Als Schwabach noch Bierstadt war

14.06.2017, 06:00 Uhr
Als Schwabach noch Bierstadt war

© Foto: Schmitt

Am Ende des Rundgangs trafen sich alle auf ein kühles Bier und eine kleine Brotzeit im Leitner-Bräustüberl. Dort zeigten Huber und Distler einen Film über Bierproduktion in den 1970er Jahren in der Brauerei Leitner und stellten ihre Broschüre zur Schwabacher Heimatgeschichte vor: "Die Geschichte der Schwabacher Brau-AG und ihrer Familien" wird auf reich bebilderten 31 Seiten dargestellt. Zu erwerben ist das Heft für vier Euro in der Buchhandlung Kreutzer.

Die Tür zur Unterwelt

Höhepunkt der Führung war der Besuch des größten historischen Braukellers der Stadt. Verwinkelte Gänge, hohe Eishallen, massive gusseiserne Stützpfeiler. Die Tür zu dieser Unterwelt liegt am Eingang zum Zinnienhof der Arbeiterwohlfahrt an der Hördlertorstraße. Dort erkundeten Huber und Distler mit ihren Gästen ein Kellersystem, das bis unter die Nördliche Mauerstraße reicht. Jahrhunderte lang wurde hier Bier mit natürlichem Eis von den Weihern im Stadtpark und im Umfeld gekühlt, um so lange wie möglich einen umfangreichen Vorrat frisch halten zu können. "Linde-, Siemens- und Bauknecht-Kühlschränke gab es ja noch nicht", so Klaus Huber. Das Eis wurde dazu auf Pferdefuhrweke verladen und per Schacht in den Keller befördert, in dem sommers wie winters eine gleichbleibende Temperatur von acht bis zehn Grad herrschte.

Das Haus mit der bedeutendsten Brautradition in Schwabach ist das Anwesen am Pinzenberg 4. Dort nahm der Aufschwung der Brauerei Forster zur Schwabacher Brau AG seinen Ausgang. 1755 gründete der Bierbrauer Georg Matthäus Forster dort eine eigene Brauerei, die Urenkel Johann Forster 1899 zur "Bierbrauerei-Gesellschaft A.-G., vorm. Johann Forster" machte. Zur Brauerei gehörten die Anwesen Hördlertorstraße 12, 14 und 16. Das Lagerhaus und die Remise befanden sich in der Nördlichen Mauerstraße 20 und 22. Das Haus Pinzenberg 36 gehörte ebenfalls dazu.

So entstand die Brauhaus Schwabach A.G.

Im April 1912 folgte die Zusammenlegung mit den "Vereinigten Brauereien Ruck & Qintat", deren Braustätte gegenüber in der Hördlertorstraße 11 lag. Es entstand die "Brauhaus Schwabach A.-G.", die den Bierabsatz auf annähernd 40 000 Hektoliter pro Jahr erhöhte. 1920 schloss man sich der "Brauhaus Nürnberg A.-G." an, die das gesamte Aktienkapital erwarb.

Bis in die 1930er Jahre wurde der Betrieb als weitgehend selbständige Brauerei geführt. Dann diente der Komplex in der Hördlertorstraße als Bierdepot und zur Eiserzeugung.

In den 1950er Jahren existierten in Schwabach etwa 70 Gaststätten. 44 davon schenkten Biere des Brauhauses Nürnberg aus. Gegen Ende der 1970er Jahre wurden die Brauereigebäude in der Nördlichen Ringstraße und der Nördlichen Mauerstraße abgerissen. Dort entstanden Wohnhäuser. 1985 baute die Arbeiterwohlfahrt die weiteren Betriebsgebäude am Pinzenberg und in der Hördlertorstraße um. Sie bilden seither als Seniorenwohnungen um den Zinnienhof einen städtebaulichen Glanzpunkt der nördlichen Altstadt.

ROBERT SCHMITT

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