Schrebergärten türkischstämmiger Mitbürger verwüstet

17.9.2012, 10:42 Uhr
Schrebergärten türkischstämmiger Mitbürger verwüstet

© Blinten

Zwischenzeitlich hat sich auch die türkische Generalkonsulin Ece Öztürk Cil der Angelegenheit angenommen. Sie hat sich mit den betroffenen Familien in Feucht getroffen und sich vor Ort informiert.

Weil am Segersweg neben den von den türkischen Mitbürgern und einem Nürnberger Griechen gepachteten Gartengrundstücken auch eine ganze Reihe von Schrebergärten liegen, die in deutscher Hand sind, diese aber von den Vandalen verschont blieben, hegen die Betroffenen nun die Befürchtung, dass die Zerstörungen möglicherweise einen ausländerfeindlichen Hintergrund haben. Es gibt bisher zwar keinerlei direkte Hinweise in diese Richtung. „Wenn sich unsere Mitbürger aber deshalb sorgen, sind wir alarmiert“, so Generalkonsulin Cil.

Purer Vandalismus

Sie hat sich aus diesem Grund schriftlich an die Polizei gewandt und um möglichst schnelle Aufklärung der Angelegenheit gebeten. Die hat die Anzeige der aus Nürnberg stammenden Familien aufgenommen und die Kripo Schwabach eingeschaltet, die am vergangenen Montag in der Schrebergartenkolonie am Segersweg Spuren sicherte.

Konkrete Ergebnisse gibt es allerdings noch nicht. „Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand schließen wir aber einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Taten aus“, so Oberkommissar Matthias Riedel, Chef der Polizeiinspektion Feucht.

Für Riedel und seine Beamten deutet die Vorgehensweise der Täter eher darauf hin, dass hier aus purer Zerstörungswut gehandelt wurde - Vandalismus, mit dem die Polizei sich beinahe täglich befassen muss. Auf Beute hatten es die Unbekannten offenbar nicht abgesehen, weil aus den Gartenlauben der türkischen Familien nichts entwendet wurde.

Bislang keine Probleme

„Wir haben viel Arbeit in unsere Gärten gesteckt“, betonten Sprecher der acht Familien unisono bei ihrem Gespräch mit Cil, zu dem auch der Feuchter Bürgermeister Konrad Rupprecht hinzu kam. Probleme mit Nachbarn gebe es nicht. Seit man 1999 die Grundstücke vom Staatsforst gepachtet habe, sei man mit den Leuten in Feucht immer gut ausgekommen.

„Tatsächlich kennen wir hier keine offene Ausländerfeindlichkeit“, betonte Bürgermeister Rupprecht, der zunächst einmal davon ausgeht, dass es sich bei den Zerstörungen in den Schrebergärten lediglich um „ganz alltäglichen Vandalismus“ handelt. Nachdenklich mache ihn lediglich, dass die deutschen Nachbarn der Türken und des Griechen verschont blieben. „Zu unseren türkischen Mitbürgern haben wir jedenfalls ein sehr gutes Verhältnis, wozu auch der hiesige deutsch-türkische Verein beiträgt.“

In den vergangenen Jahren gab es in Feucht keine rechtsradikalen Umtriebe. Eine entsprechende Szene, wie sie etwa in verschiedenen Kommunen in Westmittelfranken existiert, gibt es in der Marktgemeinde nicht. In Feucht gibt liegt der Ausländeranteil derzeit bei sechs Prozent, so Bürgermeister Konrad Rupprecht, der betont, dass es ein harmonisches Miteinander in der Marktgemeinde gibt.

Sorgen ernst genommen

Professor Sefik Alp Bahadir, der Sprecher der türkischen Gemeinde in der Metropolregion, machte sich ebenfalls auf den Weg nach Feucht, nachdem er von den Vorgängen erfahren hatte. Er lobte ausdrücklich Rupprechts Interesse: „Wir sind dankbar, dass Sie als Feuchter Bürgermeister hierher gekommen sind und das ganze ernst nehmen.“ Für die Betroffenen seien die Vorfälle deshalb schlimm, weil sie befürchten, dass es dafür einen rassistischen Hintergrund gibt.

Ismail Akpinar vom Verein unabhängiger türkischer Industrieller und Unternehmer Müsiad hofft, dass die Polizei den Fall so schnell wie möglich klärt - und dass die Täter tatsächlich keine ausländerfeindlichen Motive hatten.

Einbrüche in Gartenlauben und Zerstörungen in Schrebergärten gibt es in Feucht immer wieder. Auch die Gärten der Nürnberger Türken am Segersweg waren vor sechs Jahren schon einmal Ziel von Vandalen. Damals wurde aber sehr viel weniger zerstört als jetzt. Die Betroffenen haben die Taten seinerzeit zwar angezeigt, Täter wurden aber nie ermittelt, ebenso wie bei anderen Straftaten in Gartengrundstücken, etwa an der Bahnhofstraße .

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