Kammersteiner Romanze am Rittermarkt

2.5.2016, 08:30 Uhr
Kammersteiner Romanze am Rittermarkt

© Beatrix Frank

Auch in diesem Jahr hatte die Gemeinde Kammerstein als Gastgeber gerufen, und sehr viele waren gekommen: aus Franken, Bayern, ganz Deutschland und sogar Österreich.

Denn Kammerstein ist für Liebhaber der Geschichte ein „Geheimtipp“. Clans, Händler, Musikanten, Schausteller, Fabelwesen und Hexen gaben sich ein Stelldichein und boten Handwerkskunst und künstlerische Darbietungen. Auch viele Schaulustige aus Nah und Fern fanden sich wieder in der Gemeinden am Heidenberg ein.

Außergewöhnliche Speisen wie Hanftaschen von der „Hanf-Beckerey“ aus Passau, Himbeerwein, Fladen mit Speck oder vegetarisch und Bauernstriezel wurden unter anderem geboten. Dekorative Haarreifen mit Rabenkopf und Straußenfedern, ein Edelsteinglücksrad, Ruf- und Trinkhörner, Waffen und Gewänder jeglicher Art und originalgetreu: Die Besucher konnten Waren auf dem Rittermarkt finden, die jede Vorstellungskraft sprengen.

Der Rittermarkt zum Sagenfest in Kammerstein ist einer der größten nichtkommerziellen Rittermärkte in Deutschland und gilt als besonders kinder- und familienfreundlich. So gab es auch in diesem Jahr Pony-, Esel- und Kamelreiten auf prächtigen Trampeltieren, die nur in der Mongolei und im Süden Russlands beheimatet sind. Bürgermeister Walter Schnell begrüßte die Clans, Händler, Schausteller und Gäste. „Der Rittermarkt ist zu unserer Freude Jahr um Jahr gewachsen. Leider ist der Platz aber begrenzt.“

Kammersteiner Romanze am Rittermarkt

© Beatrix Frank

Ein besonderes Highlight war am Samstag vor allen Gästen die evangelische Trauung von der „Dryade“ Janine und „Ent“ André. Beide lernten sich vor drei Jahren auf dem Rittermarkt in Kammerstein kennen, verlobten sich hier und gaben sich in diesem Jahr ihr „Ja-Wort“ vor Hunderten Zeugen. Zur Trauung trat das Paar als Elfenkönigin und Prinz von Gondor vor die Pfarrerin. Das „Waldgeistvarieté“ bildete das Gefolge.

„Hinter den Kulissen“ agierte in diesem Jahr zum fünften Mal die „Sagen AG“ mit neun ehrenamtlichen Aktiven. Viola Nachtrab ist die Leiterin der Gruppe. Pfarrerin Sabine Baier schlüpft in die Rolle der „Anna von Nassau“, der Burgherrin von Kammerstein im 14. Jahrhundert. Und Stefan Bartelt aus Haag, als „Stef“ bekannt, gilt als die „gute Seele“ der „Sagen AG“. „Wenn es etwas zu tun gibt braucht man nur zu „Stef“ gehen, und schon ist es getan“, sagt Viola Nachtrab. „Die Vorbereitungen für das Sagenfest beginnen etwa ein Jahr vorher. Da kommen schon 200 Stunden pro Person zusammen.“

Kammersteiner Romanze am Rittermarkt

© Beatrix Frank

Als gemeinsame Aktion zwischen den Gemeinden Büchenbach und Kammerstein wurde zur Wandersaison der Sagen- und Reichsstraßenwanderweg 1999 eröffnet. Nach der Idee von Bürgermeister Schnell schlüpfte im Jahr 2000 der damalige Pfarrer Martin Bek-Baier in die Rolle des legendären Ritters „Ramungus“. Gefeiert wird seither auch auf der Ofenplatte des Heidenbergs.

Diese arbeitsintensive und herausfordernde Aufgabe hatte vor einigen Jahren die „Sagen AG“ übernommen. „Man kann diese Aufgabe nur richtig machen, wenn man mit Herzblut dabei ist“, so Viola Nachtrab und mit einem Zwinkern: „Das sind alles meine Kinder.“

Ein Wermutstropfen schwebte allerdings in diesem Jahr über dem Rittermarkt auf dem Rathausplatz: Die „Sagen AG“ teilte ihren geschlossenen Rücktritt mit.

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