Wo Westen auf den Orient trifft

23.8.2007, 00:00 Uhr
Wo Westen auf den Orient trifft

Die Bilder sind zu sehen im Privathaus von Ruth Ponton und Frank Wairer in Wolkersdorf, Efeuweg 26, Telefonnummer (09 11) 6 49 73 52. Die beiden Wolkersdorfer veranstalten jährlich ein privates Sommerfest für Familie, Freunde und Bekannte. Dabei wird immer auch ein Kunstprojekt vorgestellt, das anschließend längere Zeit im Haus verbleibt und dort auch der Öffentlichkeit zugänglich sein soll. Anne Angermüllers Bilder können nach telefonischer Absprache besichtigt werden. Die im Format Din A 2 eigenhändig ausgedruckten Fotos bestechen insbesondere durch ihre Verbindung von orientalischer Lebensweise und westlich-modernen Attributen.

Ein deutscher Verlag hat deshalb ihr Foto «Mecca Cola» zur Illustration eines Buchs über das Eindringen westlicher Werbestandards in den arabischen Kulturkreis gekauft.

Anne Angermüller gelingt es aber genauso, die Besonderheiten Kuwaits einzufangen. Kamel- und Ziegenhändler, die ihre Ware transportieren. Ein Dattelstand, aber auch ein Stand mit TDK-Kassetten. Eine Palmenoase und zahlreiche Eindrücke aus dem Souk, dem Basar für die Dinge das täglichen Bedarfs. Um die Katzen an einer Strandpromenade vor dem persischen Golf zu erkennen, muss man ganz genau hinsehen. Sie kauern dreifach in den Nischen der Ufermauer.

Entstanden sind die Fotos mit einfachsten technischen Mitteln. «Kodak Easy Share», sagt Anne Angermüller. «Ich weiß gar nicht, wieviel Pixel.» Das sieht man den Fotos nicht an. Die Ausdrucke sind allesamt höchst ordentlich. An Schärfe und Bildaufbau gibt es nichts zu kritisieren.

Gerade in jüngster Zeit waren die Nachrichten aus dem Nahen und Mittleren Osten wieder bestimmt von Terroranschlägen und Selbstmordattentaten. «Deshalb bin ich diesmal nicht ohne Angst nach Kuwait geflogen», sagt Anne Angermüller. Das Reisetagebuch half ihr, diese Angst im Zaum zu halten. «Ich musste mich tagsüber auf meine Wahrnehmung konzentrieren und abends habe ich es dann zusammengefasst.»

Keine Zeit also für ängstliche Gefühle. Anne Angermüller erzählt in einfachen Sätzen, aber «lebendig und kurzweilig», wie das Publikum im vollbesetzten Garten findet. Sie schildert ihre Qualen infolge einer Magen-Darm-Erkrankung. «Ich dachte, ich muss sterben.» Sie schreibt über den Besuch in einer Moschee. «Ein eigener Raum für Frauen, in dem man nur mit bedeckten Armen und Beinen durfte.»

Sie erzählt von ihrer Arbeit, von der Kooperation im Team und beleuchtet auch das Verhältnis von Männern und Frauen in Kuwait. «Paare scherzen entspannt miteinander, viele Männer kümmern sich um ihre Kinder.» Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen im Gastland hält Anne Angermüller für erforderlich. «Kuwaitis arbeiten höchstens zwei Stunden am Tag.» Das was getan werden muss, erledigen Gastarbeiter aus Indien, China und Pakistan, die offensichtlich kein einfaches Leben haben. «Die Gegensätze könnten nicht größer sein», hat Angermüller manchmal erlebt.

Ausgesprochen verblüfft ist sie über die selbstverständliche Integration Fremder in Kuwait. «Man begegnet dem Anders sein mit Respekt und ohne Angst.» Der Einfluss US-amerikanischer Zivilisation hat Kuwait allerdings bereits fest im Griff. «Es scheint so, als spiele sich das Leben zum großen Teil in den Malls ab.» Malls, das sind die aus den USA importierten riesigen Einkaufszentren am Rande der Städte.

Trotzdem trifft man an zahlreichen Stellen noch archaische Kulturtraditionen an. Anne Angermüller betrachtet sie mit einem gewissen Verständnis. «Vor 50 Jahren waren das noch Nomaden, die mit ihren Herden durch die Wüste zogen.»