Der Hoffnungsträger

27.9.2012, 10:00 Uhr
Der Hoffnungsträger

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Sowohl der SPD-Kreisvorstand als auch der Ortsverein Roth haben den erst im Mai neugewählten 24-jährigen Unterbezirksvorsitzenden einstimmig als Kandidaten für die Landtagswahl 2013 vorgeschlagen. Das letzte Wort hat die Stimmkreiskonferenz, die am heutigen Donnerstag in Roth ihre Nominierungsversammlung abhält. Die SPD setzt große Hoffnungen in Sven Ehrhardt. Mit Ausnahme der Wahl 2008 ist es den Rother Sozialdemokraten seit 20 Jahren mit Günter Fichtner, Herbert Eckstein und Peter Hufe stets gelungen, einen eigenen Landtagskandidaten zu stellen. Ein Gespräch mit Sven Ehrhard vor der Nominierung:

Herr Ehrhardt, Sie sind 24 Jahre jung und vielleicht auf dem Sprung in die große Politik – ist dieser Schritt in Ihrem Alter so erstrebenswert?

Ehrhardt: Ist es für den 63-jährigen Horst Seehofer oder den 64-jährigen Christian Ude im Gegenzug denn mehr „erstrebenswert“, 2013 um das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zu kandidieren? Finden Sie nicht, dass es wichtig ist, dass bei Zukunftsfragen wie dem demografischen Wandel, der Energiewende oder einer realitätsnahen Familienpolitik auch die Generationen mitdiskutieren, die es in den nächsten Jahrzehnten hauptsächlich betrifft? Daher halte ich es schon für „erstrebenswert“, verstärkt auch jungen Menschen eine Stimme in der Politik zu geben.

Was hat Sie veranlasst, sich politisch einzubringen?

Ehrhardt: Weil ich etwas verändern will. Ich war schon immer ein Mensch, der Interesse an seiner Umwelt und seinen Mitmenschen hatte. Und ich war schon immer jemand, der seinen Mund partout nicht halten konnte, wenn es darum ging, vermeintliche Missstände anzusprechen. Mein Engagement habe ich damals mit 16 Jahren als Schulsprecher vom Rother Gymnasium angefangen und seitdem nicht mehr unterbrochen. Nach meinem Abitur hatte ich in der Rother SPD meine „politische Heimat“ gefunden. Seitdem versuche ich, wo ich nur kann, mich einzubringen und die Stadt Roth und den Landkreis zu verändern.

Wo sehen Sie Ihre Stärken?

Ehrhardt: Ich bin neugierig und kann mich sehr schnell für etwas begeistern. Die Erfahrungen, die ich als junger Kreisvorsitzender machen darf, sind für mich wahnsinnig spannend. Ein Vorteil meines Alters ist dabei sicherlich auch, dass ich an viele Dinge ohne „politische Scheuklappen“ herangehen kann. Für mich gibt es weder vorgefertigte Meinungen, noch „alte Feindschaften“ und schon gar keine dummen Fragen.

Wie sehen Sie Ihre Chancen, in den Landtag einzuziehen?

Ehrhardt: Die Chance ist da. Und ich werde in den nächsten Wochen und Monaten alles dafür tun, diese Chance zu nutzen, um ab 2013 als Landtagsabgeordneter den Landkreises Roth in München vertreten zu können. Ich möchte mich dabei als eine junge, frische Alternative zum teilweise eingefahrenen Politikbetrieb präsentieren. Und genauso möchte ich mich in der kommenden Zeit auch geben: unkonventionell, kreativ und mit einem riesigen Kämpferherz gesegnet.

Das Vertrauen in die Politik und deren handelnden Personen hat in den vergangenen Jahren immer mehr gelitten. Was ist falsch gelaufen?

