Waller-Alarm in Bayern

4.9.2010, 07:54 Uhr
Waller-Alarm in Bayern

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Und auch der Kreisfischerei-Verein Treuchtlingen-Weißenburg hat bereits reagiert und seine Mitglieder darüber informiert, dass das Schonmaß des größten europäischen Süßwasserfisches aufgehoben wurde. Nicht nur im Seenland, auch in der Altmühl nimmt die Population des Welses stark zu.

Zum 1. Juli wurde bayernweit das Schonmaß des Räubers aufgehoben, und auch der Kreisfischereiverein hat seine Gewässerordnung daraufhin geändert. Offizielle Begründung ist die explosionsartige Vermehrung des Welses. Das allein wäre nicht so schlimm. Man muss aber wissen, dass der Wels (Silurus glanis) ein ausgesprochen gefräßiges Vieh ist. Bei zu starker Wels-Population bleibt für andere Fischarten kaum mehr Platz. Der Waller, wie er in Bayern genannt wird, räumt in so manchem Gewässer richtig auf und lässt sich auch die eine oder andere Ente schmecken, die ohne Hintergedanken leichtsinnig übers Wasser paddelt.

Licht- und Schattenseiten

Für den Fischereiverein hat die Zunahme des Welses deshalb nicht nur Vorteile – nämlich dass die Mitglieder große Fische landen können –, sondern die Nachteile überwiegen. So kann der Wels aufwendige Besatzarbeiten zunichte machen, wenn z.B. seltene oder gar bedrohte Fischarten wieder besetzt werden, um eine ausgeglichene Gewässerökologie herzustellen, auf der anderen Seite sich der Waller aber den Besatz gleich schmecken lässt.

Welse können in unseren Breiten bis zu 150 Pfund schwer und bis zu zwei Meter lang werden. Derartige Ungeheuer sind zwar bislang in unserem Raum noch nicht an die Angel gegangen. Die Zeit dürfte aber kommen. Exemplare um die 1,5 Meter sind bereits gelandet worden. Und die Nachrichten über die Wallerfänge aus Altmühl und Seenland nehmen zu. In Europa gibt es übrigens ausgesprochene Wels-Eldorados. Das sind vor allem der Po in Italien und der Ebro in Spanien, wo die Monster bis zu 2,50 Meter lang und 100 Kilo schwer werden. Offenbar gilt auch für den Wels: je wärmer Wetter und Wasser, desto größer und schwerer.

Schön oder elegant, wie z.B. der Hecht, der zweite große Raubfisch unserer Breiten, ist der Waller nicht. Er besteht eigentlich nur aus einem mons-trösen Kopf und einem nicht minder gigantischen Maul, in dem man auch schnell mal einen Da-ckel versenken könnte. Der Körper ist langgestreckt, fast schlangenartig, die Haut ausgesprochen schleimig.

Dem Wels droht kaum Gefahr

Welse sind dämmerungs- und nachtaktiv und deshalb selten tagsüber zu sehen. Die Fische passen sich im Jahresverlauf in ihrer Aktivität stark an die Temperatur und die Verfügbarkeit von Beute an. Im Frühjahr nach der Winterruhe sowie im Spätherbst nach dem Ablaichen sind sie am aktivsten. Waller haben kaum natürliche Feinde und vermehren sich stark, wenn die Bedingungen dafür gut sind. Und die sind es offenbar derzeit.


Köche dürften sich übrigens über die vermehrten Wallerfänge freuen. Der Fisch gilt als Delikatesse. Das Muskelfleisch ist fest und wohlschmeckend. Zudem ist das Fleisch komplett grätenlos. Schwimmer im Seenland müssen sich übrigens nicht vor dem Waller fürchten. Anders als der Hecht hat er keine so langen und spitzen Zähne. Er saugt seine Beute regelrecht ein und hat zum Festhalten nur kleine, sogenannte Hechelzähne. Deshalb kann man dem Fisch auch getrost in den Schlund fassen. Angler landen ihn deshalb auch per Hand mit dem „Waller-Griff“ ins Maul.

Der Waller ist aber trotzdem ein „Legenden-Fisch“, um den sich seit Jahrhunderten Geschichten ranken. So soll es im ukrainischen Dnjepr einst Welse mit bis zu fünf Metern Länge und 300 Kilo Gewicht gegeben haben. Ein Tier dieser Größe könnte allerdings auch dem Menschen gefährlich werden. 2001 geisterte auch in unserem Land eine Posse durch die Medien, als in Mönchengladbach der „Mörderfisch“ Kuno einen Dackel verspeist haben soll, der in einen Weiher gesprungen war. Der Wels – ein 1,50 Meter langes Exemplar – wurde zwar gefangen, der traurige Dackel-Besitzer blieb aber verschollen...

In Niedersachsen gibt es rund um das „Zwischenahner Meer“, einen größeren See, seit vielen Jahren die Legende vom Riesen-Wels, der auch mal als „Monster von Loch Ness“ bezeichnet wurde. Gesehen hat ihn natürlich niemand, aber für ein kleines Denkmal am Ufer hat’s gereicht. Und auch Touristen hat die Wels-Story angelockt.

Vielleicht bilden sich auch in unseren Breiten bald die Wels-Legenden. Die Altmühl war bekanntlich einst das fischreichste Gewässer Bayerns und vor allem bekannt für große Hechtbestände. Vielleicht sorgt der Wandel der klimatischen und Umweltbedingungen nun für eine große Welspopulation und auch die eine oder andere Legende am Wegesrand. Also, Hundebesitzer, aufgepasst: Die Tage des Hundebadens in der Altmühl dürften gezählt sein...