Weißenburger Gastroszene im Umbruch

15.10.2017, 06:00 Uhr
Weißenburger Gastroszene im Umbruch

© Hans-Joachim Winkler

Derweil laufen bei der Gaststätte Zur Ludwigshöhe und beim Wittelsbacher die Sanierungen und parallel dazu ebenfalls die Pächtersuche. Mit der Wettelsheimer Brauerei Strauß kümmert sich zudem ein neuer Besitzer um zwei Traditionslokale. Spannende Zeite für die Weißenburger Gastronomie.

Dass sich beim Torwart etwas ändert, ist derzeit schon beim Vorbeifahren zu sehen. Neue Fenster, Fassadensanierung, die Treppe wird baulich überholt und der gesamte Biergarten soll in den nächsten Wochen umgestaltet werden. Der Torwart wird sich ändern: ein bisschen weniger Kneipe, ein bisschen mehr Café und Wirtschaft. Das alternative Image, das der Torwart seit Jahrzehnten für sich gepachtet hat, dürfte damit schwinden. Neu wird ab Dezember auch der Wirt hinterm Tresen sein. Nach dem Abschied von Michael „Albi“ Albrecht übernimmt der aktuelle Pips-Wirt Udo Rauh die Weißenburger Traditionskneipe.

Der neue Besitzer des Torwart ist die Wettelsheimer Brauerei Strauß, was auch für den Araunerskeller gilt. Beide Objekte hat Strauß aus dem Bestand der Brauerei Schneider übernommen, die in Weißenburg nur noch einmal im Jahr das Kirchweihbier braut. Das Wettelsheimer Unternehmen nimmt Geld in die Hand, um den in die Jahre gekommenen Torwart auf die neuen Bedürfnisse hin umzubauen. „Der Torwart war viele Jahre meine eigene Stammkneipe, und im Araunerskeller sehe ich jede Menge Po­tenzial“, erklärt Jochen Engelhardt, Diplom-Braumeister und Juniorchef der Brauerei Strauß, das Engagement seines Unternehmens in Weißenburg.

Endlich wieder ein Keller

Speziell der Araunerskeller ist für die Wettelsheimer Brauerei ein spannendes Projekt. „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung mit dem Wettelsheimer Keller wollen wir den Araunerskeller dabei unterstützen, wieder zu alter Beliebtheit zu gelangen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ein ordentlich geführter Bierkeller würde in Weißenburg tatsächlich fehlen. In den vergangenen Jahrzehnten verabschiedeten sich der Schneiderkeller und der Sigwartskeller, und der Araunerskeller hatte zuletzt mit stetig wechselnden Pächtern zu kämpfen.

Weißenburger Gastroszene im Umbruch

© Jan Stephan

Die Pächterfrage ist im Moment das prägende Thema in der Weißenburger Gastrowelt. Dort stehen spannende Monate an. Der Neueröffnung des Torwart im Dezember soll die Wiedereröffnung der Gaststätte Zur Ludwigshöhe im Mai 2018 folgen. Zudem soll auch im Erdgeschoss des Wittelsbacher Hofs wieder gastronomisches Leben einziehen. Dazu stehen noch die Neubesetzung in der Kanne, im Sigwarts Bräustüberl und im Hirschen an. Damit ist in Weißenburg der Hunger vor allem nach Pächtern mit deutscher Küche groß. Zusammen mit dem Araunerskeller, wo die Brauerei Strauß ebenfalls einen neuen Pächter sucht, warten sechs Traditionshäuser in Weißenburg auf neue Betreiber.

„Wir wollen da oben auf jeden Fall die Kellertradition fortführen und da brauchen wir dann auch deutsche Küche. Da einen Pächter zu finden, ist im Moment aber nicht leicht“, weiß Jochen Engelhardt. Das bestätigt auch Thomas Schneider, der in Leipzig den Bayerischen Bahnhof mit 70 Festangestellten betreibt und in Weißenburg für die Kanne nach einem neuen Wirt sucht. „Der Markt ist leer gefegt. Wir haben fast Vollbeschäftigung und das Image der Branche ist im Moment nicht gut“, stellt Schneider fest. Für sein Bräustüberl gibt es immer wieder Interessenten, aber bislang noch keinen, bei dem alles gepasst hätte, sagt Schneider. „Wir sind in Gesprächen, aber was Konkretes gibt es nicht.“

Gastronomie muss teurer werden

Dass die Lage schwierig ist, wundert ihn nicht. „Ich habe das kommen sehen. Es gibt keine Familienbetriebe mehr, wo die Frau kocht und alle mithelfen. Diese Familienbetriebe habe früher die Wirtschaften in Weißenburg geführt.“ Gründe für deren Verschwinden gebe es viele. „Es liegt auch daran, dass wir hier bei uns den Wirt nicht ordentlich bezahlen“, sagt Schneider. Die Preise in der Gastronomie seien zu niedrig, um gute Löhne zahlen zu können, gutes Personal zu finden. „So schön das für uns als Konsumenten ist, wenn wir in Franken für 2,30 Euro ein Bier und für fünf Euro Bratwürste essen, wirtschaftlich ist das schwierig.“ Hinzu kommt, dass die Bereitschaft, zu arbeiten, wenn andere frei haben, immer geringer werde. „Die Liebe zur Gastronomie fehlt im Moment“, so Schneider.

Erschwerend hinzu komme, dass man sich immer schwerer tue, mit
ungelernten Kräften Personalengpässe auszugleichen. „Die Leute schauen zwar immer mehr Kochshows, aber es gibt kaum mehr jemanden, der noch kochen kann“, klagt Schneider. „Wo wird denn heute noch täglich gekocht?“ Hausfrauen als Küchenhilfen werden in der Gastronomie fast zum Auslaufmodell, und das verschärft die Personalnot erheblich.

„Mit der Vielfalt, die wir in Weißenburg einmal hatten, ist es vorbei. Davon bin ich überzeugt“, sagt Schneider. Auch wenn er zuversichtlich ist, dass die Kanne und andere Traditionsgaststätten wieder ihre Pächter finden werden. In der Breite werde es mit dem Angebot aber spärlicher. Unter anderem auch, weil Bä­cker und Metzgereien mit ihren immer weiter ausgebauten Imbissangeboten speziell in Weißenburg für weitere Konkurrenz sorgen würden.

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