Himmelskörper vor dem Schrotthändler gerettet

31.3.2008, 00:00 Uhr
Himmelskörper vor dem Schrotthändler gerettet

© Eva Schultheiß

Stellvertretender Landrat Walter Schnell erinnerte daran, dass das Museum vor 20 Jahren eröffnet worden sei und dankte den damals politisch Verantwortlichen für die Entscheidung zu diesem Museum, in dem Funde ehrenamtlicher Sammler Einblick in die Siedlungsgeschichte der Region geben. Er vergaß auch nicht, den vielen Ehrenamtlichen zu danken, die zum Erfolg des Museums beitragen durch monatliche Führungen im Museum und auf dem archäologischen Wanderweg, durch die Gestaltung des Aktionstags und durch Sonderausstellungen. Sein besonderer Dank galt Paula Waffler und Albert Hofbeck, die sich für die Kerl-Ausstellung engagierten, deren Konzeption die Naturhistorische Gesellschaft (NHG) Nürnberg erstellte. Schnell legte dem künftigen Bürgermeister Georg Küttinger nahe, dafür Sorge zu tragen, dass die erfolgreiche Museumsarbeit weitergeführt werden kann.

Original ist in Nürnberg

Durch großes Interesse und eigene Studien sei Kerl zu einem bedeutenden Forscher geworden, dessen Heimatliebe aus Heimatkenntnis erwuchs, so Schnell weiter. Besonders beeindrucke ihn der etwa 80 Kilogramm schwere Meteorit, der größte in Deutschland noch erhaltene, der 1920 bei Untermässing gefunden und von Kerl als solcher erkannt wurde. Das Original ist im Museum der NHG zu sehen, in der Sonderausstellung wird eine täuschend echte Nachbildung gezeigt. Die Brüder Johann und Georg Schäfer entdeckten beim Stöckeroden das schwere Stück, davon erfuhr der in Dixenhausen wohnende Kerl, der den Ankauf durch die NHG vermittelte, wie Norbert Graf von der NHG erläuterte.

Kerl war um 1905 der anthropologischen Sektion der NHG beigetreten, der heutigen Abteilung für Vorgeschichte. Die Brüder Schäfer erhielten für das Meteorgestein nicht, wie wegen eines entsprechend lautenden Zeitungsberichts aus den 60er Jahren immer wieder erzählt wird, nur geringe Entlohnung, sondern 150 Mark sowie 20 Mark Transportkosten von der NHG aus Nürnberg. Auch Kerl erhielt 150 Mark für die Vermittlung des besonderen Stücks.

Quittung über Kauf

So konnte der Meteorit vor der drohenden Verschrottung gerettet und im Nürnberger Museum gezeigt werden. Aus den Unterlagen der NHG wird die Quittung über diesen Kauf präsentiert und die Summe in echten Reichsmark-Scheinen veranschaulicht.

Kerl arbeitete viel in der Thalmässinger Gegend, er stellte Oberflächenfunde sicher, verzeichnete die Fundstellen und übergab die Funde der NHG, die ihn zu ihrem Vertrauensmann für das Gebiet um Thalmässing, Hilpoltstein, Greding und Roth ernannte. So war er der Erste der Region, der Grabhügel nicht für sich ausgrub und Funde irgendwohin verkaufte, sondern Fundstellen dokumentierte und die Schätze der NHG überließ.

Norbert Graf bedankte sich im Namen der Mitarbeiter (Renate Graf, Winfried Hartwig und Dr. Bernd Mühldorfer von der NHG und Paula Waffler und Albert Hofbeck vom Arbeitskreis Vorgeschichte) für die Leihgaben im Bereich Geologie bei der Stadt Hilpoltstein.

Der Arbeitskreis «Vorgeschichte» ist für Hinweise dankbar, wo in der Region noch Funde Kerls oder Archivalien über ihn sind, die - reproduziert - das «Kerl-Archiv» vervollständigen können. Kontakt: Paula Waffler, Telefon (0 91 79) 61 22.