Parkbad feiert 2013 seinen 75. Geburtstag

28.4.2013, 08:00 Uhr
Parkbad feiert 2013 seinen 75. Geburtstag

© Archiv Grießhammer

Der Schwabacher Heimatforscher Heinrich Kraus bezeichnete das Parkbad bei dessen Eröffnung als „eines der herrlichsten Bäder Frankens“. Erwartet wurden die „arbeitsame und ausspannungsbedürftige Bevölkerung“, die Angehörigen der „neuen Garnison Auf der Reit“ sowie „auswärtige und großstädtische Badegäste“.

Im Sinne der von den Nationalsozialisten propagierten „Volksgesundheit“ und zur „Ertüchtigung der Volksgenossen“ durch „Kraft durch Freude“ begannen 1937 auf einer Wiese neben dem Stadtpark die Bauarbeiten.

Die sogenannte Bäderkommission des Stadtrats hatte lange überlegt und war zur Besichtigung anderer Bäder unter anderem in Leipzig. Das moderne Bad sollte zentrumsnah, nicht weit entfernt vom Bahnhof und der alten Reichsstraße Nürnberg-München liegen, aber vor allem sollte es im Grünen gelegen sein.

Becken mit Sprungturm

So begann eine Münchner Spezialfirma, wie Jürgen Söllner, der Leiter des Stadtmuseums, in seinem Aufsatz „Stadtentwicklung und Bautätigkeit in Schwabach“ ausführt, mit den Beton- und Eisenbetonarbeiten. Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken lagen direkt nebeneinander und waren durch eine Mauer getrennt. Sie waren jeweils 50 mal 20 Meter groß.

Zudem wurde ein Sprungturm mit Sprungbrettern in einem, drei und fünf Meter Höhe errichtet.

Im Nichtschwimmerbecken entstand eine bogenförmige Wasserrutsche. Abseits davon wurde für die kleinen Kinder ein Planschbecken gebaut.

Mit Chemie gegen Algen

Das Filtergebäude und die Entwässerung, der Kabinentrakt und das Gaststättengebäude wurden einer Mannheimer Spezialfirma übertragen, so Jürgen Söllner. Bereits damals wurden chemische Zusätze für eine besondere patentierte Wasserreinigungsanlage eingesetzt, um die Algenbildung zu verhindern.

Das Beckenwasser wurde im Filtergebäude laufend gereinigt. Durch die Zugabe von geringen Mengen an Chlor erhielt man „spiegelklares Badewasser in Trinkqualität“, worauf man besonders stolz war. Denn die hygienischen Verhältnisse in der alten Badeanstalt in der Badstraße auf dem Gelände des heutigen Reitvereins ließen doch gerade an heißen und vielbesuchten Tagen schon sehr zu wünschen übrig.

So wurde das „neue, saubere Bad“ mit dem damals üblichen Zeremoniell durch NSDAP-Bürgermeister Wilhelm Engelhardt eröffnet: Flaggen wurden gehisst, Sportvorführungen geboten und das Deutschland- und auch das Horst-Wessel-Lied gespielt.

Polizei im Badekostüm

Die Eintrittspreise hatte man bewusst niedrig angesetzt, da die „Volksgesundheit“ im Vordergrund stand. Um Freizeitspaß ging es den Naziführern in Schwabach nicht. Das Parkbad sollte allein der Ertüchtigung des Volkes dienen. Ganz gemäß der Aufforderung: „Jeder Deutsche ein Schwimmer!“ Nach einem offiziellen Rundschreiben wurde auch während des Krieges der Badebetrieb aufrecht erhalten. Fußball- oder auch Faustballspielen im Parkbad waren verboten. Um jegliches Missverhalten vorzubeugen, befahl Bürgermeister Engelhard Polizeibeamte in Zivil beziehungsweise im „Badekostüm“ die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen.

Denn wer gegen die Vorschriften für Sittlichkeit und Reinlichkeit verstoße, der handle nach einer offiziellen Meldung im Schwabacher Tagblatt vom 2. Juli 1938 auch gegen den „Geist der Volksgemeinschaft“. Jüdischen Bürger waren ausgeschlossen. Sie durften das Parkbad nicht benutzen.

Eine Plastik als Schmuck

Da die Körperertüchtigung im Vordergrund stand, wurde die Anlage funktional und ohne verschönernde Elemente ausgeführt. Als künstlerische Bereicherung wurde die Plastik im neoklassizistischen Stil der dreißiger Jahre, die „Frau vor dem Bad“ von Andreas Netter aufgestellt. Sie entsprach dem damaligen Ideal der deutschen, gesunden und sportlichen Frau.

Die Ausstattung des Bades mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, die von einer Fußwaschrinne umgeben waren, sahen großzügige Liegeflächen, Garderoben- und Brausebadanlagen sowie ein Café mit Freiterrasse und Dachgarten vor, in dem allerdings nur nichtalkoholische Getränke verkauft wurden, sowie einen beliebten Bierkeller.

Parkbad feiert 2013 seinen 75. Geburtstag

© Archiv Grießhammer

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren zunächst auch die Badefreuden für die Bevölkerung im Parkbad vorbei. 1945 beschlagnahmten die amerikanischen Besatzer das Parkbad und für die Bevölkerung stand nur mehr das alte Bad in der Badstraße zur Verfügung.

Unbeschwertes Vergnügen

1953 allerdings bauten sich die Amerikaner ein eigenes Bad auf dem Kasernengelände, so dass das Parkbad für die Allgemeinheit wieder offenstand. Nach dem Krieg ging es nicht mehr um gestählte Körper. Die Besucher wollten einfach unbeschwertes Badevergnügen. Der Lades-Bierkeller verstand sich als liebgewordene Ergänzung. Das alljährliche Feuerwehrfest mit Brillantfeuerwerk wurde zum beliebten Höhepunkt im Jahr.

Über 40 Jahre war das Schwabacher Parkbad im Sommer ein Anziehungspunkt. Doch auch hier nagte der Zahn der Zeit. Von 1996 bis 2001 wurde das Bad und seine Bauten umfangreich für rund fünf Millionen Mark saniert und umgebaut.

Beachvolley- und Streetball spielen

Die Badefreunde durften sich auf ein 800 Quadratmeter großes „Freizeitbecken“ freuen, das nicht mehr aus Beton, sondern aus Edelstahl besteht. Nicht nur die „7-Uhr-Schwimmer“ haben jetzt Platz im sich eigenen Schwimmerbecken mit den 50-Meter-Bahnen und dem separaten Springerbecken. Zudem hat das Parkbad seinen Freizeitwert durch die Einrichtung von Beachvolleyball- und Streetball-Feld sowie einer Tischtennisanlage verstärkt Rechnung getragen.

Allerdings: Einen Wermutstropfen mussten die Schwabacher hinnehmen: Das beliebte Terrassen-Cafe, kurz „TC“, mit seiner Diskothek fiel der Sanierung zum Opfer. Hier ist nun das neue Hallenbad geplant.

Informationen im Internet unter www.stadtwerke-schwabach.de

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