Bayerns Integrationsbeauftragter in der „Goldenen Moschee“

26.1.2014, 15:09 Uhr
Bayerns Integrationsbeauftragter in der „Goldenen Moschee“

© Wilhelm

Ob sie sich in der neuen Moschee wohlfühlt? Derya Göktas lächelt: „Manchmal will ich gar nicht mehr nach Hause.“ Was für die angehende Rechtsanwaltsfachgehilfin gilt, trifft auf die gesamte türkische Gemeinde zu. „Zum Freitagsgebet kommen oft rund 150 Personen“, berichtet Ali Köksal, der Schwabacher Vorsitzende des Trägervereins Ditib.

Anschaulicher Unterricht

Doch es kommen nicht nur Moslems: „Wir haben jede Woche eine Schulklasse zu Besuch“, erzählt Köksal. Um die Moschee und die islamischen Riten korrekt und anschaulich erklären zu können, hat Derya Göktas sogar eine eigene Ausbildung absolviert.

Auch beim gemeinsamen Besuch der CSU und des Schwabacher Integrationsbeirats erläutert sie die verschiedenen Bereiche der Moschee wie die Gebetsnische oder die Kanzel. Und sie dolmetscht für Imam Muharrem Öztürk, der fünfmal am Tag als Vorprediger zu den Gebeten einlädt. Gleichzeitig wirkt Muharrem Öztürk auch als Seelsorger. Zudem ist er stellvertretender Religionsattaché am türkischen Generalkonsulat Nürnberg.

„Die Moschee ist ein Ort des Gespräches eins zu eins mit dem Schöpfer“, sagt Derya Göktas. „Ihm wollen wir rein gegenübertreten. Deshalb ist im Islam Sauberkeit so wichtig. Mit dem Waschen stimmen wir uns bereits auf das Gebet ein, während dem wir nicht ansprechbar sind.“

„Herrliche Moschee"

„Die Moschee ist ein Musterprojekt“, lobt OB Matthias Thürauf die mit enormem ehrenamtlichen Einsatz gelungene Sanierung des früheren Park-Hotels in der Bahnhofstraße. „Sie spielt ein gute Rolle im Stadtleben.“ Auch Martin Neumeyer zeigt sich beeindruckt: „Das ist eine herrliche Moschee. Ich freue mich, dass sie nicht irgendwo außen, sondern in der Stadt liegt. Das ist ein Zeichen der Integration.“

Die meisten Schwabacher Moslems stammen aus der Türkei. In der Stadt leben rund 620 türkische Mitbürger. Das sind knapp zwei Prozent der Bevölkerung.

Wie die Integration weiter verbessert werden kann, ist Thema eines anschließenden Gesprächs mit dem Integrationsberat. CSU-Stadtrat Sven Heublein freut sich, dass aus der Zukunftskonferenz das Projekt „Patenschaften“ entstanden ist, das demnächst vorgestellt wird. Dabei geht es um konkrete Unterstützung von Jugendlichen etwa bei der Berufswahl.

„Mütterfrühstück an Schulen“

Martin Neumeyer hat noch zwei andere Ideen: Ein „Mütterfrühstück“ an Schulen, um die Hemmschwelle zu überwinden. Und einen Ansprechpartner für Migranten in der Verwaltung, der sie von der Kinderbetreuung bis zu Sprachkursen umfassend berät.

Vorschläge, die der Integrationsbeirat aufgreifen will: „Wir müssen“, sagt Dr. Rezata Reimann, „die Zusammenarbeit mit den Eltern weiter intensivieren.“

Wie gut die Aufnahme auch von Asylbewerbern klappen kann, zeige das Beispiel Thalmässing, berichtet Daniel Wolfrum, der sich im Schwabacher Integrationsbeirat engagiert und beruflich Ansprechpartner für Asylbewerber im Landratsamt Roth ist. „Dort arbeiten Bürgermeister, Kirchen, Vereine und Schule zusammen. Und mit den Asylbewebern herrscht ein völlig unverkrampfter Umgang.“

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