Wie der Postillon dem Internet ein Ei ins Nest legte

3.1.2014, 09:49 Uhr
Mit der scheinbaren Satire-Meldung, dass Pofalla zur Bahn wechselt, legte der Postillon fast das gesamte Internet rein.

© Screenshot / www.der-postillon.com Mit der scheinbaren Satire-Meldung, dass Pofalla zur Bahn wechselt, legte der Postillon fast das gesamte Internet rein.

Zugegeben: Im ersten Augenblick ist Verunsicherung da. Aber die löst sich ziemlich schnell auf. Denn der "Postillon" hat mit seiner Aktion vor allem gezeigt, wie die Empörungsmaschinerie im Netz funktioniert. Am 2. Januar erscheint über die Nachrichtenagenturen die Meldung, dass der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla in den Vorstand der Bahn geht. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Das berichtet Agence France-Presse. Und wenig später steht es auch bei der Süddeutschen Zeitung, der Zeit und nordbayern.de.

Dann macht am Nachmittag die Meldung die Runde, dass die Satire-Seite "Der Postillon" die Nachricht ebenfalls exklusiv vermeldet hat - bereits an Neujahr! Sind nun alle Zeitungen und Agenturen auf den "Postillon" reingefallen? Offenbar nicht. Denn Macher Stefan Sichermann hat die Meldung schlicht und einfach vordatiert. Und trollt damit mal eben fast das gesamte Internet. Die Empörung über die Medien, die einfach irgendwelche Satire-Meldungen als Nachrichten verbreiten, ist nun ziemlich groß, wie sich an zahlreichen Tweets ablesen lässt. Und zeigt vor allem, wie wenig Vertrauen viele Leute heutzutage noch in den Journalismus haben.

Allerdings deckt der Nutzer "FreiZeit-Tiger" wenig später auf, dass die Meldung am 2. Januar am Abend um 19.27 Uhr online ging - also deutlich nach den Agenturmeldungen.

Die Vordatierung ist nun der Coup des Postillon, der das Misstrauen und die üblichen Grabenkämpfe zwischen Netz und "Holzmedien" aufzeigt. FreiZeit-Tiger schrieb gleich hinterher: "Als die Nachricht aufkam, das #vdl Verteidigungsministerin wird, dachte ich auch 2 Stunden lang es sei Satire und suchte nach der Quelle :-)"

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