Als Nikl Bayer eine bittere Pille verabreichte

2.5.2012, 11:54 Uhr
Gratulant Stefan Kießling (rechts) trifft nun für Bayer. Marek Nikl traf einst siegbringend gegen Leverkusen.

© dpa Gratulant Stefan Kießling (rechts) trifft nun für Bayer. Marek Nikl traf einst siegbringend gegen Leverkusen.

“Das ist lange her“, sagt Marek Nikl. So lange, dass er die spielentscheidende Szene nicht mehr im Kopf hat. An die Folgen, die sein Treffer beim Heimfinale Ende April 2002 hatte, erinnert sich der Verteidiger umso besser. Durch den 1:0-Erfolg sicherte sich der Club am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt, dem Meisterschaftsaspiranten aus dem Rheinland machte er einen dicken Strich durch die Rechnung.

"Tolle Zeit auf großer Fußballbühne"

23 Minuten waren im Frankenstadion absolviert, als der Tscheche im gegnerischen Strafraum auftauchte. Nach einem Krzynowek-Freistoß und einem Stellungsfehler von Diego Placente war der zuverlässige Abwehrmann zur Stelle, köpfte den Ball ins Tor. Da der FCN die Führung danach leidenschaftlich verteidigte, entledigte er sich seiner Abstiegssorgen. Ballack & Co. verpassten ihre Meister-Chance. „Im Fußball geht’s immer weiter, wie im Leben“, kommentiert Nikl. Doch dann - in der Rückschau auf fast zehn Jahre Nürnberg – wird er doch noch sentimental: “Abgesehen von zwei Abstiegen war das eine tolle Zeit auf einer großen Fußballbühne. Ich habe nur positive Erinnerungen an den Club“, schwärmt der 36-Jährige.

Nach 141 Erstliga-, 87 Zweitligapartien, 16 Toren, zwei Aufstiegen und dem Pokalsieg kehrte Nikl im September 2007 als Spieler dorthin zurück, von wo er Ende 1998 an den Valznerweiher gewechselt war – zu den Bohemians aus Prag. Nach einer Achillessehnen-Operation sucht er den Anschluss, im Sommer läuft sein Vertrag in Tschechiens Hauptstadt aus. Den FCN hat er indes weiter auf dem Radar: “Ich verfolge jedes Wochenende, wie sich der Club schlägt“ – am Samstag bedeutet das wieder: Nürnberg gegen Leverkusen.

Auch 2002/2003 waren sich die Teams zum Abschluss von Hin- und Rückrunde begegnet. Im Mai 2003 besiegte die Werkself den bereits abgestiegenen Altmeister in einem Kellerduell, revanchierte sich so für die 0:2-Heimpleite zum Ende der Hinserie. Diesmal war es Leverkusen, das durch ein 1:0 aus eigener Kraft erstklassig blieb.

Der FCN ist neben Hertha BSC der einzige Bundesligist, der in den letzten vier Duellen mit dem UEFA-Cup-Sieger von 1988 keine Niederlage kassiert hat. Im Gegenteil: Die letzten beiden Direktvergleiche gewann der Club. Im Dezember 2011 beendete er durch einen 3:0-Coup in Leverkusen seine sportliche Talfahrt, nahm nach sechs sieglosen Auftritten in der BayArena die volle Punktezahl mit. Daniel Didavi und Bayer-Leihgabe Jens Hegeler brachten den spielfreudigen Außenseiter auf Kurs. Tomas Pekhart beseitigte durch seinen Kopfballtreffer die letzten Zweifel am verdienten Auswärtssieg.

Christian Eigler machte beim vorletzten Treffen der Kontrahenten mit einem Traumtor den Nürnberger Sieg klar.

Christian Eigler machte beim vorletzten Treffen der Kontrahenten mit einem Traumtor den Nürnberger Sieg klar. © dpa

Im Februar 2011 war der FCN der Werkself zunächst mit resoluter Zweikampfführung, nach der Pause mit verstärkten Offensivbemühungen begegnet. Nach guten Chancen und exakt einer Stunde zog Christian Eigler entschlossen ab. Durch die Beine von Simon Rolfes hindurch raste der Ball an den rechten Pfosten, von dort ins Tor. In der Schlussphase wurde der 100. Bundesliga-Auftritt von Traumtorschütze Eigler durch Gelb-Rot vorzeitig beendet. Der FCN verteidigte allerdings den Vorsprung, auch weil Juri Judt nach einer Ecke auf der Linie mit der Brust klärte.

