Mord in Roth? "Puzzle mit unterschiedlichen Teilen"
21.2.2019, 17:30 Uhr
Den Anblick wird die Rother Spaziergängerin, die am Mittwochnachmittag gegen 15.30 Uhr auf dem Fußweg unterhalb des Westrings unterwegs war, sicher ihr Leben lang nicht vergessen: Unterhalb der belaubten Böschung, zwischen Bäumen, entdeckt sie die nackte Leiche eines Mannes. Sie ruft den Rettungsdienst, der allerdings nur noch den Tod des Mannes feststellen konnte und daraufhin die Polizei alarmiert.
Eine der ersten Maßnahmen: Der Fundort wird mithilfe der Rother Feuerwehr großräumig mit Trassierband abgesperrt und steht bis gestern Nachmittag unter permanenter Beobachtung der Polizei.
Alle Spuren erhalten
"Dabei geht es uns nicht in erster Linie darum, Schaulustige abzuhalten. Sondern den Tatort und vor allem mögliche Spuren so früh und so unberührt wie möglich zu sichern", erklärt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Michael Konrad, - in den Stunden nach dem Fund ein gefragter Mann bei den Medien.
Noch am Abend, als die Meldung über den Fund der Leiche vor allem im Internet und in den sozialen Medien die Runde macht und auch am Tag eins danach, rücken Reporter aus ganz Bayern an den Rother Westring an. Nur etwas schneller als sie ist die Spurensicherung der Kripo Schwabach vor Ort. Sie setzt tags darauf gleich am Morgen ihre Arbeit fort.
Am Donnerstagvormittag werden sowohl vom Hubschrauber aus als auch auf dem Boden Aufnahmen mit einem speziellen 360-Grad-Laser-Scanner gemacht. Konrad erklärt: "Damit können wir den Ort und sämtliche Umstände über Monate hinweg gewissermaßen einfrieren. Virtuell lässt sich dann das gesamte Gebiet begehen. Und selbst jemand, der nicht vor Ort war, wie dies später vielleicht einmal vor Gericht relevant ist, kann sich einen realistischen Eindruck von den Umständen verschaffen."
Ungeklärte Identität
Eines jedoch ist sehr schnell klar: Der Mann, dessen Alter die Polizei mit "zwischen 50 und 60" angibt und dessen Herkunft rein vom Augenschein her nicht sofort bestimmt werden kann, ist das Opfer eines Gewaltverbrechens. Einen Unglücksfall oder eine natürliche Todesursache schließt die Polizei sehr schnell aus.
Das war es dann aber auch schon mit den ersten Fakten. Die Identität des Mannes lässt sich auch in den folgenden 24 Stunden nicht klären. "Er ist bisher offensichtlich nicht aktenkundig geworden", merkt dazu Michael Konrad an. Auch seine Herkunft lasse sich allein vom Augenschein her nicht bestimmen. Eine Obduktion in der Erlanger Gerichtsmedizin soll etwas Licht ins große Dunkel bringen. Auch was die Todesursache angeht.
Ansonsten wirft "der Fundort hier viele Fragen auf", stellt Michael Konrad fest. Fast schon als "Glücksfall" bezeichnet er die Tatsache, dass im Lauf des frühen Donnerstagvormittags ein schwarzer Reisekoffer in unmittelbarer Nähe der Leiche gefunden wird. Wenn auch leer. Doch könnten sich Spuren daran finden, die Rückschlüsse auf das Geschehen zulassen.
Fiel der Koffer auf?
Bei diesem Koffer handelt es sich um einen schwarzen Reisekoffer mit Rollen. Auffällig sind die hellen Applikationen im Bereich der Reißverschlüsse sowie die hellen Rollen und der helle Ausziehgriff.
Mit der Veröffentlichung des Fotos von dem Koffer hofft die Polizei auf Zeugen. "Vielleicht ist irgendjemand etwas in Zusammenhang mit diesem Koffer aufgefallen. Selbst wenn es belanglos scheint — bitte melden Sie sich bei uns", bittet Konrad im Namen seiner Kollegen um sachdienliche Hinweise zu einem Prozedere "weit ab einer Tatort-Folge im Fernsehen, in dem sich ein Delikt in 90 Minuten aufklären lässt", so der Polizeisprecher.
Geduldsarbeit für die Ermittler
Vielmehr sei das, was die Ermittlungskommission jetzt vor sich habe, "ein Puzzle mit vielen unterschiedlichen Teilen, die am Ende hoffentlich ein Bild von dem ergeben, was hier passiert ist".
Denn am Tag eins nach dem Fund gibt es viele Fragen und noch kaum Antworten. "Wer ist der Mann?", "Ist er bereits als vermisst gemeldet?". Ebenfalls völlig offen: Ist der Fundort tatsächlich auch der Tatort? Oder wurde der Mann eventuell nur am Westring abgelegt? Was hat es mit dem Koffer auf sich? Gehört er dem Toten? Oder ist es doch nur Zufall, dass er nahe der Leiche lag? An was ist der Mann gestorben?
Hoffen auf Zeugen
Die Ermittlungen der Polizei samt Spurensuche und Spurensicherung ist das eine. Zeugenaussagen das andere. Michael Konrad wiederholt sich gerne: "Wir hoffen immer auf Hinweise aus der Bevölkerung".
Darum auch der aktuelle Aufruf der Polizei, sich bei ihr zu melden. Sei es, weil jemandem gerade im Bereich des Westrings im Vorfeld des Fundes am Mittwochnachmittag etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist; oder weil der Koffer in irgendeiner Form die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. "Wir sind dankbar für jeden Hinweis", so Konrad.
Leiche in Roth: Mann wurde schwer misshandelt
Zeugen, denen in Zusammenhang mit dem Fund des Toten verdächtige Fahrzeuge oder Personen im Bereich zwischen Westring und Rednitz aufgefallen sind, werden gebeten, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Unter der Rufnummer (09 11) 21 12-33 33 ist rund um die Uhr ein Hinweistelefon geschaltet.
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