Regionalexpress vor ungewisser Zukunft

22.5.2012, 08:10 Uhr
Wer nicht die Zeit im Blick haben muss, für den ist der Regionalexpress von Nürnberg nach München eine kostengünstige Alter­native zum ICE. Ende 2013 endet jedoch der Vertrag über die Zugverbindung.

© dpa Wer nicht die Zeit im Blick haben muss, für den ist der Regionalexpress von Nürnberg nach München eine kostengünstige Alter­native zum ICE. Ende 2013 endet jedoch der Vertrag über die Zugverbindung.

Wer von Schwabach nach München mit dem Zug fahren möchte, findet bisweilen eine komfortable Situation vor. Er fährt einfach zum Bahnhof Allersberg im Kreis Roth, der 2006 an der neugebauten ICE-Strecke errichtet wurde, kauft ein günstiges Bayernticket und muss dann nur noch in den Regionalexpress von DB Regio steigen. Dieser hält in Allersberg etwa alle zwei Stunden. In eineinhalb Stunden ist München erreicht. Die Haltestelle Ingolstadt-Nord – viele pendeln von dort zu den Audi-Werken – liegt sogar nur 30 Schienenminuten entfernt.

Der Bahnhof in Allersberg, sagt Günter Franke aus Schwabach, sei eine „Erleichterung für Landkreisbewohner“. Denn der Umweg über den Nürnberger Hauptbahnhof entfällt. Doch der erste Vorsitzende des Seniorenbeirats Schwabach sorgt sich um die Zukunft des Bahnhofs in Allersberg. Ende 2013 läuft der Vertrag zwischen DB Regio – sie stellt die Züge – und der Bayerischen Eisenbahngesellschaft aus, die den Schienenpersonennahverkehr in Bayern bestellt und plant.

Gemeinsam haben die Seniorenbeiräte und Seniorenbeauftragten des Kreises Roth und der Stadt Schwabach einen Offenen Brief an die Deutsche Bahn geschrieben, genauer an den Konzernbevollmächtigten für den Freistaat Bayern, Klaus-Dieter Josel, und ihre Bedenken geschildert: „So wurde bereits mehrfach in der Presse darüber berichtet, dass die Deutsche Bahn AG auf der Strecke Nürnberg-München über Ingolstadt die Möglichkeit der Regionalverbindungen reduzieren will, sodass man in vielen Fällen gezwungen sein wird, auf den teureren ICE umzusteigen“, heißt es unter anderem in dem Schreiben, das der NZ vorliegt. Man müsse, erklärt Günter Franke, „solchen Überlegungen“ vorbeugen.

In seiner Antwort verweist der Konzernbevollmächtigte jedoch auf die Bayerische Eisenbahngesellschaft. Diese sei – im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie – für die Bestellung des Schienenpersonennahverkehrs im Freistaat verantwortlich.

BEG-Chef Fritz Czeschka kennt die Bedenken der Seniorenbeiräte. Bei der BEG ist jedoch von einer Einstellung der Verbindung nach 2013 keine Rede. „Wir werden weiter diese Verbindung aufrechterhalten“, versichert Czeschka gegenüber der NZ. „Es ist völlig undenkbar, dass wir kein Angebot auf dieser Strecke haben.“

Fahren mit Bayernticket soll weiterhin möglich sein

Auch das Fahren mit dem Bayernticket soll weiterhin möglich sein. Czeschka erklärt jedoch, dass es „Fahrplanverschiebungen“ geben wird. Denn die Züge werden unterschiedlich stark in Anspruch genommen. So nutzen vor allem am Wochenende viele Ausflügler das günstige Zugangebot, um nach München zu fahren. Die Haltestelle in Allersberg, erklärt der BEG-Chef, wird es weiterhin geben – die „Leistungen können jedoch ausgedünnt werden“.

Mit der Bahn wird die BEG auch über 2013 hinaus zusammenarbeiten. Nach Angaben von Fritz Czeschka wird es zwischen 2013 und 2016 eine „Übergangszeit“ geben, in der DB Regio weiterhin auf der Strecke fährt. Dies hängt mit den Zügen zusammen, die für diese Verbindung nötig sind. Weil neben dem Express auch ICE auf der Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt unterwegs sind – und das mit bis zu 300 Stundenkilometern – muss der Regionalexpress aus druckdichten Fahrzeugen bestehen. DB Regio setzt hierfür umlackierte IC-Wagen ein.

Geht es also nicht ohne DB Regio? Die DB erklärte, man würde kein Monopol auf Intercity-Wagen haben. BEG-Chef Czeschka sagte, man habe bei anderen europäischen Unternehmen nach druckdichten Fahrzeugen nachgefragt. Darauf habe sich aber niemand beworben.

Damit sich ein Unternehmen für die Strecke Nürnberg-München interessiert, muss sich diese natürlich finanziell rechnen. Weil es sich bei dem Abschnitt Nürnberg-Ingolstadt um eine Hochgeschwindigkeitsstrecke handelt, zahlt DB Regio an DB Netz 14 Euro pro Kilometer. Der Durchschnitt für Regionalzüge auf anderen Linien im Freistaat liegt bei 4,50 Euro. Diese Zahl bestätigte Czeschka vor kurzem dem „Donaukurier“.

Auf die Frage, wie attraktiv die RE-Strecke Nürnberg-München für DB Regio ist, erklärte DB-Regio Bayern-Chef Norbert Klimt: „Die Attraktivität einer Strecke oder eines Streckennetzes hängt für ein Verkehrsunternehmen immer von der Wirtschaftlichkeit der geleisteten Verkehre ab, das heißt, Kosten und Erlöse müssen im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Dies ist auch Ziel für die jetzt anstehenden Gespräche mit der BEG.“ Klimt erklärte zudem, DB Regio sei „aktuell im Gespräch mit der BEG über eine Übergangsbeteiligung bis 2016“.

Derzeit ist die Ausschreibung für ein Weiterführen des Verkehrs auf der Strecke in Vorbereitung. Ende 2013 soll dann der konkrete Partner feststehen. Letztendlich wird wohl der Preis, den die BEG anbietet, die Entscheidung bringen, ob es beim bisherigen Partner bleibt.

Das Thema hat mittlerweile die Politik erreicht. So kündigte der SPD-Verkehrssprecher Thomas Beyer aus dem Nürnberger Land an, dass er sich für die Beibehaltung des Regionalexpressverkehrs München-Nürnberg über die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Ingolstadt mit den Halten Allersberg und Greding einsetzen wolle. Beyer erklärte, dass er einen Antrag stellen will, dass das Wirtschaftsministerium im Wirtschafts- und Verkehrsausschuss des Landtags darüber Auskunft gibt, wie es nach dem Vertragsende 2013 mit der Verkehrsverbindung Nürnberg-München weitergeht.

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