Kirchweih in Roth: Da braut sich was zusammen.....

14.8.2016, 17:22 Uhr
Kirchweih in Roth: Da braut sich was zusammen.....

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Kirchweih in Roth: Da braut sich was zusammen.....

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Einen Wunsch jedoch erfüllte die Eichstätter Brauerei dem Bürgermeister. „Endlich wird statt Hellem wieder echtes Festbier ausschenkt“, hatte Edelhäußer sich schon lange vor der Eröffnung gefreut. Dann kam die erste Ernüchterung: Es gab erstmals seit Jahren keine Bierkönigin.

Der eigentliche Auslöser seiner Verärgerung waren schließlich Plastikbecher, noch dazu in blau-weiß. „Seit ich mich entsinnen kann, gab es noch nie beim Eröffnungsstandkonzert der Kirchweih Plastikbecher“, entrüstete sich Edelhäußer auch via Facebook. Er erinnert daran, dass die Stadt Roth bis zu 10 000 Euro ausgeben will, um „plastiktütenfrei“ zu werden. „Und dann konterkariert die Brauerei, die wir aufgrund von in der Vergangenheit geschlossenen Verträgen als Brauerei nehmen müssen, dies ohne jede Ankündigung“, ärgerte sich Edelhäußer und kündigte einen „entsprechenden kritischen Brief“ an die Führung der Hofmühlbrauerei an.

Leid tat ihm an diesem Eröffnungsabend besonders Nicolas Banner (einst Mitarbeiter der von Hofmühl übernommenen Stadtbrauerei Roth). Er sei als einziger Vertreter der Brauerei sogar während „seines Urlaubs von seinem Arbeitgeber quasi im Stich gelassen worden und hat neben dem ebenfalls nicht verantwortlichen Festwirt Jochen Scharf alles an Kritik abbekommen, obwohl er nichts dafür konnte“. Banner räumte in der Tat ein, dass er kurzfristig das Amt des Vertreters der Brauerei übertragen bekommen habe, da der eigentlich Entsandte sich krank gemeldet habe.

Johannes Jung, Betriebsleiter der Privatbrauerei Hofmühl, stellte die Haltung seines Unternehmens zu den Plastikbechern klar: „Die Entscheidung, keine Glasgefäße zu verwenden, resultiert aus Erfahrungen und Überlegungen zu den Themen Hygiene und Sicherheit“. Und: Zwar sei der neue für Roth zuständige Außendienstmitarbeiter erkrankt, aber Herr Banner sei als Vertreter vor Ort, ebenso eine weitere Mitarbeiterin.

Öffentliche Schelte

Edelhäußers Schelte in den „sozialen Netzwerken“ kommentierte er wie folgt: „Ich finde es schon ein starkes Stück, in öffentlichen Foren derartige Aussagen zu veröffentlichen, die weder richtig noch sachlich hinterfragt sind“. Festwirt Jochen Scharf war jedoch ebenso über das Vorgehen der Brauerei verwundert. „Ich hätte sogar die Bierkrüge aus dem Schlosshof abholen und säubern lassen, hätte ich dies mit den Plastikbechern vorher gewusst“. Sogar Stadträte schalteten sich via Facebook in die Diskussion ein. „Plastik und diese Farben sind aus fränkischer Sicht eine Riesensauerei“, schimpfte Robert Gattenlöhner von der Partei „Die Franken“. Und CSU-Fraktionsvorsitzender Daniel Matulla wurde noch deutlicher: „Ich freue mich schon auf die Nach-Hofmühl-Zeit in Roth“.

In der Tat werden seitens der Stadtspitze derzeit die einst geschlossenen Verträge mit Hofmühl genauer unter die Lupe genommen. Hofmühl reagierte jüngst ebenfalls und erinnerte einige Vereine an bestehende Abnahmeverträge von Bier aus der Hofmühlbrauerei.

Zur Erinnerung: Vor rund 90 Jahren erwarb die Stadt Roth eine im Stadtteil Kauernhofen beheimatete Brauerei mit der Absicht, deren Arbeitsplätze zu sichern. Genau aus diesem Grund verkaufte die Stadt 2006 „ihre“ Brauerei an Hofmühl. Die Kreisstadt sah sich nicht in der Lage, im großen Stil in marode Gebäude beziehungsweise in zum Teil veraltete Anlagen zu investieren. Das Kaufangebot der Privatbrauerei Hofmühl (Eichstätt) kam da gerade recht. Zudem wurde von dort vollmundig angekündigt, die Brauerei zu einer Bierschwemme für 300 bis 400 Gäste plus Museum publikumswirksam umzugestalten.

Seit dem Verkauf existiert in Deutschland also nur noch eine einzige kommunal geführte Brauerei. Und diese steht im benachbarten Spalt.

Zwar blieben zunächst Name, Standort und Geschäftsführer erhalten. Der Besitzer aber wechselte. Benno Emslander von der gleichnamigen GmbH übernahm in Roth das Ruder. Der Rother Stadtrat stimmte dem von Emslander und dem damaligen Geschäftsführer der Rother Brauerei, Volker Baumgartner, erarbeiteten Investitionskonzept mit breiter Mehrheit zu. „Wenn schon Pflichtaufgaben wie der Defizitausgleich für Kindergärten Probleme bereitet, können nicht Steuergelder für ein Imageprojekt ausgegeben werden“, erklärte der damalige Bürgermeister Richard Erdmann. Bewusst war allen, dass der Verkauf der Brauerei keinen Euro mehr in den Stadtsäckel bringt, dafür aber die Möglichkeit bietet, drückende Brauereischulden abzulösen, ohne den städtischen Haushalt zu belasten.

Dass Erdmann und der Stadtrat großes Vertrauen in den Investor setzten, hatte mehrere Gründe. Zum einen hatte Benno Emslander bereits die Privatbrauerei Hofmühl erfolgreich in die Neuzeit geführt, und zum anderen betreute er damals seit fünf Jahren schon die Rother Brauerei in puncto Qualität und Marketing. Rund drei Millionen Euro wollte der Investor aus Eichstätt in die Stadtbrauerei fließen lassen. Der Plan ist längst ad acta gelegt, dafür sollen auf dem Brauereiareal nun Wohnungen entstehen.

Zurück zur Plastik-Affäre. „Nichtsdestotrotz lassen wir uns von einem oberbayerischen ,Geschäftspartner’ nicht unsere schöne Familien-Kerwa vermiesen“, betont auch angesichts des schönen blau-weißen Kirchweihwetters Bürgermeister Ralph Edelhäußer. Aber in Bevölkerungskreisen wurde sogar geunkt, Hofmühl wolle am traditionellen Kirchweihmontag mit Festumzug am Morgen kein weiteres Bier liefern, falls dieses in Roth ausgehe, da in Eichstätt ja Feiertag (Mariä Himmelfahrt“) ist. „Das Problem konnte gelöst werden“, entgegnete jedoch Festwirt Jochen Scharf.

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