Wie realistisch ist ein Rad-Highway in der Region?

4.3.2016, 06:00 Uhr
Es herrscht ein klarer Trend: Immer mehr Pendler wählen das Fahrrad um zur Arbeit, Uni oder zur Schule zu kommen.

© NN Es herrscht ein klarer Trend: Immer mehr Pendler wählen das Fahrrad um zur Arbeit, Uni oder zur Schule zu kommen.

Ohne Kreuzungen und Fußgängerüberquerungen, ohne Staus und gefährliche Engstellen sicher und schnell ans Ziel kommen. Dieser Traum vieler Radfahrer in der Metropolregion könnte mit einem Netz von Radschnellwegen Wirklichkeit werden. Durch die immer beliebter werdenden E-Bikes ist das Fahrrad für zahlreiche Menschen auch auf längeren Distanzen eine Alternative zum Auto geworden.

Dem trägt das bayerische Innenministerium nun mit einer Machbarkeitsstudie für ein Radschnellverbindungsnetz in der Metropolregion Rechnung. Wir fragten nach bei Josef Weber, dem Bau- und Planungsreferenten der Stadt Erlangen, der Mitglied in dem entsprechenden Lenkungsgremium ist.

Herr Weber, ist bereits abzusehen, wann diese Machbarkeitsstudie die ersten konkreten Ergebnisse liefern wird?

Weber: Bei dieser Studie, die vom bayerischen Innenministerium und den Kommunen und Landkreisen gemeinsam finanziert wird, sind wir gerade dabei, die einzelnen Kriterien von Radwegerouten festzulegen und eine Art Matrix aus möglichen Haupt- und Nebenverbindungen zu erstellen. Dabei geht es unter anderem darum, welche Streckenlängen auf welchem Abschnitt möglich sind, wo es längere Steigungen oder bereits kreuzungsfreie Ausbauten gibt. Wo ist die Aussicht auf Realisierung am größten? Wo gibt es die großen Pendlerströme? Wenn das alles erfasst und ausgewertet ist, können wir den nächsten Schritt machen.

Vor eineinhalb Jahren sind ja bereits die regionalen Kreisverbände des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit einem Konzept zu Radschnellwegen im Großraum Nürnberg-Fürth-Erlangen-Schwabach an die Öffentlichkeit gegangen. Gibt es da inzwischen eine Zusammenarbeit?

Weber: Auf Erlanger Seite gibt es die. Auch bei uns hat der ADFC sein Konzept vorgestellt, und dann sind die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen und das Innenministerium zu dem Schluss gekommen, dass eine entsprechende Studie sinnvoll wäre. In Erlangen haben wir einen runden Tisch, die AG Fahrrad, gegründet, an dem neben der Stadtverwaltung unter anderem auch der ADFC sitzt.

Der ADFC hat in seinem Konzept ja schon einige konkrete Trassen, zum Beispiel Erlangen – Nürnberg, östlich der B4, ausgearbeitet. Diese Strecke könnte ja weitgehend kreuzungsfrei realisiert werden. Ist man da schon ein wenig weiter mit möglichen Planungen?

Weber: Nein, da sind wir immer noch bei der Bewertung. Die Korridore, die der ADFC vorgeschlagen hat, sind bei uns aber auch drin. Wir haben sogar noch deutlich mehr. Insgesamt etwa 30 mögliche Trassen, weil die beteiligten Kommunen auch eine ganze Reihe von Vorschlägen gemacht haben. Da wird jetzt bewertet und aussortiert.

Wo sind bei uns Radschnellwege auch ganz konkret vom Platz her realisierbar? Wenn man sich die Vorbilder in den Niederlanden oder Dänemark ansieht, sind da ja Fahrbahnen mit einer Gesamtbreite von vier Metern oder mehr nötig, um auch gefahrlose Überholvorgänge zu ermöglichen. Und um die angedachten Reisegeschwindigkeiten von 30 km/h oder mehr zu realisieren, sind ja auch größere Kurvenradien als bei normalen Radwegen nötig.

Weber: Vom Platz her geht das. Das ist kein Drama. Schwieriger ist für uns das Thema Kreuzungsfreiheit, denn das ist für die Attraktivität von Radschnellwegen ein ganz wichtiges Kriterium. Und das ist auch mit der größte Kostenfaktor.

Wären solche Radschnellwege nicht auch die bessere StuB?

Weber: Nein, weil noch nicht so viele Leute diese Wege als Schnellfahrer benutzen. Das Aufkommen des E-Bikes macht diese Alternative für manche zwar attraktiver, aber der Pendler an sich achtet eher auf ein regengeschütztes Fahrzeug.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch die Anbindung an andere Verkehrsnetze. Der Radschnellweg darf nicht an der Stadtgrenze irgendwo im Nirwana enden, sondern muss mit weiteren Radwegen oder ÖPNV-Systemen verknüpft werden.

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