Pfarrer soll Kindern mit der Hölle gedroht haben

27.1.2015, 18:11 Uhr
Der Pfarrer  hatte in seiner Neujahrsrede gegen eine drohende Islamisierung, gegen Homosexuelle und gegen die Presse gewettert.

© dpa Der Pfarrer hatte in seiner Neujahrsrede gegen eine drohende Islamisierung, gegen Homosexuelle und gegen die Presse gewettert.

Priester Norbert Zawilak (47), ein gebürtiger Pole, war in den Jahren von 2000 bis Herbst 2013 Pfarrer für die Gredinger Ortsteile Untermässing, Obermässing und Großhöbing und auch hier nicht unumstritten, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben.

Eine Obermässingerin erinnert sich noch an einen Kinder-Gottesdienst kurz nach dem Tsunami, der am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 an den Küsten des Indischen Ozeans rund 230 000 Opfer forderte. Pfarrer Zawilak habe damals den Kleinen gesagt, diese Naturkatastrophe sei „eine Strafe Gottes für alle diejenigen, die Weihnachten nicht in die Kirche gehen“, erinnert sich die Frau, die wie fast alle von unserer Redaktion Befragten ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Danach bin ich nicht mehr in die Kirche“, sagt sie. Schon die Kleinsten unter den Gemeindegliedern seien mit der „gewöhnungsbedürftigen Art“ des Geistlichen konfrontiert worden, erzählt eine Frau.

Pfarrer soll Kindern mit der Hölle gedroht haben

© F.: Braun

Im Religionsunterricht an der Grundschule und im Erstkommunion-Unterricht soll er den Kindern regelmäßig mit der Hölle gedroht haben. Und er habe sich ökumenischen Gottesdiensten chronisch verweigert, berichtet ein anderer Beteiligter.

Wenig Verständnis zeigt ein Obermässinger auch dafür, dass Zawilak gerne auf Großwild-Jagd nach Afrika gehe und hinterher mit seinen Erlebnissen prahle. „Ein Pfarrer, der Tiere tötet — das passt nicht zusammen.“

Der in Krappitz (Krapkowice) in Schlesien (Polen) geborene Zawilak habe mit seiner Meinung nie hinterm Berg gehalten, berichtet ein Bürger, der Zawilaks politische Ansichten zugleich an dem „äußersten rechten Rand“ ansiedelt.

Nicht zuletzt soll der Geistliche stets darauf bestanden haben, aus Schlesien und nicht aus Polen zu sein, was wiederum für Verwunderung sorgte.

Der seit 1998 im Bistum Eichstätt tätige Geistliche habe keinen Spaß verstanden, wenn es um seine Person ging, heißt es. Als er in der Dorf-Litanei des Obermässinger Faschingsvereins verbal abgewatscht wurde, sei schnell Schluss mit lustig gewesen, erzählt ein Dorfbewohner. Derjenige, der den Geistlichen damals aufs Korn genommen habe, sei am Aschermittwoch mit einem extragroßen Aschenkreuz auf der Stirn bedacht worden.

Für Alexander Ochsenkühn aus Obermässing waren die aktuellen Äußerungen Zawilaks „sicherlich kein einmaliger Ausrutscher“, wie er als ehemaliges Kirchenratsmitglied in einem Leserbrief an die Mittelbayerische Zeitung berichtet. Das, was Zawilak in Deining vom Stapel gelassen habe, spiegle „die Grundeinstellung dieses Menschen wider“. Im Bistum Eichstätt sei dies auch bekannt, und Zawilak lasse sich sicherlich nicht mit ein paar Wochen Exerzitien bekehren: „Ich frage mich, warum solche Leute immer noch in der Öffentlichkeit tätig sein und Kinder in der Schule unterrichten dürfen?“

Warum die Gläubigen in Untermässing, Obermässing und Großhöbing über mehr als ein Jahrzehnt geschwiegen haben, darauf weiß keiner der Befragten eine Antwort. „Hier wusste es jeder, und man hat es trotzdem geduldet. Schließlich ist es nicht so leicht, einen Pfarrer zu bekommen“, sagt eine Frau. Der Untermässinger Ortssprecher Roland Pohl hingegen beteuerte, „dass ein Pfarrer auch nur ein Mensch ist und jeder Pfarrer so seine Ansichten hat“. In Untermässing jedenfalls sei Zawilak nie unangenehm aufgefallen, so Pohl.

 

1 Kommentar