Sammlerfigur auf Reisen

Schwabachs Playmobil-Goldschläger erkundet weiter die Welt

22.12.2017, 13:40 Uhr
Der Goldschläger vor der atemberaubenden Skyline von Kuala Lumpur.

© Schwenk Der Goldschläger vor der atemberaubenden Skyline von Kuala Lumpur.

Erinnern Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, noch an Felicia Scheibel und Janina Katz? Die beiden jungen Schwabacherinnen gingen nach dem Abitur auf Weltreise. Im Gepäck hatten sie das Playmobil-Goldschlägermännchen, das die Stadt anlässlich ihres 900. Geburtstags herausgegeben hatte. Die kleine Plastik-Figur stand also vor dem Burj al Arab in Dubai, dem Opernhaus in Sydney und der fantastischen Fjord-Landschaft auf der neuseeländischen Südinsel Spalier.

"Sieh an, wir waren nicht die Einzigen mit dieser Idee", dachte sich Stefan Schwenk. Der Wettelsheimer, der in Schwabach bei der städtischen Wirtschaftsförderung seine Brötchen verdient, hat das Duo Scheibel/Katz aber noch getoppt: 28 Länder in nur zwölf Monaten bereiste er mit der kleinen Plastikfigur; 31 sogar, wenn man England, Schottland und Nordirland als selbstständige Staaten ansehen würde (was der Weltfußballverband ja auch tut).

Unglaubliche Reiseroute

Schwenks Reiseroute liest sich so: Österreich, Italien, Griechenland, Mazedonien, Kosovo, Albanien, Serbien, Tschechien, Malta, Türkei, Aserbaidschan, Ungarn, England, Isle of Man, Nordirland, Irland, Schottland, Schweiz, Liechtenstein, Polen, Vereinigte Arabische Emirate, Thailand, Malaysia, Brunei, Singapur, China, Nordkorea, Mongolei, Schweden, Bulgarien, Rumänien.

Im Oktober ging es noch einmal nach Griechenland und Italien sowie mit einem 29-köpfigen Junggesellenabschied (inklusive Siebtliga-Spiel) ein weiteres Mal nach England. Naja, und auch im Heimatland schaute er sich mit seinem Goldschlägermännchen schöne Flecken an, unter anderem im Allgäu und auf der Insel Rügen.

Ungeübte Reisende müssen sich an dieser Stelle dreierlei fragen: Hat Stefan Schwenk zu viel Zeit? Hat er zu viel Geld? Oder hat er sogar von beidem mehr als andere Menschen? Die Antwort lautet: weder, weder, noch. Der 38-Jährige gehört zur Gruppe der "Groundhopper", Fußballfans, deren großes Hobby darin besteht, Fußballspiele in möglichst vielen Stadien zu besuchen. Weltweit.

Nun gut, einen Unterschied zu den echten Groundhoppern gibt es für den Club-Fan: "Alleine geht es nie auf Reisen, entweder die Familie oder große Teile des Freundeskreises sind immer dabei. Bei unseren Reisen steht gar nicht unbedingt der Fußball im Vordergrund, sondern das Reiseerlebnis als solches. Der Fußball beeinflusst aber sowohl die Ziele als auch Zeiträume der Reisen nachhaltig", sagt Schwenk.

Fünf Flüge, drei Nächte

Das ist nicht immer mit hohen Kosten verbunden. Beispielsweise sein Flug zum WM-Qualifikationsspiel der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft im März in Aserbaidschan. Acht Freunde flogen zuerst nach Malta, von dort nach Istanbul und von da weiter zum Ziel nach Baku. Zurück ging es via Budapest ("zum Frühstücken", wie Schwenk sagt) nach Nürnberg. "200 Euro für fünf Flüge und drei Übernachtungen", erzählt er.

Oder seine Osteuropa-Tour im Februar: Flug nach Thessaloniki zum Euroleague-Spiel von den befreundeten Schalkern bei PAOK, Weiterfahrt per Bus für drei Tage in ein Luxus Apartment nach Skopje in Mazedonien und von dort auf den verschiedensten Wegen mit Ausflügen in den Kosovo, nach Albanien und Serbien. "Wenn man, wie wir, zu Acht unterwegs ist, dann reduzieren sich die Kosten", sagt Schwenk. In diesem Fall war aus Zufall sogar noch das Mazedonische Pokal-Finale der Basketballer drin.

