Marina Schuster: Senkrechtstarterin hat sich etabliert

22.9.2009, 00:00 Uhr
Marina Schuster: Senkrechtstarterin hat sich etabliert

© Rödel

Mittlerweile sind vier Jahre ins Land gezogen, die für die 33-jährige Diplom-Kauffrau und Doktorandin «wie im Flug» vergangen sind. Der politische Alltag hat Marina Schuster eingeholt. Doch auch der Alltag ist für die mittelfränkische FDP-Spitzenkandidatin spannend. Marina Schuster hat sich ihren jugendlichen Elan bewahrt, ist Politikerin mit Leib und Seele.

Beim Pressetermin im elterlichen Hotel Schuster in Greding schwärmt sie von ihrer Tätigkeit als Bundestagsabgeordnete. «Jeden Tag gibt es neue Nachrichten, neue Themen. Diese Arbeit ist so vielfältig, wie die Menschen, die man dabei kennenlernt.»

«Sehr sympathisch»

Und Menschen hat Marina Schuster während ihrer ersten Legislaturperiode zuhauf kennengelernt. Darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sie während einer Afrika-Reise begleiten durfte, oder aber auch den SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Beide Spitzenpolitiker beschreibt sie als «im persönlichen Umgang sehr sympathisch».

Marina Schuster war auch in den Vereinigten Staaten, als sich der historische Machtwechsel im Weißen Haus abspielte. Sie erlebte in Chicago live die Siegesfeier von Barack Obama.

Feiern will sie auch mit ihrer FDP am kommenden Sonntagabend. Die FDP liebäugelt bekanntermaßen ganz offen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und deren CDU sowie deren Schwesterpartei, der CSU, mit der es seit Herbst 2008 auf Landesebene schon eine Koalition in Bayern gibt.

Werben für Schwarz-Gelb

Die Liberalen setzen – wie Bundesvorsitzender Guido Westerwelle am Wochenende nochmals unmissverständlich klar machte – im Bund auf Schwarz-Gelb. Marina Schuster sieht dafür auch eine echte Chance. Doch die Umfragen sind alles andere als eindeutig.

Und wenn es nicht reicht? Eine «Ampel» aus SPD, FDP und Grünen schließen die Liberalen aus. Schuster ist deshalb realistisch: Es könne wie 2005 auch wieder eine Große Koalition geben, womit die FDP weiterhin in der Opposition wäre.

Was wiederum für die Gredingerin kein Weltuntergang wäre, auch wenn sie natürlich für einen Regierungswechsel kämpft. «In der Opposition hat man einen ganz wichtigen Auftrag», meint sie und spricht damit die «Kontrollfunktion» an. «Die FDP hat oft erfolgreich vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt. Opposition ist gerade in einer Großen Koalition wichtig.»

Sicherer Platz sechs

Marina Schuster hat gute Chancen, wieder in den Bundestag gewählt zu werden. Die Partei hat ihre engagierte Arbeit mit dem fast sicheren Listenplatz sechs honoriert.

Ungeachtet dessen hat sie sich auch mit dem Fall der Fälle beschäftigt. Sollte es am Sonntag, 27. September, für sie nicht reichen: «Dann gehe ich eben in meinen Beruf zurück. In der Politik gibt es keinen sicheren Stuhl.»

Damit sie nicht vom Stuhl kippt, rührt sie für sich und die FDP kräftig die Werbetrommel. Wahlkampf ist Kärrnerarbeit, weiß sie und bereist landauf, landab die Republik. An einem Tag ist sie mit einem Wahlstand in Wendelstein, um am nächsten Tag zu einem Kongress der Jung-Liberalen nach Hamburg zu fliegen.

Mit welchen Schwerpunktthemen wollen Marina Schuster und die FDP die Wähler gewinnen? Ganz oben auf ihrer Liste stehe die Gesundheitsreform, die ohne Zweifel die Menschen bewege, ihnen Angst mache, wie ihre Erfahrungen aus den regelmäßigen Bürgersprechstunden gezeigt hätten. «Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Bayern muss erhalten bleiben», betont sie.

Doch auch Steuerreform («Einfach, niedrig, fair»), Wirtschaftspolitik («Soziale Marktwirtschaft erhalten») und Bildungspolitik («Bildung ist Bürgerrecht») stehen auf ihrer Agenda genauso weit oben wie Bürgerrechte und Datenschutz («Keine Online-Durchsuchungen»).

Eine Themenpalette, die sie in ihrer Entscheidung bestätigt, sich vor zwölf Jahren den Liberalen anzuschließen. «Die FDP deckt alle Politikfelder ab.»

Trotz Urlaubszeit, so Marina Schuster, laufe der Wahlkampf gut. Trotz der mit der Union angestrebten Kooperation wolle die FDP ihre originären Ziele nicht aus den Augen verlieren. «Wir führen unseren eigenen Wahlkampf», sagt sie mit reichlich Selbstbewusstsein in der Stimme. HARRY RÖDEL