Ein Wirtshaus mit ganz langer Tradition

3.9.2009, 00:00 Uhr
Ein Wirtshaus mit ganz langer Tradition

STEINBRÜCHLEIN (hw) – Die geologische Formation um das «Steinbrüchlein» ist nicht der harte Quarzit des Glasersberges, sondern der weichere Burgsandstein, der hier gewonnen und in Nürnberg vielfach für den Häuser- und Wehranlagenbau verwendet wurde. Die Arbeiter mussten verpflegt werden, darum wurde zu den Steinbrüchen ein Wirtshaus gebaut. Die Venezianerstraße, eine wichtige Verkehrsverbindung nach Süden, führte hier vorbei. Der offizielle Namen des «Steinbrüchleins» war «Unterlangenlohe» Von 1896 bis zur Schließung führten über fünf Generationen der Familie Peuntinger aus Katzwang die Wirtschaft.

Teil der Schottenhut

Das «Steinbrüchlein» ist viel älter. Erbförster hatten hier das Sagen. Von 1302 bis 1365 war die Familie Schott in Swerzenloh an der Schwarzach verantwortlich, die die umliegenden 150 Morgen Acker und Wiesen, also vier Huben –, das ganze Feld zwischen Kornburg und Kleinschwarzenlohe - beaufsichtigten. 1385 kam die Familie Ammon zur Schottenhut, wie man die Erbförsterei nannte. Der Förstersitz wurde von Kornburg nach Kleinschwarzenlohe verlegt. Die Schottenhut umfasste die Waldfläche von Kleinschwarzenlohe, Worzeldorf, Steinbrüchlein. Zollhaus, Altenfurt und Feucht. Hier taucht erstmals die Bezeichnung «Steinbrüchlein» auf.

Immer wieder gab es zwischen den Markgrafen von Ansbach und der freien Reichsstadt Nürnberg gerade am «Steinbrüchlein» ernsthafte Zwischenfälle. Als 1611 der Markgräfliche Vogt Bernhard Geyer von Cadolzburg mit einer Fracht und einem Geleit von zahlreichen Soldaten zum Nürnberger Frauentor fuhr, verstellten ihm Nürnberger Soldaten in Unterlangenlohe den Weg. Der Markgräfliche Vogt wurde auf die Nürnberger Burg ins Verlies gebracht.

Ebenso erging es den beiden Nürnberger Ratsherren von Stromer und Löffelholz, welche für den Neubau der Fleischbrücke Sandsteine auf dem der Stadt Nürnberg gehörenden Steinbruch bestellen wollten. Sogleich wurden die beiden Herrn von markgräflichen Reitern in die Gefangenschaft nach Schwabach geleitet. Nach langen Verhandlungen wurde der markgräfliche Vogt gegen die beiden Ratsherren ausgetauscht.

1806 wurde Bayern ein Königreich mit großen Gebietsveränderungen. Der Reichswald ging aus Nürnberger Besitz an das Königreich Bayern. Die Erbförsterposten wurden aufgehoben, der neue Revierförster hatte seinen Sitz in Wendelstein. Da Unterlangenlohe, das «Steinbrüchlein», und Oberlangenlohe, das Zollhaus, seit alters her mit Kleinschwarzenlohe verbunden waren, blieb es weiter so

Eine große Zeit hatte das «Steinbrüchlein» als der Ludwigskanal gebaut wurde. Viele Arbeiter waren im Steinbruch beschäftigt, und das Wirtshaus hatte an Zahltagen Hochkonjunktur. 1827 begann der Kanalbau in Worzeldorf. Zu dem bestehenden Gasthaus kamen noch zwei Wohnhäuser und ein kleines Kirchlein. Es entstand ein richtiger Ortsteil.

Bei Gebietsreform vergessen

Am 13. Juli 1933 stellte Gastwirt Karl Peuntinger im Gemeinderat von Worzeldorf der Antrag, das «Steinbrüchlein» nach Worzeldorf einzugemeinden. Zwar erklärte sich der Gemeinderat einverstanden, doch es geschah nichts. Alles verlief im Sande. Auch bei der Gebietsreform 1972 wurde das Steinbrüchlein vergessen. Erst 1978 wurde die Eingemeindung nach Nürnberg nachgeholt.

Im Frühjahr verstarb die letzte Peuntinger-Tochter Gundi Brunner, die über Jahrzehnte die Wirtschaft geführt hatte.

Am 1. Mai eröffnete Christian Blödel aus Kornburg die «Steinbrüchlein»-Wirtschaft wieder. Am Konzept des Lokals will er nichts ändern.