Schlechte Noten für Gunzenhausen

28.4.2016, 15:59 Uhr
Schlechte Noten für Gunzenhausen

© Foto: Eisenbrand

Elf Städte – darunter Ansbach, Weißenburg, Treuchtlingen, Roth, Schwabach und Nördlingen – hatten die Schüler per Internet-Recherche mit ihrer Heimatstadt verglichen. Die Kriterien: Verkehrs- und Internetanbindung, Bildung/Kultur, Lebensqualität, Bevölkerungsentwicklung, Arbeitsmarkt und Alleinstellungsmerkmale. Und schon da schnitt die Altmühlstadt schlecht ab: Platz zehn, nur Treuchtlingen rangiert noch schlechter, Ansbach (Platz 1), Nördlingen, Dinkelsbühl und Schwabach (punktgleich auf Platz 2) sind weit enteilt, und auch der ewige Rivale Weißenburg steht deutlich besser da.

Kaum besser lief es für Gunzenhausen bei einer eilig nachgeschobenen Fragebogen-Aktion, bei der die Menschen zehnmal ihre Meinung äußern konnten. Zwar waren die meisten der Interviewten mit dem Schulangebot ebenso zufrieden wie mit den Einkaufsangeboten, allerdings erwiesen sich dabei die unter 25-Jährigen in diesen Punkten als deutlich kritischer als die Älteren. In Sachen Internet gab's durchweg schlechte Noten, und eine bessere Autobahn-Anbindung wünschen sich vor allem die Berufstätigen zwischen 25 und 60 dringend.

Richtig schmerzhaft wurde es dann für alle Lokalpatrioten, als es um die Frage „Würden Sie anderen Gunzenhausen als Wohnort empfehlen?“ ging: Während nämlich die ältere Generation darauf mehrheitlich mit „Ja“ antwortete, mochten zwei Drittel der unter 25-Jährigen keine solche Empfehlung aussprechen. Also eher keine „Zukunft hier“.

Zwar räumte der für die Projektgruppe zuständige Lehrer Roland Bührle ein, dass die Umfrage sehr schnell durchgezogen wurde und die Datenlage bei lediglich 78 Interviewten sehr dünn ist, aber trotz der fehlenden Repräsentativität glaubt er: „Tendenzen sind wohl erkennbar und auch richtig.“

Bürgermeister und Stadträte dankten zwar den engagierten Schülern für ihr Interesse an der Stadt, waren aber naturgemäß wenig erfreut über die Ergebnisse der Untersuchung – und hakten nach: Ob denn die Stadt in Sachen Kultur mehr tun müsse für junge Leute, fragte etwa Bürgermeister Karl-Heinz Fitz (Antwort: Ja). Und als er wissen wollte, warum Jugendliche weniger gern hier shoppen beziehungsweise, was sie von einer attraktiven Einkaufsstadt erwarten, bekam er eine Antwort, die ihn kaum überrascht haben dürfte: Im Vergleich zu Nürnberg biete Gunzenhausen einfach zu wenig Auswahl.

"Historisches Versäumnis"

Die Kritik der jüngeren Befragten am Schulangebot könne sich ja eigentlich nur auf das Fehlen einer Jungen-Realschule beziehen, befand SPD-Rat Gerd Rudolph: „Denn ansonsten ist ja alles da.“ Und: Die Wirtschaftsschule habe doch in Sachen mittlere Reife „stark aufgeholt“ und stehe „nicht ganz zu Recht im Schatten der Realschule“. Dr. Werner Winter (Freie Wähler) nannte das Fehlen einer Realschule ein „historisches Versäumnis“, er vermute, man habe der Mädchenrealschule „nicht wehtun wollen“. Und Fitz wies auf ein Dilemma hin: Wenn in Gunzenhausen eine Realschule entstehe, könne die die Wirtschaftsschule „in ihrem Bestand bedrohen“.

Der Bürgermeister, sichtlich betroffen vom Urteil der Schüler, die Stadt unternehme zu wenig in Sachen Kultur, wollte es dann noch einmal genau wissen: Wie informierten sich die Jugendlichen eigentlich über das Angebot in der Stadt? Und wie möchten sie gerne informiert werden? Und auch hier war die Antwort – mehr über Facebook und Internet, weniger über die Zeitung – wenig überraschend. Eher schon das Eingeständnis, dass den beiden Schülerinnen der Facebook-Auftritt der Stadt, den es bereits seit etlichen Jahren gibt, gänzlich unbekannt ist.

Da müsse man unbedingt aktiv werden, befanden denn auch die Stadträte, nachdem Lena Barthel und Johanna Weger die Sitzung verlassen hatten – man könne doch zum Beispiel von den Homepages der Schulen auf die städtische Facebook-Seite verlinken. „Der Auftritt muss mehr beworben werden“, forderte Fitz.

Wirtschaftsreferent Andreas Zuber sagte, die Resultate der Schülerstudie seien angesichts der schmalen Datenbasis „mit Vorsicht zu genießen“. Und auch Werner Winter betonte noch einmal, dass die Aussagen „nicht repräsentativ“ seien. Er sei sich jedenfalls sicher: „Es ist bei uns nicht so schlecht, wie es scheint.“

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