Vielstimmiges Plädoyer für bäuerliche Landwirtschaft

19.3.2012, 08:06 Uhr
Vielstimmiges Plädoyer für bäuerliche Landwirtschaft

© Schmitt

Ziel des regionalen Zusammenschlusses von unter anderem etwa 200 Bauern des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) aus Schwabach und dem Landkreis Roth ist es, die europäische Politik zu einer Abkehr von der Weltmarktorientierung zu bewegen. „Wir müssen weg von möglichst viel und möglichst billig“, forderte Kreis-BDM-Chef Manfred Gilch aus Hilpoltstein.

Herbert Adel informierte zunächst bei einer Hofführung über die Probleme der bäuerlichen Landwirtschaft. Dabei machte er klar, dass die Grenzen des Wachstums für ihn persönlich längst erreicht sind. In seinem hochmodernen Laufstall stehen 80 Kühe, deren Futter er ganz überwiegend auf 120 Hektar hofnaher Fläche anbaut. Herbert Adel wird dabei von seinen Eltern unterstützt. Nachfolger soll der 15-jährige Sohn Daniel werden. Wenn arge Not am Mann ist, helfen die beiden studierenden Töchter mit.

„Was die Arbeit betrifft, sind wir schon lange am Anschlag“, erklärt Adel. „120 Prozent.“ Aber auch in Sachen zusätzlicher Flächen sieht es in Schwabach schlecht aus. „Es ist kaum noch etwas zu finden“, sagt Herbert Adel.

Manfred Gilch will die europäische Landwirtschaft wieder so ausrichten, dass sie ausschließlich für den EU-Binnenmarkt produziert. „In der Landwirtschaft sind geschlossene Kreisläufe wichtig“, findet er. Seiner Meinung nach führt Wachstum dann zu einer Gefährdung der Nachhaltigkeit, wenn es vor allem dem Ausgleich der Gewinnverluste dienen soll. „Das macht die kleinbäuerliche Landwirtschaft kaputt, zerstört die Natur und bedroht die Artenvielfalt“, schildert Gilch die Folgen.

In Übersee, wo beispielsweise massenhaft Soja für die europäische Fleischerzeugung angebaut wird, habe dies ebenfalls ausschließlich negative Folgen. „Hunger und Elend“, sagt Gilch.

Er fordert, EU-Steuergelder ausschließlich für bäuerliche, faire Landwirtschaft einzusetzen. „Bauernhöfe statt Agrarindustrie“, lautet das Schlagwort, dem sich auch Isabella Hirsch, AbL-Vorsitzende in Franken, und Angela Müller, Referentin für Welternährung bei der evangelischen Landeskirche, verpflichtet sehen.

Die Veranstaltung des Büdnisses in Nasbach war Teil einer bundesweiten Kampagne, mit der Einfluss auf EU-Kommission und das europäische Parlament genommen werden soll. Im Laufe dieses Jahres steht dort eine Neuordnung der europäischen Agrarpolitik an. „Wir wollen einen grundlegenden Kurswechsel, der das Gemeinwohl im Blick hat und den Landwirten Leistungen für ihre gesellschaftlichen und ökologischen Funktionen einräumt“, sagt Angela Müller. Nach Darstellung von Isabella Hirsch werden Steuergelder augenblicklich so eingesetzt, „dass immer mehr kleine Betriebe verschwinden und Großanlagen entstehen“.

Fürs Leben lernen

Zum Auftakt des Hoffests stellten sich die Vertreter der beiden christlichen Kirchen mit ihren Grußworten auf die Seite des Bündnisses. Dekan Klaus Stiegler rief die Besucher auf, die Anregungen von heute konkret im eigenen Lebensbereich umzusetzen. Domkapitular Alois Ehrl betonte die Wichtigkeit kleinbäuerlicher Strukturen für die weltweite Nahrungserzeugung.

Schwabachs Oberbürgermeister Matthias Thürauf erklärte in seiner Ansprache, er sei gekommen, „um zu lernen und Anliegen zu unterstützen“. Das bewies er insbesondere durch die Teilnahme an der fast einstündigen Hofführung.

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