Katastrophenschutz: App Nina warnt schnell und präzise

19.6.2015, 08:21 Uhr
Katastrophenschutz: App Nina warnt schnell und präzise

© Foto: Wilhelm

Eine solche Tagung hat es in Schwabach noch nicht gegeben. Nach Schwabach eingeladen hatte der für Katastrophenschutz zuständige Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht.

Anfang Juni im Landkreis Fürth: Das Gewitter war kurz, aber heftig. Starkregen setzte Keller unter Wasser, überschwemmte eine Bundesstraße, zerstörte einen Fußweg. Ein Dachstuhl brannte nach einem Blitzschlag.

Unwetter hat es schon immer gegeben. Aber sie werden häufiger und treten immer öfter sehr plötzlich auf. „Das ist der Klimawandel“, sagt Knut Engelbrecht. Wie aber kann man sich als Bürger auf solche Ereignisse besser einstellen?

Kostenlose Warnung

Detlef Raphael hat da einen zunächst etwas überraschend klingenden Rat, den er erstaunlich ernsthaft vorträgt: „Suchen Sie sich eine neue Freundin.“ Raphael kommt aus Dortmund und ist beim Deutschen Städtetag für Brand- und Katastrophenschutz mitverantwortlich. Er empfiehlt sogar den Namen der Freundin: Nina. Und er weiß, wo man sie findet: natürlich im Internet.

Bevor er missverstanden wird, folgt die Auflösung der kleinen Anspielung: Nina ist die Abkürzung für „Notfall-Informations- und Nachrichten-App“. Kostenlos zur Verfügung gestellt wird sie vom „Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe“: www.bbk.bund.de

„Diese App warnt sehr schnell und regional sehr präzise zum Beispiel vor Stürmen und Starkregen“, erklärt Raphael. Die Information per Internet hält er schlicht für zeitgemäß. „Wer hört heute schon Radio? Alle schauen doch ständig in ihre Smartphones.“ Und ein Blick zur rechten Zeit bringt die nötigen Minuten, um noch Vorkehrungen treffen zu können. „Es muss ja nicht sein, dass die Stühle durch die Luft fliegen und der Sonnenschirm im Wohnzimmerfenster landet.“

Was er so launig formuliert, ist für ihn ein großes Problem. „Wir wollen wachsende Gefahren nicht wahrhaben, da gibt es eine gewisse Naivität“, findet Detlef Raphael. Deshalb möchte er die Bevölkerung stärker dafür sensibilisieren.

„Wie die Eins“

Weit weniger Sorgen bereiten ihn die Einsätze selbst. „Der Brand- und Katastrophenschutz in Deutschland steht wie die Eins.“ Das bewiesen Großereignisse wie die Hochwasser an Donau und Elbe. „Da hat der Katastrophenschutz super funktioniert.“

Ein wichtiger Faktor ist dabei das hohe Engagement von freiwilligen Helfern von THW, Rettungsdienst und nicht zuletzt der Freiwilligen Feuerwehren. Die Frage ist aber: Wird das auch in Zukunft so sein? Und da gibt es zumindest Zweifel.

Glückliche Lage in Schwabach

Beispiel Schwabach: Die Feuerwehr, die heuer 150 Jahre alt wird, genießt einen hervorragenden Ruf. Sie ist modern ausgestattet, gut ausgebildet und arbeitet eng mit anderen Wehren zusammen. Jüngstes Beispiel: der Hausbrand in der Altstadt vor wenigen Wochen.

Doch ein Problem wird zumindest spürbar: „Es wird immer schwieriger, tagsüber die Einsätze zu besetzen“, berichtet Knut Engelbrecht. Schließlich könne nicht jeder Helfer immer und zu jeder Zeit seinen Arbeitsplatz verlassen.

„In Schwabach haben wir das Glück, dass viele Mitglieder unserer freiwilligen Feuerwehren bei der Stadt arbeiten.“ Und die stellt sie für Einsätze natürlich frei. Berufsfeuerwehrleute einzustellen, ist deshalb für die nächsten Jahre noch kein Thema. Aber niemand weiß, ob das so bleibt.

Nachwuchsarbeit in Zeiten des demografischen Wandels ist deshalb ein wichtiger Punkt, um die bewährte Struktur zu erhalten. Dabei spielen auch kleine Ortswehren eine große Rolle: „Denn Engagement“, sagt Engelbrecht, „lebt auch von der Identifikation mit dem Ortsteil.“

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