„Genossen“ am Zug

16.4.2011, 08:00 Uhr
„Genossen“ am Zug

© Hermann Lorenz, Sprecher des „Energiebündels“, und Alexander Wernard, Gebäudemanager des Landkreises, sowie dessen Sohn Felix.F.: oh

Nun ist es im Landkreis nichts Neues, dass auf landkreiseigenen Gebäuden umweltfreundlicher Strom produziert wird. Ob auf der Berufsschule, dem Gymnasium Roth, dem Landwirtschaftsamt Roth oder auf dem Abenberger Bauhof – überall dort hat der Landkreis bereits Dachflächen an private Betreiber von Fotovoltaikanlagen verpachtet.

Einnahmen eher marginal

Die Einnahmen aus dieser Geschäftspartnerschaft sind aus Sicht des Landkreises eher marginal: Pro Jahr kommen auf diese Weise rund 4000 Euro zusätzlich in die Kasse. Viel wesentlicher aber ist die Umweltbilanz. Denn angesichts der bis jetzt 350000 Kilowattstunden Strom, die derzeit über die Photovoltaik produziert werden, können schon jetzt rund 245 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr eingespart werden. Nun werden es noch mehr. Viel mehr. Auf dem Berufskraftfahrerzentrum, das der Landkreis derzeit nahe der Rother Berufsschule baut, hat eine der größten PV-Anlagen eines Landkreisgebäudes Platz. Rund 3300 Quadratmeter Dachfläche stehen zur Verfügung.

Neu sind die Dimensionen. Neu ist auch, dass der Großteil des Stroms nicht ins Netz eingespeist wird, sondern direkt im Haus verbraucht wird. Und neu ist schließlich, dass der Betreiber erstmals eine Genossenschaft ist, gegründet unter dem Dach des „Energiebündels“. Dahinter verbirgt sich der Zusammenschluss von Privatpersonen, Organisationen und Kommunen aus dem Landkreis Roth und aus Schwabach mit dem Ziel, die Region bis 2030 von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen.

Für den Betrieb dieser neuen großen PV-Anlage hat das „Energiebündel“ nun eine Genossenschaft „R-neuerbar“ mit Sitz in Roth gegründet und damit eine Vorgabe des Kreisausschusses vom Januar 2011 erfüllt. Das Ziel: Möglichst viele Bürger sollen über die Genossenschaft an dieser Form der umweltfreundlichen Stromproduktion beteiligt werden. Dieser Tage unterzeichneten Landrat Herbert Eckstein für den Landkreis und Vertreter der Genossenschaft den entsprechenden Vertrag für die Verpachtung der Dachfläche über eine Laufzeit von 20 Jahren.

Gerade die Genossenschaftsidee ist es, die der Landkreischef als gute Grundlage für dieses und für ähnliche Vorhaben sieht, weil auf diese Weise die Wertschöpfung im Landkreis bleibt. Prinzipiell sehe er, Eckstein, es als großen Vorteil an, wenn „Betroffene zu Beteiligten werden“. Vor dem Hintergrund vieler hitzigen Diskussionen um Windräder könne so eine Betreiber-Genossenschaft eine von mehreren guten Möglichkeiten sein, „dass Bürger nicht nur die Auswirkungen spüren, sondern auch einen Nutzen aus dieser Entwicklung ziehen können.“ Und das wiederum schaffe mehr Vertrauen und ein besseres Verständnis für regenerative Energien.