Hilpoltsteiner Quartett muss sich verabschieden

8.4.2018, 19:47 Uhr
Hilpoltsteiner Quartett muss sich verabschieden

© Salvatore Giurdanella

Der Tischtennistag in Hilpoltstein begann emotional: Vor dem Spiel gegen Mainz verabschiedete der TV Petr David und Nico Christ, seine Nummer zwei und seine Nummer vier. Ein letztes Mal erklang für sie Hip Hip hurra, die Einmarschhymne des TV in der Stadthalle. Beide sind in den vergangenen Monaten Vater geworden, David erst vor wenigen Wochen, zum zweiten Mal (wir berichteten). Nun brauchen sie auch mehr Zeit für die Familie – 390 Zuschauer sagten den Spielern Lebewohl.

Hilpoltsteiner Quartett muss sich verabschieden

© Salvatore Giurdanella

David hat in seiner Heimatstadt Havirov in der Tschechei einen Job beim Verband angenommen. Der Tischtennislehrer hat mittlerweile einen A-Trainerschein. Statt der Pendelei nach Hilpoltstein und zu den Auswärtsspielen hat der 33-Jährige nun einen Arbeitsweg von fünf Minuten, wenn David Jugend und Schüler des tschechischen Verbandes trainiert oder für den Erstligaverein Havirovs das Trikot überstreift.

"Durch seine attraktive Spielweise und seine menschlich wunderbare Art ist er zu einem Publikumsliebling geworden", lobte Teamchef Bernd Beringer den Doppelpartner seines Kapitäns Alexander Flemmings.

Reitspies kommt aus Prag

Drei Jahre hatte David das Hilpoltsteiner Trikot getragen. Für ihn kommt David Reitspies, ebenfalls Tscheche. Der 22-Jährige spielt derzeit in der ersten Liga für den Tabellenzweiten SF SKK El Niño Praha, holte vor kurzem den dritten Platz bei den nationalen Meisterschaften. Reitspies wird in Saarbrücken am Stützpunkt trainieren und am Wochenende zu den Hilpoltsteiner Spielen kommen.

Christ kam 2011 zum TV, feierte Erfolge im vorderen und hinteren Paarkreuz – auch für den Doktor der Physik wird der Aufwand für Spitzensport neben Beruf und Familie zu groß. Als Dank bekamen beide großformatige Bilder vom Verein sowie Collagen von ihren Teamkameraden. Deren Bilder bräuchte es eigentlich nicht, so Flemming. "Die sind ganz tief in unserer Erinnerung."

Hilpoltsteiner Quartett muss sich verabschieden

© Salvatore Giurdanella

Christ spielt künftig für Versbach, der SB stellt ein Regionalliga-Team. Der Ersatz für ihn beim TV steht noch nicht fest, Beringer hat schon jemanden im Auge, zeitnah soll das Geheimnis gelüftet werden. "Es ist ein sehr großer Abschied", sagt Christ, sehr gerührt, und bedankte sich herzlich bei den Hilpoltsteinern für die schönen Jahre. "Ich habe immer versucht, alles zu geben, und werde das auch heute wieder tun."

Das musste er auch. Mainz war zu sechst angetreten, um Punkte gegen den Abstieg zu holen. Flemming und David bekamen es mit Anders Lind und Luka Mladenovic und deren wie Steinen herabfallenden Bällen zu tun. Die Hilpoltsteiner hielten stark dagegen, unterlagen aber knapp in drei Sätzen und kassierten die erste Niederlage in der Rückrunde. Am Nebentisch hatten es Dennis Dickhardt und Christ mit Irvin Bertrand und Kiryl Barabanov zu tun. Nach dem 10:11 im vierten Satz ging der Matchball an die Gäste. Hilpoltstein monierte falschen Aufschlag – vergeblich, Mainz führte 2:0.

Hilpoltstein hätte gewarnt sein müssen, Mainz hatte am Tag zuvor in Passau ein Unentschieden geholt. Flemming war im Doppel kein Freund des 18-jährigen Lind und dessen Aufschlägen geworden. Es schien, als wolle er die Teamkameraden auf jeden Fall mit einem Sieg verabschieden. Mit aggressivem Spiel sicherte sich er mit einer ganz starken Leistung den Punkt – nächstes Jahr spielt Lind bei Grenzau in der ersten Liga, Flemming zeigte ihm nochmal die Grenzen auf.

David holte im Duell der Linkshänder gegen den Belgier Bertrand ein 1:8 noch zum 7:9 auf, gab aber im dritten Durchgang ein 8:2 gegen das Supertalent aus der Hand. Mainz lag 3:1 vorne.

Christ trat in seinem letzten Spiel für Hilpoltstein gegen den früheren Südamerika-Meister Felipe Olivares an. Christ hielt sein Versprechen, kämpfte, holte Rückstände wie ein 0:4 im zweiten Satz auf und war wie Dickhardt – daneben gegen Mladenovic – dran. Doch das hintere Paarkreuz konnte keine Punkte beisteuern. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", so Beringers Kommentar zum 1:5 – mehr als das Hinspielergebnis (5:5) konnte Hilpoltstein nicht mehr erreichen.

Große Show zum Schluss

Im Spitzeneinzel gab Flemming gegen Bertrand ein 6:0 aus der Hand, verlor auch den zweiten Satz. Daneben mühte sich David gegen Lind, aber auch ihm war kein Sieg in seinem Abschiedsspiel vergönnt. Dafür aber bekam er nochmal viel Applaus vom Hilpoltsteiner Publikum. Flemming versuchte sich gegen Bertrand noch am neuen Spielstärken-Rekord. Die beiden lieferten sich vor vollem Saal ein hochklassiges Duell, das der TV Kapitän im fünften Satz für sich entschied. Mit dem 6:2 dürfte Mainz die Klasse gehalten haben.

Mit einer Laola verabschiedete sich Hilpoltstein von seinen Fans. "Es war eine super Mannschaft, mit vier gleichen Männern und viel Spaß", sagt David. Bei den Horndaschs ist er bei den Aufenthalten in Hilpoltstein nicht einfach nur untergekommen. "Sie sind Oma und Opa für mich geworden." Christ geht es ähnlich: Die Mannschaft und der Zusammenhalt sei herausragend gewesen – ebenso wie Zuschauer und Stimmung. Sportlich war das Final Four das Ereignis für ihn. "Da habe ich auch mal was gewonnen und konnte der Mannschaft helfen." Ein Spaß im traurigen Moment des Abschiedes.

TV Hilpoltstein – 1. FSV Mainz 05 TT 2:6. Dennis Dickhardt/Nico Christ - Irvin Bertrand/Kiryl Barabanov 9:11, 11:9, 9:11, 10:12; Alexander Flemming/Petr David - Anders Lind/Luka Mladenovic 7:11, 10:12, 12:14; Flemming – Lind 11:9, 11:9, 11:7; David – Bertrand 9:11, 7:11, 10:12; Dickhardt – Mladenovic 14:16, 11:5, 11:13, 5:11; Christ – Felipe Olivares 11:7, 4:11, 9:11, 5:11; Flemming – Bertrand 8:11, 10:12, 11:5, 11:7, 11:5; David – Lind 11:8, 7:11, 5:11.

 

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