Ehrhardt: Politik ist immer mehr zur „Show“ geworden. Ich ertappe mich selbst manchmal dabei, in diesem Theater mitzuspielen. Dabei spulen wir Politiker zu oft unseren vorgefertigten Text herunter, anstatt einfach mal Klartext zu reden. Und zu wenig diskutieren wir mit den Betroffenen selbst. Beispielsweise im Bereich der Jugendarbeit wird zu oft über und nicht mit den Jugendlichen gesprochen.

Um gesellschaftliche, strukturelle und wirtschaftliche Probleme zu lösen gibt es keine leichten Antworten. Die aber werden von den Menschen erwartet. Ist „Politik“ schwieriger geworden?

Ehrhardt: Die Probleme sind vielleicht komplexer geworden. Dafür nimmt aber auch die Zahl der Hilfsangebote zu. Vor einiger Zeit habe ich mich beispielsweise in das Kommunale Energieentwicklungskonzept des Landkreises Roth eingearbeitet und bin als Laie an einigen Stellen ins Stocken geraten. „Schwierig“ war der Griff zum Hörer dann aber nicht, um die offenen Fragen mit den zuständigen Energieberatern zu diskutieren. Ich werde im Landtagswahlkampf mit Sicherheit auch nicht auf jede Frage sofort die passende Antwort parat haben. Aber ich habe keine Hemmschwellen, mich belehren zu lassen oder andere um Rat zu fragen. Entscheiden kann ich nur, wenn ich von der Materie eine Ahnung habe.

Den Parteien laufen die Mitglieder davon. Zu den Wahlen gehen immer weniger Menschen. Und die Jugend wird immer unpolitischer. Was tun? Haben Sie Visionen, wie moderne Politik aussehen soll?

Ehrhardt: Wir müssen die Menschen wieder an der Politik beteiligen. Die Bevölkerung in regelmäßigen Abständen an die Wahlurnen zu rufen, reicht nicht. Ein Bürgerentscheid wie vergangenen Sonntag in Roth, ist, völlig unabhängig von der Sachfrage, ein Paradebeispiel, wie sich Jung und Alt für Politik interessieren können. Die Menschen müssen wieder das Gefühl bekommen, dass sich die Politik wirklich für ihre Anliegen stark macht. Erst dann steigt auch wieder die Beteiligung an politischen Entscheidungen. Daher stehe ich Abstimmungen auf Gemeinde-, aber auch Landes- oder Bundesebene offen gegenüber. Auf Kreisebene habe ich mit der „Mitmachpartei“ eine Initiative für mehr Beteiligung gestartet. Ich möchte allen Mitgliedern, aber auch sonstigen Interessierten die Möglichkeit geben, sich in unsere Arbeit hier vor Ort einzumischen.

Sie geben sich engagiert, haben Visionen. Haben Sie nicht Angst, dass Sie auf der großen Politbühne ausgebremst werden und sich der Parteiräson unterordnen müssen?

Ehrhardt: Eines ist doch klar: Ich möchte sicherlich nicht als einer der jüngsten Abgeordneten in den Landtag einziehen, um als Hinterbänkler ungestört die Tageszeitung zu schmökern oder in Ruhe Sudoku zu spielen. Ich trete mit dem Anspruch an, in Bayern etwas bewegen zu können und für unseren Landkreis das Beste herauszuholen. Hierfür bin ich gerne auch bereit, Konflikte in Kauf zu nehmen.

Kann Bayern überhaupt jemals von der SPD regiert werden?

Ehrhardt: Haben Sie sich bei der letzten Landtagswahl 2008 vorstellen können, dass der nächste SPD-Landtagskandidat im Landkreis 24 Jahre alt ist? Warum soll eine SPD- geführte Landesregierung also nicht auch möglich sein? Zahlreiche bayerische Rathäuser und Landratsämter werden längst sozialdemokratisch regiert. Ich bin allerdings motiviert genug, als Landtagsabgeordneter jeder Regierung zu helfen, Bayern zukunftsfähig zu machen.

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