7:1! Ice Tigers rupfen die Roosters in der heimischen Arena

4.11.2018, 19:09 Uhr
7:1! Ice Tigers rupfen die Roosters in der heimischen Arena

© Sportfoto Zink

Dass die Länderspielpause keinen Tag zu früh kommt, war allen Beteiligten bei den Thomas Sabo Ice Tigers schon ein bisschen länger anzumerken; den Spielern natürlich, die in den vergangenen Wochen bei den meisten Auftritten weder körperlich noch geistig frisch wirkten; den Betreuern, die phasenweise alle drei Tage die Eishockey-Infrastruktur aufrecht erhalten mussten; und natürlich auch Martin Jiranek, der nach vier Spieltagen beschlossen hatte, nicht nur Sportdirektor, sondern auch wieder Cheftrainer sein zu wollen.

"Wir müssen uns noch drei Spiele durchkämpfen", sagte Jiranek vor zwei Wochen, dabei waren es da sogar noch fünf Spiele, bis zur Deutschland-Cup-Pause. Es schien so als hätte selbst er ein wenig den Überblick verloren.

Am Freitag beim 1:4 in Ingolstadt wirkten sie dann wirklich allesamt urlaubsreif. Jiranek schimpfte mit seinen Spielern, er diskutierte wütend mit den phasenweise indisponierten Schiedsrichtern, wahrscheinlich ärgerte er sich auch über sich selbst, dass es ihm nicht gelungen war, die Mannschaft nicht besser einzustellen. Nach der 1:0-Führung durch Maximilian Kislinger in der 25. Minute trat sie wieder genau wie die Mannschaft auf, die bis auf Platz zwölf der Liga durchgereicht worden war.

Auch in Unterzahl giftig

Natürlich hatten sich die Ice Tigers vorgenommen, sich am Sonntag vor eigenem Publikum mit einem anderen Gesicht in die kurzen Ferien zu verabschieden. Die Iserlohn Roosters kamen da trotz der Unterstützung durch einen ganzen Sonderzug gerade recht. Am Ende stand ein 7:1 (3:0, 1:0, 3:1)-Erfolg gegen das zweitschwächste Auswärtsteam der Liga.

Nachdem Leo Pföderl zuletzt nur noch 13. Stürmer hatte sein dürfen, hatte er sich am Freitag von der vierten in die dritte Reihe nach oben gekämpft, am Sonntag stand er in der Arena Nürnberger Versicherung sogar in der Startformation. Die entscheidendere Veränderung war aber, mit welchem Einsatz und überraschenderweise auch mit welcher Spielfreude die Ice Tigers den Arbeitstag angingen. Selbst in Unterzahl versuchten sie schnell vor das gegnerische Tor zu kommen, in Überzahl klappte das natürlich besser, in doppelter Überzahl noch besser.

Der Führungstreffer durch Patrick Reimer (11.) war geduldig herausgespielt, wie viel Ballast er von den zuvor so tief hängenden Schultern nahm, war im Gesicht des Kapitäns zu erkennen: Reimer ballte die Faust und schrie seine Freude, sicher auch seinen Frust heraus, anschließend kam es aber noch besser.

Check gegen den Kopf

Weil es Iserlohns Marko Friedrich für eine gute Idee hielt, direkt von der Strafbank kommend, Tom Gilbert mit einem Check gegen den Kopf niederzustrecken, entwickelte sich eine wilde Keilerei, an der abgesehen von den Torhütern alle Spieler auf dem Eis teilhaben wollten. Friedrich musste für sein fieses Foul duschen gehen, Gilberts Rächer fanden sich auf der Strafbank wieder. Als sich die Szenerie wieder etwas beruhigt hatte und die Ice Tigers wieder in Überzahl agieren durften, fiel das 2:0. Erneut wurde Reimer freigespielt, diesmal durfte aber Daniel Weiß vollenden (16.). Und nachdem sie das Powerplay für sich neu entdeckt hatten, trafen sie auch bei Gleichzahl auf dem Eis. Einen Schuss von Kislinger konnte Iserlohns Goalie Sebastian Dahm nur in die Mitte abprallen lassen, das 3:0 bereitete Chad Bassen keine Mühe (19.).

Wie ausgewechselt traten die Ice Tigers gegen die Roosters auf, dabei hatten sie sich das mit dem Neustart ja erst für nach der Länderspielpause vorgenommen. Zum Auftakt des zweiten Abschnitts hielten sie sich sogar mit nur drei Spielern auf dem Eis schadlos, was natürlich auch die Schwäche der Gäste verdeutlichte, die in der Tabelle noch einen Platz vor Nürnberg notiert sind.

Pause kommt ungelegen

Mit der Führung im Rücken klappte vieles, wenn auch nicht alles. Beim 4:0 stand Tom Gilbert am Ende der Nahrungskette einer wunderschönen Kombination (28.), in dieser Phase hätte bei entsprechender Konsequenz aber auch das 5:0, 6:0 oder 7:0 fallen können. Oder das 4:1. Niklas Treutle entschärfte die besten Versuche der Gäste, vor allem überzeugten aber auch seine Vorderleute. Im Schlussdrittel änderte sich an dieser Einschätzung nichts mehr; nicht nach dem ebenfalls sehr sehenswert herausgespielten 5:0 durch Shawn Lalonde (50.), nicht nach dem 6:1 durch Chris Brown (54.), dem 7:1 durch Brandon Buch (59.) und auch nicht nach dem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer von Anthony Camara (50.).

In dieser Form kommt die Länderspielpause für die Ice Tigers tatsächlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Beschweren wird sich wohl dennoch niemand.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Festerling, Lalonde/Aronson, Jurcina/Weber, Bender; Fox/Dupuis/Pföderl, Weiß/Acton/Brown, Bast/Buck/Reimer, Kislinger/Bassen/Alanov. - Schiedsrichter: Schukies/Schütz. - Zuschauer: 4530. - Tore: 1:0 Reimer (10:42/5-3), 2:0 Weiß (15:40/5-4), 3:0 Bassen (18:26), 4:0 Gilbert (27:29), 5:0 Lalonde (49:10), 5:1 Camara (49:24), 6:1 Brown (53:02/5-4), 7:1 Buck (58:10). - Strafzeiten: Nürnberg (20), Iserlohn (41) .
 

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