Abenteuer Äthiopien: Waldorfschüler helfen im Hochland

29.9.2011, 10:29 Uhr
Abenteuer Äthiopien: Waldorfschüler helfen im Hochland

© Lukas Wilhelm

Herr Debus, Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Was macht die Waldorfschule dort genau?

Debus: Wir helfen äthiopischen Bauern, ein Gemeindezentrum für Schulungen zu bauen und ihre Ernteprodukte zu konservieren. Beispielsweise werden Mangos, die es dort in großen Mengen gibt, zu Marmelade verarbeitet. Diese Bauern wissen aber aufgrund ihrer Tradition nicht genau, wie man das macht. Die Hilfsorganisation Ecopia, mit der wir zusammenarbeiten, unterstützt Bauern, die ökologischen Anbau betreiben wollen.

Wie viele Schüler fahren wann nach Äthiopien?

Debus: Wir sind eine kleine Gruppe mit neun Schülerinnen und Schülern und drei Erwachsenen, und wir fahren in der letzten Oktoberwoche und in der ersten Novemberwoche, also in einer Schulwoche und in den Herbstferien.

Und wo genau geht es hin?

Debus: Wir fliegen in die Hauptstadt Addis Abeba. Von dort aus fahren wir 600 Kilometer nach Chencha. Das ist ein Bergdorf im fruchtbaren Südwesten des Landes. Dort hat Ecopia eine Zweigstelle.

Wie helfen die Schüler dort?

Debus: Ursprünglich war geplant, das Gemeindezentrum mit Solarenergie zu versorgen. Dieses Gebäude steht aber noch gar nicht. Deshalb helfen wir nun Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Dorf beim Bau. Das Gebäude wird aus Lehmziegeln gebaut. Anleitung gibt ein Architekt aus München, der das Gebäude entworfen hat. Die Solaranlage ist jetzt für Herbst 2012 geplant.

Wofür wird die Solarenergie verwendet?

Debus: Der Strom dient hauptsächlich der Beleuchtung. Er wird in Akkus gespeichert, so dass man abends Licht hat. Äthiopien liegt nahe am Äquator. Das heißt, dass es abends um sechs sehr schnell dunkel wird. Dann ist es zwölf Stunden Nacht. Damit die Menschen sich abends im Gemeindezentrum treffen, etwas lernen und ihre Produkte verarbeiten können, wollen wir für Licht sorgen.

Was erwartet die Schüler im Dorf? Wie sind sie zum Beispiel untergebracht?

Debus: Das ist sehr abenteuerlich bei dieser ersten Fahrt. Wir werden sehr einfache Verhältnisse vorfinden. Ecopia hat dort ein kleines Häuschen. Um dieses Häuschen herum werden wir in Zelten wohnen. Wir werden eine einfache Toilette und eine einfache Dusche haben. Wenn wir dort ankommen, ist die Regenzeit vorbei. Es wird also trocken sein. Jemand von Ecopia wird für uns kochen.

Ist es dort sehr heiß?

Debus: Tagsüber haben wir zu der Zeit bis zu 30 Grad im Schatten, nachts wird es im Hochland drei bis vier Grad kalt. Wir werden uns also gut ausrüsten.

Waren Sie selbst schon einmal in Chencha?

Debus: Nein, ich war noch nicht einmal in Afrika bisher. Doch es ist immer mein großer Traum gewesen, diesen schönen Kontinent und besonders dieses wundervolle Land Äthiopien zu bereisen und vor allem dieses Projekt für unsere Schule zu beginnen. Und jetzt geht dieser Traum in Erfüllung.

Um Geld für das Projekt zu sammeln, veranstaltet die Schule einen WOW-Day. Was ist das?

Debus: WOW heißt Waldorf-One-World. Das ist ein Tag, an dem nahezu tausend Waldorfschulen weltweit einen Aktionstag für einen guten Zweck machen. Das ist in der Regel der 29. September, der Michaelitag. Viele Schüler arbeiten in Firmen und spenden ihren Lohn. Das Geld aus unserer Schule fließt direkt nach Chencha.
Kommt denn genügend Geld zusammen, um wirklich helfen zu können?

Debus: Wir spenden das Geld von drei WOW-Days. Pro WOW-Day kommen etwa 4500 Euro zusammen. Wir rechnen also mit einer fünfstelligen Summe, um 2012 die Solaranlage bauen zu können. Dafür müsste es ausreichen.

Und wer bezahlt die Reise?

Debus: Die Reise wird von den Schülern großteils selbst bezahlt, etwa ein Drittel wird durch Sponsorenzuschüsse finanziert. Das hat aber nichts mit den Projektmitteln zu tun. Durch die Zuschüsse wird den Schülern dieses einmalige Erlebnis ermöglicht.

Spendenkonto: Stichwort „Äthiopienprojekt“, Sparkasse Mittelfranken-Süd, Konto: 221340011, BLZ: 76450000. Weitere Infos: www.aethiopien-solarprojekt.de

 

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