Bader: "Wir haben nicht komplett danebengelegen"

12.1.2015, 10:23 Uhr
Bader:

© Foto: Zink/DaMa

Herr Bader, Timo Gebhart ist seit gestern mit seiner Verurteilung zu einer Bewährungsstrafe vorbestraft. Wie geht denn der 1. FC Nürnberg mit diesem Thema um?

Martin Bader: Uns hat das Thema vor allem vor zwei Jahren beschäftigt, damals haben wir das auch sanktioniert. Seitdem ist Timo Gebhart nicht mehr auffällig geworden.

Als Vorbild taugt ein Spieler, der ja nicht nur einmal für negative Schlagzeilen gesorgt hat, aber nicht.

Bader: Bis Timo Gebhart zum Vorbild taugt, dauert es sicherlich noch seine Zeit. Aber es gibt für jeden eine zweite Chance. Er soll sich jetzt erst einmal auf seine Gesundheit konzentrieren. Wir sind froh, dass Recht gesprochen wurde, der Prozess ein Ende gefunden hat und wir wieder sportliche Schlagzeilen produzieren.

Da ist Ihnen jetzt zunächst einmal eher ein Schlagzeilchen gelungen mit der Verpflichtung von Sebastian Kerk, einem Ergänzungsspieler aus Freiburg. Die Euphorie rund um den Verein wird durch eine solche Personalie nicht größer.

Bader: Das ist mir vollkommen egal. Was war denn im Winter 2008, als wir Dennis Diekmeier, Stefan Reinartz und Marcel Risse geholt haben, da hat doch im Umfeld auch keiner gejubelt. Und wir wissen alle, was am Ende dabei herauskam. Die Entscheidung, Sebastian Kerk zu holen, ist eine, von der wir glauben, dass sie dem 1. FC Nürnberg guttut.

Kerk ist ausgeliehen, wenn Freiburg will, muss er am Saisonende zurück. Sie wollten solche Ausleihgeschäfte eigentlich nicht mehr machen.

Bader: Die Ausleihe ist eines von vielen Transferstilmitteln. Ausschließen sollte man keines. Kerk hat bei uns einen Vertrag bis Juni 2016, in Freiburg bis 2018. Die Freiburger haben von Beginn an gesagt: Unter diesem Umständen machen wir das Geschäft. Das galt auch für die anderen Vereine, die an ihm interessiert waren. Dann mussten wir uns entscheiden, ob wir das trotzdem wollen.

Die Entscheidung für eine Leihe ist also keine, die der Tatsache geschuldet ist, dass der Verein kein Geld hat für spektakulärere Verpflichtungen?

Bader: Warum sollten wir denn unsere sportlichen Einschätzungen davon leiten lassen, wie viel Geld wir ausgeben müssen? Jetzt wird es aber ein bisschen komisch.

Es geht einfach um die Frage, ob der 1. FC Nürnberg in dieser Winterpause in der Lage ist, für Neuzugänge etwas mehr Geld auszugeben.

Bader: Definieren Sie "etwas mehr". Wir haben immer darauf geachtet, dass sowohl der sportliche als auch der finanzielle Aspekt stimmt. Wir haben da eine Verantwortung. Wir haben bislang einmal richtig Geld ausgegeben: Das war 2013 für Josip Drmic, weil wir uns da sicher waren, dass es etwas bringt, das hat sich für uns ja auch gerechnet.

Also hat der FCN keine Geldsorgen?

Bader: Nein, keine Geldsorgen.

Wie steht es um Ihre persönlichen Sorgen? Der nun nicht mehr so neue Aufsichtsrat hatte ja angekündigt, die internen Strukturen überprüfen zu wollen. Das betrifft auch Sie.

Bader: Selbstverständlich werde ich kritisch gesehen, das war aber auch schon beim Vorgängergremium so. Dafür ist ein Aufsichtsrat da.

Aber in die tägliche Arbeit sind Sie nach wie vor im selben Maße eingebunden wie vor der Verpflichtung von Wolfgang Wolf, der ja vor der Saison als Unterstützung geholt wurde?

Bader: Selbstverständlich hat sich meine Arbeit verändert, seit Wolf zurück ist. Jede Entscheidung wird bis ins Detail mit ihm besprochen. Aber da gibt es noch andere, die mitdiskutieren: Reiner Zietsch, wenn es um den Nachwuchsbereich, Christian Möckel, wenn es um die Spielersichtung geht. Ich arbeite mit den Abteilungen zusammen, der Verein besteht nicht nur aus einer Person.

Am Ende entscheidet aber immer noch Martin Bader.

Bader: Natürlich ist es so, dass ich als Vorstand am Ende in der Verantwortung stehe. Genau so wie der Trainer René Weiler.

Ärgern Sie sich manchmal, dass Sie sich für den nicht schon im Sommer entschieden haben?

Bader: Dann hätten wir jetzt vielleicht Valérien Ismaël. Im Ernst: Das war damals keine Entscheidung gegen Weiler, sondern eine für Ismaël. Anders als Ismaël hat Weiler jetzt ein paar Spiele gewonnen. Valérien hat auch professionell gearbeitet. Aber René Weiler macht wirklich einen Top-Job. Es freut mich zu sehen, dass wir entgegen der öffentlichen Meinung doch ein paar Spieler haben, die Fußball spielen können, dass wir bei der Zusammenstellung des Teams nicht komplett danebengelegen haben.

Trotzdem soll diese Mannschaft noch ein wenig verändert werden.

Bader: Die Transferperiode dauert bis zum 31. Januar, und so lange so etwas geht, so lange gibt es Zu- und Abgänge. In den nächsten zwei, drei Tagen aber tut sich nichts, es ist mit dem Trainer abgesprochen, dass wir uns die Mannschaft jetzt noch einmal genau anschauen. Wir lassen uns Zeit mit unseren Entscheidungen.

Ihnen wurde zuletzt vorgeworfen, meist die falschen Entscheidungen zu treffen. Ist über Weihnachten die Freude am Beruf zurückgekehrt?

Bader: Die Freude war nie weg. Ich mache das nicht von Bewertungen in sozialen oder traditionellen Medien abhängig. Das ändert sich sowieso Samstag für Samstag.

Haben Sie Wünsche, was sich 2015 für Sie und den Club ändern soll?

Bader: Natürlich habe ich Vorsätze, Träume und Wünsche. Aber das trage ich nicht vor mir her. Es wäre nett, wenn die Menschen merken, dass beim 1. FCN vieles gut funktioniert - unabhängig davon, ob am Ende der Aufstieg steht oder nicht.

Wir haben die Überschrift des Artikels um 12.46 Uhr geändert. Die Redaktion.

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