Quer durch Europa

Oder seine Quer-durch-Europa-Tour in den Herbstferien: Montag für zwölf Euro mit dem Billigflieger nach Schweden (Liga-Spiel zwischen Stockholm und den Nürnberger Freunden aus Göteborg); Dienstag Weiterflug von dort nach Athen zum Champions-League-Match Olympiakos gegen Barcelona; Mittwoch Flug nach Rom und mit dem Zug nach Neapel (Spiel zwischen Napoli und Manchester City); Donnerstag Weiterflug nach Bukarest (Euroleague-Spiel zwischen Steaua Bukarest und den Israelis von Beer-Sheva). Und von dort wieder zurück via Stuttgart in die fränkische Heimat. "210 Euro für drei Übernachtungen und fünf Flüge", bilanziert Schwenk.

Für viele Hardcore-Touren geht selten mehr als ein langes Wochenende drauf. Dennoch musste sich der frühere Bundeswehrsoldat seine 30 Urlaubstage sowie weitere freie Tage für Überstunden gut einteilen. Denn zum einen waren Ehefrau Bettina und die beiden Kinder Mika und Nena mit je eineinhalb Wochen auf den britischen und irischen Inseln sowie entlang der Ostseeküste ebenso dabei wie mehrfach im Allgäu.

Und dann: Nordkorea

Und zweitens stand als Höhepunkt noch eine 18-tägige Asien-Tour auf dem Programm, in dessen Rahmen Stefan Schwenk mit 17 Freunden auch einen faszinierenden Blick in das weitgehend abgeschottete Nordkorea werfen konnte.

Was er aus dem Land der "Steinzeit"-Kommunisten berichtet, klingt im besten Falle surreal. Uniformierte Fahrradfahrer, die in offenbar exakt austariertem Abstand hintereinander herfahren, und das offensichtlich ohne jedes Ziel. "Wir hatten teilweise den Eindruck, uns in dem Film Truman Show zu befinden. Wollen die hier tatsächlich von A nach B fahren oder sind sie vom Regime dorthin bestellt, um den Touristen Geschäftigkeit vorzugaukeln? Man weiß es nicht…", schätzt Schwenk.

Oder der Besuch der Gruppe im 150.000 Zuschauer fassenden May Day Stadium (das Größte der Welt), in dem vor ironisch anmutenden 5000 Fans das Halbfinale des AFC Cups gegen einen indischen Vertreter ausgetragen wurde.

Augenzeugen waren neben Schwenk und seinen Begleitern auch der nordkoreanische Fußballnationaltrainer und frühere Club-Profi Jörn Andersen sowie dessen Frau Ulla, die aus Wendelstein stammt. Die Welt ist ein Dorf. Die beiden führen im Land von Kim Jong Un fast ein gottgleiches Leben, in dem sie auch auf für andere Menschen strengstens verbotene Dinge wie Facebook, Google oder WhatsApp nicht verzichten müssen.

Seit Nordkorea ist Stefan Schwenks Goldschläger-Männchen, das auf Instagram als "Playmomoo" von seinen vielen Reisen kündet, übrigens um zwei Teile ärmer. Der Plastik-Goldschläger-Hammer fiel im Zuge eines Fotos vom Juche-Tower, dem höchsten Gebäude in Pjöngjang. Das winzig kleine "Lot" (das Buch, in welches das Blattgold zwischen Pergamentpapier gelegt wird), das die Figur in der anderen Hand hält, wurde Schwenk bereits bei der Einreise abgenommen. "Religiöse Schriften aller Art dürfen in das Land nicht eingeführt werden, und die haben gedacht, dass es sich um ein Symbol für die Bibel handeln könnte", erzählt der Weltenbummler.

Russland ist gebucht

Solch ein Tempo wie 2017 kann (und will) Stefan Schwenk nicht jedes Jahr an den Tag legen. Nach dem Jahreswechsel geht es mehrfach zum Skispringen und Biathlon und zwei kleinere Kurztrips nach England stehen auf der Agenda. Ansonsten wurden für 2018 noch keine größeren Pläne geschmiedet. Mit einer Ausnahme: Flüge und Züge ans Schwarze Meer zur Fußball-WM im Juni in Russland sind bereits gebucht.

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