In der Hinrunde 2010/11 hatte sich der Club beim 0:0 in Leverkusen den Zähler durch eine starke Defensivleistung verdient. In der Abwehr ging er rustikal zu Werke. So etwa, als Kapitän Andy Wolf durch ein hartes Einsteigen dafür sorgte, dass Stefan Kießling verletzungsbedingt ausgewechselt wurde, Bayer in der Folge mehrere Woche fehlte. Nationalstürmer Kießling hatte zuvor bei vier Wiedersehen mit dem Ex-Verein stets getroffen. Auf der Gegenseite war Christian Eigler dem Siegtor nahe, zweimal mit dem Kopf: Kurz vor dem Halbzeitpfiff flog der Ball Zentimeter rechts vorbei, in der Schlussphase zeigte sich Bayer-Torwart René Adler auf dem Posten.

Nürnberger 3:2-Vorliebe

Auf eigenem Platz hat der Club ein Lieblingsergebnis gegen Leverkusen: Bereits viermal gab es ein 3:2 .

Am 25. Spieltag 2010/11 gastierte die bis dato ungeschlagene Werkself in Nürnberg. Bayer ließ zwar die Punkte in Franken, nahm dem Club durch Stefan Reinartz aber Breno, der aus der FCN-Defensive längst nicht mehr wegzudenken war.

Am 25. Spieltag 2010/11 gastierte die bis dato ungeschlagene Werkself in Nürnberg. Bayer ließ zwar die Punkte in Franken, nahm dem Club durch Stefan Reinartz aber Breno, der aus der FCN-Defensive längst nicht mehr wegzudenken war. © Zink

So auch bei der vorletzten Begegnung in der Noris, als Eric Maxim Choupo-Moting die Schlafmützigkeit der Bayer-Defensive zweimal bestrafte. Vor dem 1:0 düpierte er das Innenverteidiger-Duo Hyypiä/Friedrich. Nach dem 3:0 durch Mickael Tavares schien der FCN endgültig auf die Siegerstraße eingebogen. Doch Stefan Kießling und Patrick Helmes machten es nochmal spannend. Die Freude über den Heimsieg wurde indes durch die schwere Verletzung von Club-Spieler Breno überschattet. Dieser erlitt nach kompromisslosem Einsteigen von Stefan Reinartz (in der Vorsaison noch Nürnberger Aufstiegsheld) einen Kreuzbandriss.

Ungetrübt war die Stimmung im November 2006 gewesen, als der Club den Champions-League-Finalisten von 2002 mit demselben Ergebnis nach Hause schickte. Das frühe Gegentor durch Ahmed Madouni beantwortete Robert Vittek postwendend mit dem Ausgleich. Kurz nach der Pause brachte Markus Schroth den FCN erstmals in Front. Ivan Saenko machte, nachdem Thomas Paulus den Ball zwischenzeitlich ins eigene Gehäuse getroffen hatte, den dreifachen Punktgewinn für die Meyer-Schützlinge perfekt.

Ein 3:2 war auch im September 1985 im Städtischen Stadion zu notieren gewesen. Thomas Brunner erzielte gegen seinen Junioren-Europameister-Kollegen Rüdiger Vollborn bereits in der dritten Minute den ersten Treffer, per verwandelten Elfmeter. Auch Roland Grahammer behielt nach rund einer Stunde vom Punkt gegen Leverkusens Torwart die Oberhand. Im Oktober 1981 hatte bei Nürnbergs 3:2 ebenfalls ein Elfer die Entscheidung gebracht: Club-Libero Horst Weyerich bewahrte trotz Lockenmähne kühlen Kopf und besorgte in der Schlussminute den Siegtreffer.

Verwandte Themen


Keine Kommentare