Mahlen, kneten, rösten, pressen

23.9.2011, 08:47 Uhr
Mahlen, kneten, rösten, pressen

© Wilhelm

Zudem ist sie erst die zweite Ölmühle dieser Art in ganz Deutschland. „Nur in Berlin gibt es schon eine“, sagte Martin Schnell bei der Vorstellung der ungewöhnlichen Investition. 98000 Euro hat die raumfüllenden Mühle gekostet. Das zeigt: Schnells schauen zuversichtlich in die Zukunft.

Ihr mutiges Konzept: Neben dem Tabakanbau und der Schweinehaltung setzen sie immer mehr auf den Kürbisanbau. „2004 haben wir auf einem Hektar begonnen“, blickt der Agrarbetriebswirt zurück. Inzwischen sind daraus 70 Hektar geworden. Einzigartig in der bayerischen Landwirtschaft. „Ohne meine Frau ginge das nicht“, betont er. Petra Schnell ist gelernte Hauswirtschaftslehrerin, kehrt aber nach der Kinderpause nicht mehr in den Beruf zurück. Sie unterstützt voll ihren Mann und leitet mit ihm das Familienunternehmen.

Ein Drittel der Kerne verkaufen Schnells an Bäckereien, ein Drittel veredeln sie zu feinen Knabbereien und aus dem dritten Drittel wird Kürbiskernöl. „Bisher haben wir unsere Kerne in der Steiermark pressen lassen. Dort gehören Kürbiskerne fast zu den Grundnahrungsmitteln“, so Schnell.

Doch die 600 Kilometer sind eine weite Strecke, der Aufwand entsprechend groß. „Und als Direktvermarkter regionaler Produkte passt das auf Dauer auch nicht“, findet Martin Schnell. Einige Jahre haben seine Frau und er überlegt und gerechnet, gerechnet und überlegt. Und sich dann entschieden.

Bauernhaus saniert

2011 wurde zum großen Jahr der Investitionen. Ein altes Bauernhaus im elterlichen Betrieb wurde saniert, in den Hofladen umgestaltet und im Nebenraum die Ölmühle eingebaut.

„In ihr werden die Kürbiskerne gemahlen, geknetet, geröstet und schließlich gepresst“, erklärt Martin Schnell. „Wichtig ist vor allem das Rösten. Dadurch bekommt das Kürbiskernöl seinen feinen nussigen Geschmack.“

2500 Liter hat er im vergangenen Jahr gepresst. Im eigenen Haus sollen es bis zu 10000 Liter werden. „Kürbiskernöl ist kalt gepresstes Öl. Das soll man nicht erhitzen, also nicht damit braten“, erläutert Petra Schnell. Bestens eignet sich Kürbiskernöl aber für Salate. Oder zur Verfeinerung von Kürbissuppe.

Öl auf Vanilleeis

„Besonders gut schmeckt es auch auf Vanielleeis. Und es sieht darauf auch gut aus“, gibt sie noch einen kleinen Tipp.

Für die Vermarktung haben sich Schnells inzwischen mehrere Wege erarbeitet. „Am wichtigsten sind Hof- und Bauernläden. Aber auch Messen und Märkte. Zum Beispiel sind wir auf der Consumenta“, beschreibt Schnell seinen Vertrieb. Zudem geht sein Kürbiskernöl über die „Regionaltheke“ auch in Rewe-, Marktkauf- und Edeka-Märkte.

Standbein Tagestourismus

Ein weiteres Standbein soll der Tagestourismus werden. In der Ölmühle soll es Schauvorführungen geben. Im ersten Stock wird ein Raum für Seminare eingerichtet.

Die Gäste der Präsentation und der Hofladeneröffnung zeigten sich beeindruckt. „Ihr habt ein echtes Alleinstellungsmerkmal und mit sehr, sehr, sehr viel Fleiß Eure Idee verwirklich. Mein ehrlicher und tiefer Respekt“, sagte Landrat Herbert Eckstein.

„Das sanierte Haus ist ein Schmuckstück geworden“, freute sich Kammersteins Bürgermeister Walter Schnell auch aus einem privaten Grund: „Hier stammt mein Vater raus.“ Der neue Hofladen sei ein weiteres wichtiges Stück Infrastruktur für die Gemeinde.

Kürbisfest am 9. Oktober

„Mit Öl in Saudi Arabien wird man vielleicht schnell reich. Aber irgendwann geht es zu Ende. Öl aus Neppersreuth ist dagegen ein echtes Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft“, sagte Hans Walter vom Amt für Landwirtschaft. Voller Anerkennung ist auch Thomas Schmitt, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes: „Das ist eine große Sache.“

Das gilt auch für das Kürbiskernfest auf dem Hof der Familie Schnell in Neppersreuth am Sonntag, 9. Oktober, von 10 bis 17 Uhr. Dann werden Hofladen und Ölmühle einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

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