Keine neuen Biogasanlagen in Altmühlfranken

27.10.2016, 12:00 Uhr
Keine neuen Biogasanlagen in Altmühlfranken

© WT-Archiv

Die Boomzeiten für Biogasanlagen sind vorüber. Die Novelle des EEG streicht die über 20 Jahre garantierten Vergütungen für Neuanlagen. Biogasanlagenbetreiber müssen ihren Strom stattdessen über Ausschreibungen an den Mann bekommen. Für maximal knapp 15,9 (Neuanlagen) oder 16,9 Cent pro Kilowattstunde – ein Wert, der deutlich unter den bisherigen Vergütungen aus dem EEG liegt. Auernhammer glaubt, dass unter diesen Bedingungen in der Region kaum neue Biogasanlagen gebaut werden.

Und auch die alten stehen mittel­fristig unter erhöhtem wirtschaftli­chen Druck, denn nach Ablauf der 20-jährigen Garantiephase landen auch sie in dem neuen Ausschreibungssys­tem. Das gilt auch für Wind- und Solarenergie, die damit aber weniger Probleme haben. Wie vom Gesetzgeber erwartet, sanken durch Serienproduktion und technische Entwicklung über die letzten ein, zwei Jahrzehnte die Kosten für den Strom aus diesen Quellen.

Bei den Biogasanlagen ging diese Rechnung nicht auf, wie der Hüssinger Betreiber Michael Völklein in ei­nem Vortrag beim Kreisverband des Bayerischen Gemeindetags in Wachstein feststellte. Das liege vor allem an den gestiegenen Preisen für das Material, das in den Biogasanlagen vergoren wird. „Wenn wir teurer sind, dann müssen wir in irgendwas sehr, sehr gut sein, was die anderen nicht können“, gab Völklein eine Perspektive für die Biogas-Zukunft aus.

Kommt die Wärme in die Stadt?

Der erste Trumpf der Anlagen liege auf der Hand: die Flexibilität. Biogasanlagen seien die einzige erneuerbare Energieform, die auf Abruf verfügbar sei und somit Versorgungslücken auffangen könne, wenn weder der Wind weht noch die Sonne scheint. Ein weiterer Trumpf müsse in Zukunft noch stärker ausgespielt werden: die Wärmenutzung der Biogasanlagen. Nahwärmenetze entstanden in den vergangenen Jahren meist in kleinerem Umfang und im direkten Umfeld der Biogasanlagen.
Völklein dagegen hat 2014 eine acht Kilometer lange Leitung gebaut, um mit seinem Gas aus dem Westheimer Ortsteil Hüssingen ein Blockheizkraftwerk in Oettingen zu betreiben.

Da gibt es genug Abnehmer für die Wär­me, die bei der Stromproduktion als Abfallprodukt entsteht. Nur durch den Absatz der Wärme würde auch der Strom aus den Biogasanlagen mittelfristig konkurrenzfähig bleiben, glaubt der Umwelt-Ingenieur Völklein.

Sollte sich das bewahrheiten, dürfte es zu einem Ausbau der Wärmenetze in der Region kommen, die bisher eher vereinzelt auf einigen Dörfern installiert wurden. In den großen Städten im Landkreis aber gibt es kaum solche Lösungen, dabei gibt es einige Bio­gasanlagen in einem Umkreis von acht Kilometern rund um Weißenburg oder Treuchtlingen.

Bis die EEG-Novelle den wirtschaftlichen Druck auf die Biogasanlagen-Betreiber erhöht, dürfte es allerdings noch ein dauern. Die meisten Anlagen im Landkreis seien um das Jahr 2009 herum entstanden, erklärte Auernhammer. Sie würde also erst 2029 ihre EEG-Förderung verlieren. Der Bundestagsabgeordnete empfiehlt aber dringend, sich schon jetzt um die zukünftige Unternehmensausrichtung Gedanken zu machen. „Anlagen, die keine vernünftige Wärmenutzung ha­ben, werden keine Zukunft haben“, glaubt er.

 

Keine Kommentare