Die Politik entdeckt den Karlshof

3.5.2012, 08:31 Uhr
Die Politik entdeckt den Karlshof

© Kühnel

Landrat Gerhard Wägemann hat nur lobende Worte parat. „Hier verbindet sich Historie und Denkmalschutz mit der Kunst.“ Auch Schirmherr und Ellingens Bürgermeister Walter Hasl ist begeistert und erzählt, wie Sandra Weckmar und Gunar Gronau­er ihm die Idee zur zweiten Ausstellung im Januar dieses Jahres vorgestellt haben. „Im Gespräch habe ich das Herzblut der beiden gemerkt.“ Seine Unterstützung drückte Hasl als Schirmherr bei der Vernissage dann in Form einer Spende der Sparkasse Mittelfranken-Süd aus. Landrat Wägemann reagierte prompt und setzte entgegen: „Ich habe das vorher schon bargeldlos machen lassen.“ Denn bei­de sind sich einig, dass solche Projekte nur mit der entsprechenden finanziellen Unterstützung möglich seien.

Die Ausstellung selbst beschäftigt sich dabei mit dem zehnjährigen In­termezzo der Akademie der Bildenden Künste in Ellingen. Als älteste Kunstakademie im deutschsprachigen Raum war sie von 1944 bis 1954 im Westflügel des Ellinger Schlosses beheimatet. Hasl erzählte bei seiner Begrüßung auch, dass er Archivmaterial gefunden habe, wo zehn Jahre Hochschulstadt Ellingen gefeiert wurden. Darauf meinte Wägemann mit einem Schmunzeln: „Vielleicht sollten Sie wieder daran arbeiten. Es wäre doch schön, wenn wir nach Treuchtlingen und Weißenburg noch Ellingen als dritten Hochschulstandort der Region mit in die Runde aufnehmen könnten.“

Die Politik entdeckt den Karlshof

Einer von den insgesamt zehn ausstellenden Künstlern hatte seine gesamte Studienzeit an der Akademie in Ellingen verbracht: Herbert Bessel. Der heute über 90-Jährige ist in den vergangenen Jahrzehnten ein überregional bekannter Künstler geworden. Dabei hat sich der gebürtige Hamburger vor allem mit der Gestaltung von Glasfenstern in Kirchen und in der künstlerischen Druckgrafik einen Na­men gemacht. Im Karlshof sind nun Zeichnungen und ausgewählte Gemälde von ihm zu sehen. „Ich wünsche mir, dass meine Bilder aus sich heraus wirken, ein stilles Gespräch einleiten, zur Ruhe führen, Atmosphäre bilden, wohltun und Freude bereiten“, meint Bessel.

Die anderen neun ausstellenden Künstler stammen aus jüngeren Ge­nerationen und studierten wieder an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Das Spektrum, was sie nun in der Ausstellung bieten, ist weit gesteckt. Korbinian Huber beeindruckt dabei im Gewölbekeller mit seinen Arbeiten. Die Holzfiguren verbreiten ein Gefühl der Dynamik, Schnelligkeit und wirken gerade deswegen so stark und dingfest. Weiterhin zeigen in dem renovierten Gewölbe Joseph Stephan Wurmer, Franz Weidinger und Klaus Hack ihre figurativen Arbeiten und geheimnisvollen Figuren.

Kunst unter Kastanien

Sandra Weckmar und Christiane Lischka-Seitz, die beiden Kuratoren,  nutzen jedoch nicht nur das Gutsherrenhaus selbst für die Ausstellung. Im Hof unter der Kastanienallee sind beispielsweise Werke von Hubert Baumann zu sehen. Seine Eisenkugeln ha­ben dabei die Klarheit geometrischer Körper, die jedoch von den unterschiedlichsten Formen durchbrochen werden. Selbst das noch nicht komplett sanierte Nebengebäude bietet vier weiteren Künstlern Platz. In der Scheune bilden Florian Tuerckes Videoinstallation, Aja von Loepers Papierarbeiten, Christine Nikols farb­intensive Malerei und Christian Rösners Holzskulpturen einen wunderbaren Kontrastpunkt.

Alles in allem kann man die Stilrichtungen der Ausstellung „1+9“ wohl am besten unter dem weiten Begriff der modernen Kunst zusammenfassen – meint jedenfalls Holger Pütz-von Fabeck, der zweite Vorstand des Kunstforums Fränkisches Seenlands, in seiner Ansprache. Moderne Kunst ist seiner Meinung nach übrigens all das, „was bei drei nicht aus den Galerien draußen ist“.

Die Ausstellung im Ellinger Karlshof läuft noch bis Samstag, 10. Juni. Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 18 Uhr.

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