Viereinhalb Stunden Warten in der Notfallambulanz

11.2.2015, 08:46 Uhr
Das Stadtkrankenhaus Schwabach (Bild) war erste Adresse für einen Vater mit seiner verletzten Tochter. Nach stundenlanger Wartezeit fuhr er weiter ins Südklinikum Nürnberg.

© oh Das Stadtkrankenhaus Schwabach (Bild) war erste Adresse für einen Vater mit seiner verletzten Tochter. Nach stundenlanger Wartezeit fuhr er weiter ins Südklinikum Nürnberg.

Die gute Nachricht zuerst: Dem zwölfjährigen Mädchen geht es wieder gut. Sie hatte sich bei ihrem Sturz nichts gebrochen, die Schmerzen sind inzwischen fast verklungen. Mittlerweile ist auch der Ärger ihres Vaters verraucht. Zumal sich das Stadtkrankenhaus Schwabach in einem Brief entschuldigt hat — für viereinhalb Stunden Warten in der Ambulanz ohne jede Information, wann denn eine Aussicht auf Behandlung besteht. Grund: die Versorgung zweier Notfälle.

Aus Patientensicht war es eine Zumutung. Sonntag, 1. Februar, 14 Uhr. Werner Nicklas aus Regelsbach bringt seine Tochter in die Ambulanz: „Sie war ausgerutscht und hatte Schmerzen an der Lendenwirbelsäule. Da wollte ich einfach abklären, ob etwas gebrochen ist.“ Um 14.20 Uhr ist der Fall aufgenommen.

Dann beginnt das Warten. Es vergeht eine Stunde, es vergehen zwei Stunden. „Ab 16 Uhr wurde schon niemand mehr aus dem Wartebereich aufgerufen. Wir waren da ja nicht allein“, berichtet Nicklas. Um 18.40 Uhr — also nach rund viereinhalb Stunden — „ist mir dann der Kragen geplatzt“. Nicklas verlässt das Stadtkrankenhaus wieder und fährt mit seiner Tochter ins Südklinikum Nürnberg. Dort wird sie nach einer Stunde Wartezeit geröntgt: Entwarnung.

Dennoch will Werner Nicklas die lange Wartezeit in Schwabach nicht einfach so hinnehmen. Er schreibt eine Beschwerde an Diakon Klaus Seitzinger, den Geschäftsführer des Stadtkrankenhauses, sowie an Oberbürgermeister Matthias Thürauf und schildert seine Erfahrung.

Zwei Notfälle in fünf Minuten

Inzwischen hat er auch Antwort erhalten. Die Verärgerung sei „verständlich und nachvollziehbar“, schreibt Seitzinger und entschuldigt sich „aufrichtig“. Gleichzeitig betont er, dass das Stadtkrankenhaus „wie in den meisten Notaufnahmen üblich vorgegangen“ sei. Da fast zeitgleich um 13.57 und 14.02 Uhr zwei akute Notfälle eingeliefert wurden, mussten sie auch umgehend behandelt werden.

Die Verletzung des Mädchens sei nach dem sogenannten „Triage-System“ in die vierte von fünf Dringlichkeitsstufen eingeordnet worden und damit als „nicht akut lebensbedrohlich“. Die Wartezeiten in einer Notfallambulanz seien nicht planbar. Und bei zwei Notfällen an einem Sonntagnachmittag könne es leider auch zu ungewöhnlich langen Wartezeiten kommen.

Werner Nicklas findet Seitzingers Antwort „völlig nachvollziehbar“, wie er im Gespräch mit dem Tagblatt ganz sachlich betont. „Ich will auch niemanden anklagen. Es ist ja klar, dass Notfälle Vorrang haben. Das versteht jeder. Nur müsste eben auch jemand sagen, dass Notfälle vorliegen.“

„Sehr unter Zeitdruck“

Klaus Seitzinger räumt das auch ein. Dass die Patienten im Wartebereich nicht informiert worden waren, nennt er „bedauerlich“, bittet aber auch um Verständnis: Das sei „der Tatsache geschuldet, dass unsere Kolleginnen und Kollegen durch das hohe Patientenaufkommen sehr unter Zeitdruck standen“.

Wer den Alltag in Notaufnahmen kennt, der weiß, dass solche Fälle nicht nur in Schwabach vorkommen können. Klaus Seitzinger will die Kritik von Werner Nicklas aber konstruktiv aufgreifen: „Wir versichern Ihnen“, schreibt er zum Schluss, „dass wir darauf achten, solche Situationen so weit wie irgend möglich zu vermeiden und zukünftig wartende Patienten besser zu informieren.“

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