Nach Kirchweih-Vorfall: Es könnte eng werden für Erkan Dinar

20.10.2014, 16:11 Uhr
Linken-Stadtrat Erkan Dinar.

© oh Linken-Stadtrat Erkan Dinar.

„Es war sicher kein Gestikulieren.“ So die Aussage eines Augenzeugen, der am Abend der Bierprobe vor dem Weinzelt stand und den Konflikt zwischen Erkan Dinar und der Polizei aus nächster Nähe beobachten konnte. Dinar habe „ausgezogen“ und dem Polizisten „eine geknallt“, berichtet der Zeuge gegenüber dem Weißenburger Tagblatt.

Die Schilderungen des Zeugen de­cken sich weitestgehend mit dem Bericht der Polizeibeamten. Demnach wollte sich Linken-Stadtrat und Kreistagsmitglied Erkan Dinar am Abend der Bierprobe Zutritt zum Weinzelt verschaffen. Er sei stark alkoholisiert und aggressiv gewesen, weshalb die Security die Polizei hin­zugezogen hatte. Angeblich hat Dinar die eintreffenden Beamten beschimpft, einem von ihnen soll er sogar ins Gesicht geschlagen haben. Bei seiner Festnahme habe er dann noch mehrmals den Kopf auf die Motorhaube des Streifenwagens gehauen.

In einer detaillierten Gegendarstellung erhob Dinar seinerseits schwere Vorwürfe gegen die Beamten. Die Schilderungen entsprächen nicht der Wahrheit – er habe versucht, den Dis­put mit Worten zu lösen, dabei wild gestikuliert und aus Versehen einen Polizisten berührt. Zudem sei er mit übertriebener Härte von den Beamten behandelt worden und musste sich daraufhin in ärztliche Behandlung begeben.

Die Staatsanwaltschaft in Ansbach wollte sich zu den laufenden Ermittlungen zwar nicht äußern. „Wir befinden uns jedoch auf der Zielgeraden“, berichtete Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Karl. Schon in Kürze werde man zum Abschluss kommen – und dann entscheidet sich, ob und wenn ja welche juristischen Folgen der Vorfall für Erkan Dinar hat.

Zeuge: Dinar war „sehr aggressiv“

Man kann aber bereits vermuten, in welche Richtung die Ermittlungsergebnisse gehen – und es könnte eng werden für den Stadtrat. Gegenüber unserer Zeitung berichtete der Augenzeuge nicht nur von dem absichtlichen Fausthieb, sondern auch, dass sich Dinar generell „sehr aggressiv“ verhalten habe. Zu einem der Security-Mitarbeiter, der ihm den Zutritt zum Weinzelt verweigerte, soll er gesagt haben: „Weißt du eigentlich, wer ich bin . . . Du Dreck?“

Zur eindeutigen Klärung des Geschehens – zumindest vor dem Weinzelt – könnte eine Videoaufnahme nützlich sein. Im Internet kursieren bereits zahlreiche Gerüchte um angebliche Mitschnitte, schließlich wa­ren genügend Menschen mit Smartphones vor Ort.

Doch zumindest außerhalb der Ermittlungen ist ein entsprechendes Video noch nicht aufgetaucht. „Nein, ich habe auch noch keine Videoaufnahme gesehen“, bestätigt Erkan Di­nar selbst. Er hat aber auch eine Erklärung für diesen Sachverhalt: „Ich kenne Leute, denen Video- und Fotoaufnahmen verboten wurden (Anm. d. Red.: von der Polizei).“

Gemeinsam mit seinem Anwalt würde er nun die Ermittlungsakten durchgehen und sich auf den aktuellen Stand bringen, erklärte er gegen­über dem Weißenburger Tagblatt.

Juristisch könn­te der Vorfall verschiedene Folgen für den Stadtrat haben: Das Verfahren könnte eingestellt werden, was an­gesichts der Zeugenaussagen jedoch relativ unwahrscheinlich wirkt. Alternativ könnte ein Strafbefehl auf Dinar zukommen, im schlimmsten Fall sogar eine Anklage. Aus politischer Sicht hingegen gab es für den Linken-Stadtrat und Mitglied des Kreistags noch keine Konsequenzen – bis jetzt.

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