Bayerischer Bauernverband gegen Gentechnik

22.11.2010, 11:43 Uhr
Der Bayerische Bauernverband wehrt sich gegen den Anbau gentechnisch veränderten Saatguts.

© Biersack Der Bayerische Bauernverband wehrt sich gegen den Anbau gentechnisch veränderten Saatguts.

An der aktuellen Arbeitstagung der Orts­obmänner und Stellvertreter im Emetzheimer Gasthaus Rockenstube wurde diese Empfehlung noch einmal unterstrichen. Allerdings hält man ­seitens des Kreis-BBV einen Beitritt zum „Bündnis zur Freiheit von Gentechnik beim landwirtschaftlichen Anbau“ für nicht erforderlich. Dieses Aktionsbündnis steckt derzeit in der Gründungsphase – am Mittwoch soll es offiziell ins Leben gerufen werden. Die Initiative verfolgt eigentlich das gleiche Ziel wie der Bauernverband: Der Landkreis soll „frei vom Anbau jeglicher gentechnisch veränderter Pflanzen“ (GVO) bleiben.

So könnte sich die Hauptforderung in ­wenigen Tagen auf dem Papier des Bündnisses lesen. In der Tat aber ist dieses Zitat einer Stellungnahme des BBV-Kreisvorstandes entnommen, der sie nun im bis zum letzten Platz gefüllten Saal der Rockenstube zur Diskussion stellte – und für das Schreiben bei nur einer Gegenstimme fast hundertprozentige Rückendeckung bekam. Die Aussage ist allerdings in dem nun von den ­Ortsobmännern abgesegneten Text als Behauptung festgehalten: Der Landkreis „ist frei vom Anbau jeglicher gentechnisch veränderter Pflanzen“, heißt es fett gedruckt. Insbesondere sei dies das Resultat des verantwortungsbewussten Handelns der Landwirte. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, formulierte BBV-Kreisobmann Friedrich Rottenberger.

Bayerischer Bauernverband gegen Gentechnik

Bewusster Verzicht

Die Landwirte im Landkreis hätten bewusst auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verzichtet – „auch ohne die Empfehlung durch ein Bündnis“, wie es in der BBV-Stellungnahme heißt. Dort wird aber auch auf ein juris­tisches Problem aufmerksam gemacht: Denn rechtlich gesehen könne eine Gebietskörperschaft gar kein Territorium zur gentechnikanbaufreien Zone erklären. Die Berechtigung dazu hätten ohnehin ausschließlich die Nutzer der landwirtschaftlichen Grundstücke. Das wiederum wirft die Haftungsfrage und viele weitere unge-klärte Fragen auf. Genau deswegen hätten die Bauern im Landkreis von sich aus die Finger von gentechnisch verändertem Saatgut gelassen. Die Landwirte verwehren sich aber zugleich gegen die derzeit diskutierte Null-Toleranz-Grenze bei Futtermitteln.

Durch Transporte oder Wetterkapriolen bedingt seien gewisse Verunreinigungen „technisch unvermeidbar“, plädierte Rottenberger für eine praktikablere Lösung. Diese erlaubt eine 0,1-prozentige Belastung bei Agrarimporten und wird derzeit intensiv von der EU-Kommission diskutiert. Das sei kein „Ausreizen“ von Schwellenwerten und schon gar nicht der Versuch, gentechnisch veränderte Pflanzen durch die Hintertür einzuführen, verdeutlichte Rottenberger. Vielmehr sei bei den feinen Mess­methoden von heute eine Null-Toleranz-Grenze nicht sinnvoll, da geringe Verunreinigungen einfach nicht ausgeschlossen werden könnten und die Rückverfolgbarkeit unmöglich sei. Niemand könne Spuren von GVO im Landkreis zu 100 Prozent ausschließen.

Wenn das Aktionsbündnis das anstrebe, sei das zwar recht öffentlichkeitswirksam. Letztlich aber gehe es auch „um die Wahrheit gegenüber dem Verbraucher“, sagte Rottenberger deutlich. Was das Aktionsbündnis selbst anbelange, so werde man dieses als Kreis-BBV „begleiten, aber ihm nicht beitreten“, betonte der Obmann. Einzelne Mitglieder des Verbandes müssten wiederum für sich selbst entscheiden, was sie tun. „Wer dazuwill, soll dazugehen“, meinte Rottenberger. Es gäbe seitens des Bauernverbandes keine Direktive „von oben“, Mitgliedschaften in solchen Bündnissen unterbinden zu wollen.