übrigens kostenfrei obendrauf. Der echte musste nämlich hinab ins Dorf, „du machst das schon“, sagte er zum inkognito reisenden Comedian, und der versorgte Gäste und bespaßte sie mit der Gitarre. „Ich habe viel musiziert, teils mit anderen Gästen, und oft habe ich zum Dank Kost und Logis erhalten“, erzählt er, und dass das Highlight die Geburt eines Kälbchens war. Warm und herzlich sei er überall aufgenommen worden, „die Erdverbundenheit auf den Hütten hat mich beeindruckt, da geht’s darum, Brotzeit zu machen und das Vieh zu versorgen“, und da durfte er auch mal ran.

„Langsam und abwesend“

Herde von Alm A nach Alm B treiben, 200 Kühe im Schweinsgalopp, „da wird’s dir schon anders.“ Das Grenzgebiet zwischen Österreich und Slowenien auf etwas andere Art kennenzulernen, versprach der Anbieter. El Mago Masin lernte auch viel über sich, beim ganzen Bergauf und –ab, und „wenn der Esel sich hingelegt hat, hab ich mich halt auch hingelegt“. Florentina, erzählte er später seiner Frau, sei etwas langsam und etwas abwesend gewesen. „Dann wart ihr doch ein gutes Team“, meinte sie.

Der Anarchokomiker und Kleinkunstpreisträger, der derzeit mit seinem aktuellen Programm „Rolle rückwärts“ landesweit die Lachmuskeln ausreizt, machte Fotos und Selfies, diktiergerätete Liedideen, komponierte neue Melodien, kommentiert Videos und unkt, „das Auswerten des Materials dürfte jetzt so zirca drei Jahre in Anspruch nehmen.“ Aber freilich muss das alles verarbeitet werden. In einem Buch. Mindestens. Oder in einem neuen Programm. Oder beides, am besten.

Kaum wieder im Lande, kündet er mit ernster Miene auf Facebook von einer Ochsentour durch Mecklenburg-Vorpommern. Ob das so stattfindet, darüber wird verschmitzt geschwiegen. Jetzt kommt ja erstmal das Bardentreffen, das Weinturm-Open-Air, das Amberger Sommerfestival. Und dann das Engagement auf der Aida. Auf der El Mago Masin vielleicht Zeit findet, die Geschichte von Florentina, der verfressenen Eselsdame, in Form zu bringen. Hoffentlich.

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