Bei Hitze gilt: Viel trinken, aber unbedingt das Richtige!

8.7.2011, 20:50 Uhr
Bei Hitze gilt: Viel trinken, aber unbedingt das Richtige!

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NZ: Herr Fraunberger, wenn sich die Triathleten das Wetter für morgen wünschen dürften, welches sollte es sein?

Leonard Fraunberger: Optimal wäre eine Temperatur um die 20 Grad Celsius oder leicht kühler.

NZ: Weshalb?

Fraunberger: Bei sportlicher Betätigung steigt die Körperkerntemperatur. Wenn dazu die äußere Temperatur deutlich erhöht ist, steigert das zusätzlich die Körpertemperatur. Ganz wichtig ist es dann zu kühlen.

NZ: Wie heiß kann der Körper denn werden?

Fraunberger: Unter sportlicher Belastung kann die Körpertemperatur von 36 Grad hochgehen auf 38, 39, 40 Grad oder darüber. Wenn ich nicht entsprechend kühle und auch keine Flüssigkeit mehr dazubekomme, kann es zu Problemen wie Flüssigkeitsmangel und Hitzschlag kommen.

NZ: Also sollten die Sportler auf jeden Fall die Versorgungsstationen ausgiebig nutzen?

Fraunberger: Ja, nutzen, nutzen, nutzen. Trinken, trinken, trinken. Ich habe Messungen gemacht bei Hochleistungstriathleten, solchen, die auch den Ironman in unter acht Stunden bewältigen. Die habe ich eine Stunde im Wettkampftempo laufen lassen und sie vorher und hinterher gewogen. Da waren Flüssigkeitsverluste von 1,5 bis 3,3 Liter dabei. Jeder Athlet schwitzt natürlich anders. Bei einem wird nur der Kopf rot, beim anderen trieft das ganze Handtuch.

NZ: Was bedeutet der Wasserverlust für die Sportler?

Fraunberger: Der Wasserverlust muss entsprechend ausgeglichen werden. Der Sportler muss trinken, damit das wieder reinkommt. Wichtig ist auch, dass er das Richtige trinkt.

NZ: Isotonische Getränke?

Fraunberger: Nicht unbedingt. Viele Sportler denken, sie verlieren durch die Flüssigkeit auch Salze – diese Kruste, die dann immer an allen Trikots und Hosen hängt – sie schlucken deshalb Salztabletten oder erhöhen den Salzanteil in ihren Getränken. Aber damit erreichen sie oft den gegenteiligen Effekt: Wenn ich über den Magen hochkonzentrierte Salzlösung zu mir nehme, dann entziehe ich dem Blut erstmal Wasser. Neuere Zusammensetzungen sind geringer dosiert als früher. Sie sind also nicht mehr isoton, sondern hypoton. Dadurch kann die Flüssigkeit schneller vom Magen ins Blut gelangen und dann auch zu den Muskeln.

NZ: Aber an der Wettkampfstrecke gibt es extra isotonische Getränke für die Sportler.

Fraunberger: Wenn an der Strecke Iso-Getränke angeboten werden und reines Wasser, dann beides nehmen und einen erhöhten Wasseranteil zuführen. Je heißer es ist, desto höher der Wasseranteil.

NZ: Nützt es auch etwas, sich bei großer Hitze Wasser über den Kopf zu schütten?

Fraunberger: Das bringt äußere Kühlung, entweder mit einem nassen Schwamm oder sich eine ganze Flasche über den Kopf schütten, damit der Körper wirklich abkühlen kann.

NZ: Für Sonntag sind 26 Grad Celsius angekündigt. Sind bei solchen Temperaturen Höchstleistungen möglich?

Fraunberger: Man kann vielleicht nicht an seine maximale Leistungsgrenze herangehen. Wobei das auch unterschiedlich ist. Manche Sportler kommen ganz gut mit der Hitze zurecht. In Hawaii ist es noch extremer, weil da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist. Dadurch kann der Körper schlechter schwitzen.

NZ: Das heißt?

Fraunberger: Bei hoher Luftfeuchtigkeit verdunstet das Wasser auf der Haut schlechter, weil die Luft bereits mit ausreichend Wasser gesättigt ist. Auf dem Fahrrad ist das meist kein Problem, da kühlt der Fahrtwind. Problematisch wird es beim Laufen – da fehlt der Windeffekt.

NZ: Und beim Schwimmen?

Fraunberger: Da kann es tatsächlich durch die Neoprenanzüge in warmem Wasser zum Hitzestau kommen. Aber das Wasser ist derzeit wohl eher kühl.

NZ: Der Main-Donau-Kanal hat gerade 19 Grad Celsius.

Fraunberger: Das passt wunderbar! Meine beste Wettkampfzeit in Roth hatte ich bei 35 Grad Außentemperatur. Vielleicht waren aber auch nur die anderen an diesem Tag schlechter.

NZ: Wie lange waren Sie unterwegs?

Fraunberger: Neun Stunden. 22. bin ich damals geworden.

NZ: Gelingt den Triathleten bei dem erwarteten Wetter vielleicht sogar ein neuer Weltrekord?

Fraunberger: Wenn man die entsprechenden Regeln beachtet, kann das durchaus klappen. Marino Vanhoenacker hat diese Woche in Klagenfurt den Triathlon in 7:45 gepackt, und da war es auch nicht wesentlich kälter. Ich glaube, dass das möglich ist.
 

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